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Bio-Produkte machen fast ein Viertel mehr Umsatz am Markt

Die Coronakrise hat den Biomarkt weiter angekurbelt. Unter den größten Gewinnern sind Onlineshops, Obst- und Gemüsegeschäfte, Hofläden, Metzgereien und Vollsortimenter.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor: Niklas Wawrzyniak. Der Bericht ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 3/2021.

Auch 2020 prägten zweistellige Zuwachsraten die Entwicklung von Umsätzen und Konsum bei Bioprodukten. Insgesamt hat der Bio-Markt 22 % mehr umgesetzt als im Vorjahr, knapp 15 Mrd. € nach rund 12 Mrd. € 2019.

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Keine andere Krise der vergangenen 20 Jahre – BSE, Vogelgrippen, EHEC – hat den Bio-Markt derart belebt wie die aktuelle Pandemie. Sie ist systemischer und tiefgreifender. Auch Greta und die Klimabewegung dürften Treiber des Trends sein, vermuten Analysten.

Während der Markt zweistellig wächst, nimmt der Flächenzuwachs seit Beginn der Umstellungswelle 2016 wieder ab. Vorläufige Erhebungen für 2020 gehen von einem Plus von 5,3 % aus, 2019 waren es 7,7 %, davor rund 9 %. Das 20-Prozent-Flächenziel der Bundesregierung bis 2030 gerät damit in Bedrängnis.

Wer stemmt das Umsatzplus?

„Der Trend ging stark zum One-Stop-Shopping während der Pandemie“, erklärte Diana Schaack von der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) auf der digitalen Biofach Mitte Februar. Der stationäre Lebensmitteleinzelhandel hat um insgesamt 22 % zulegt, darunter die Vollsortimenter mit 30 %. Aber auch der Naturkostfachhandel (+16,4 %) und vor allem die sonstigen Einkaufsstätten (+35 %) bedienten die enorme Nachfrage.

Der Trend ging auch zum One-Klick-Shopping: Der Onlinehandel steigerte seinen Umsatz um sagenhafte 72 %, so die AMI auf Grundlage des GfK-Haushaltspanels. „Hätten diese Händler noch mehr Kapazitäten gehabt, wäre hier noch mehr drin gewesen“, meinte die AMI-Marktexpertin.

Personell und logistisch forderte das sprunghaft gestiegene Interesse viele Onlinehändler heraus. Auch Hofläden, Direktvermarkter und Handwerksbetriebe spürten den Boom deutlich und standen vor ähnlichen Luxusproblemen. Dort gaben Kunden 2020 fast ein Drittel mehr aus als im Vorjahr. Vor allem Geflügel (+88 %), Fleisch (+59 %), Mehl (+39 %) und Gemüse (+34 %) wurden verstärkt bei Handwerksbetrieben und Direktvermarktern nachgefragt.

Mehr für Bio-Qualität bezahlt

Fleisch und Geflügel, Mehle, Öle und Gemüse in Bio-Qualität: Die Menschen haben ihr Essen vermehrt in dem eigenen Küchen zubereitet – und dafür relativ mehr Geld ausgegeben als im Vorjahr. Die Verbraucherpreise sind 2020 für einige Frischeprodukte teils kräftig gestiegen. Teureres Bio-Fleisch auf dem Teller war ein Ersatz für ausgefallene Urlaube und Restaurantbesuche, schätzen Konsumforscher.

Obst und Gemüse haben mehr gekostet, weil Erntehelfer rar waren und das Wetter nicht überall die Erträge gefördert hat. Die Betriebskosten sind beispielsweise auch wegen strengerer Hygienemaßnahmen gestiegen, insbesondere bei der Verarbeitung von Tieren.

Diese Kostensteigerungen kommen nun verzögert bei den Verbrauchern an. Auch mehr Milch- und Fleischalternativen wurden nachgefragt, plus 55 und plus 32 %. Dieses relativ junge Segment ersetzt also Milch und Fleisch im Bio-Markt nicht direkt, sondern ergänzt den Bio-Warenkorb der Gesamtbevölkerung.

Zu Bio-Milch und Bio-Milchprodukten haben Konsumenten verstärkt gegriffen, bevorzugt zu H-Milch, Quark und Käse. Gleichzeitig nehmen Bio-Molkereien wieder Betriebe von ihren Wartelisten auf, die Milchmenge steigt moderat. Auch die Produktion von inländischem Getreide, Obst und Gemüse nimmt stetig zu, die Importanteile gehen zurück. Bei Getreide lag die Erntemenge bei 1,14 Mio. t und der Importanteil bei 13 %. Der Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt wird aktuell auf 6,4 % geschätzt, die Gesamtmarktzahlen fehlen noch.

Marktteilnehmer gehen davon aus, dass eine gesteigerte Bio-Produktion Abnehmer finden wird und dass der Bio-Markt weiter wächst. Dafür sprechen Pläne der Bundesländer, in öffentlichen Kantinen mehr Bio-Qualität einzusetzen, dafür sprechen Konsumgewohnheiten aus der Krise, die sich teils fortsetzen könnten. „Die künftige Nachfrage in der Außerhausverpflegung tendiert nach oben, schon im zweiten Quartal 2019 und vor Corona“, sagte Marktkennerin Diana Schaack, „davon bleibt einiges erhalten. Insgesamt wird es aber wohl kein Plus von 20 % mehr geben.“

Wenn Kantinen und Restaurants wieder öffnen, wird zu Hause weniger gekocht; das könnte den Bio-Konsum auf durchschnittliche oder leicht überdurchschnittliche Zuwachsraten zurückholen.

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Naturkostfachhandel profitiert von der Krise - langfristiger Trend wird sich fortsetzen

Der derzeitige Boom im Fachhandel lässt diesen Sektor des Bio-Markts vordergründig gut aussehen, hintergründig und langfristig ist dieses aktuelle Hoch aber fraglich. Das vermutet Klaus Braun vom Beratungsunternehmen Klaus Braun, der den Naturkostfachhandel kennt wie kaum ein anderer.

Braun ist skeptisch: „Kurzfristig hält die Entwicklung wohl an, mittelfristig kommt es auf die Entwicklung der Gesellschaft und der Gesamtwirtschaft an und wie wir aus der Krise kommen.“ Das Marktvolumen des Naturkostfachhandels inklusive Hofläden ist von 3,2 Mrd. € (2019) auf 3,7 Mrd. € (2020) um 16,4 % gewachsen.

Die Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Produkte lagen 2020 bei 180 €, davon blieben dem Fachhandel 45 €, das ist ein Viertel. Vor zehn Jahren gaben Konsumenten 75 € pro Kopf und Jahr für Bio-Lebensmittel aus, davon floss ein Drittel (25 €) in den Fachhandel. Absolut haben sich die Umsätze des Fachhandels also fast verdoppelt, die relative Bedeutung ist aber zurückgegangen.

Der Trend zur Filialisierung hält weiter an, inhabergeführte Läden werden seltener. Auch die Größe der Verkaufsflächen folgt der langfristigen Entwicklung, große Flächen sind gestiegen, kleine haben abgenommen und mittlere sind gleich geblieben. „Es werden nicht mehr Fachhändler, aber sie werden größer“, bestätigte Klaus Braun.

Womöglich eine Momentaufnahme ist auch die Handelsspanne der Händler, die bei fast 36 % liegt. Denn in den vergangenen beiden Jahren seien die Kostenanteile gesunken, so der Experte. Weil das vorhandene Personal mehr Umsatz stemmte, hat die Personalkostenquote abgenommen.

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