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topplus Bio-Rübenanbau

Bio-Zucker auf dem Vormarsch

Mit der wachsenden Nachfrage nach Bioprodukten und Biozucker steigt die Rübe in der Gunst von Bio-Landwirten. Doch der Markt ist eng und zäh.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Bericht ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 10/2020:

Deutschlands Öko-Zuckerrübenfläche wächst. Laut AMI-Strukturdaten waren es 1.200 ha im Jahr 2014, ein Anteil von 0,6 Prozent an der gesamten Rübenfläche. 2019 haben Bio-Landwirte bereits auf 5.900 ha Rüben eingesät (siehe Grafik), der Anteil hat sich mit 1,4 Prozent mehr als verdoppelt. Zum einen weiten bestehende Bio-Rübenbauern ihre Flächen aus, zum anderen nehmen weitere Bio-Bauern die Rübe neu in ihre Fruchtfolge, und schließlich setzen einige Umsteller den Anbau auf einem Teil ihrer Fläche fort. Für Aufwind sorgte 2017 der Wiedereinstig der Nordzucker AG in den Bio-Zuckermarkt.

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Mit dem Wegfall des EU-Quotensystems 2017 wurde der deutsche Rübenanbau auf den freien Markt geworfen. Seitdem muss er sich in Europa und der Welt neu sortieren. Der geschützte Preis stürzte auf Weltmarktniveau, Zuckerwerke machten dicht. Laut der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) stieg die Anbaufläche in Deutschland um fast 100.000 ha auf zwischenzeitlich rund 390.000 ha. Doch geben jährlich mehrere hundert konventionelle Bauern den Rübenanbau auf, nicht bekannt ist, ob darunter auch Betriebsaufgaben fallen. Die durchschnittliche Rübenfläche eines Anbauers liegt bei gut 14 ha und vergrößert sich tendenziell.

Schleppend von Rohr zu Rübe

Gleichzeitig wächst das Interesse an Bio-Zucker in Deutschland und der EU, weil der Konsum von Bio-Lebensmitteln zunimmt. Dabei konkurrieren Rohr- und Rübenzucker auf dem Weltmarkt. Nur zögerlich steigen Bio-Verarbeiter, die traditionell auf den günstigeren Rohrzucker setzen, auf heimischen Rübenzucker um. Deshalb führen die Zuckerfabriken die Flächenausweitung und neue Anbauverträge im Bio-Segment an der kurzen Leine. Denn auch Frankreich und Italien haben den Schritt in den Bio-Zuckermarkt gemacht.

In Frankreich umfasst die Öko-Fläche aktuell rund 1.500 ha. Die beiden Zuckerunternehmen heißen Tereos (500 ha) und Christal Union (1.000 ha). Laut Medienberichten streben sie in den kommenden Jahren eine jährliche Verdoppelung der Öko-Fläche an, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Im EU-weiten Vergleich des gesamten Zuckerrübenanbaus liegt Frankreich auf Platz eins, gefolgt von Deutschland und Polen.

Der italienische Zuckerhersteller Coprob (Cooperativa Produttori Bieticoli) hat dieses Jahr zum zweiten Mal Bio-Rüben verarbeitet. 149 Bio-Anbauer und 1.600 ha in Nord- und Mittelitalien stehen unter Vertrag. Der Bio-Anbau professionalisiert sich dort mithilfe der Forschung und dem Anbauverband Federbio.

Österreichs Rübenbauern kämpfen sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Anbau mit dem Derbrüsselkäfer. Er tritt epidemisch auf und vernichtet junge Rübenpflanzen. Früher sei er alle 20 Jahre aufgetreten, heute sei er Gewinner des Klimawandels, sagt Bio Austria. Durch den Artenverlust fehlen die Fressfeinde. 2019 wurden nur 600 ha von 1.600 ha ausgesäten Bio-Rüben gerodet, in diesem Jahr hat der Käfer die Hälfte von 1.700 ha gefressen. Das Interesse am Bio-Anbau sei aber weiter hoch, Landwirte bieten zusätzlich rund 2.000 ha an. Alle Rübenanbauer in Österreich sind seit einem Jahr von Bio Austria zertifiziert, sodass nur noch eine Qualität bei Agrana-Zucker verarbeitet wird. Agrana ist ein Tochterunternehmen von Südzucker.

Wenig neue Verträge

Deutsche Bio-Rübenanbauer liefern ihre Rüben zur Nordzucker AG, zur Südzucker AG und zur Schweizer Zucker AG in Frauenfeld. Während Südzucker und die rebio im Moment keine neuen Landwirte vertraglich binden wollen, will Nordzucker weitere Landwirte aufnehmen. Zum Umfang des Anbaus halten sich die beiden deutschen Großkonzerne bedeckt. Die Rüben für das Schweizer Werk bündelt die Erzeugergemeinschaft rebio mit Sitz in Rottenburg ausschließlich von Landwirten, die einem Bio-Anbauverband angehören.

2019 wurden rund 60.000 t Rüben verarbeitet. In diesem Jahr stehen 136 Landwirte unter Vertrag, die über 1.000 ha mit Rüben bestellen. Bis zu 3.000 t Zucker in Verbands-Qualität werden nach Deutschland zurückgeführt, der Rest bleibt in der Schweiz. Größter Einzelabnehmer in Deutschland ist derzeit der Getränkehersteller Neumarkter Lammsbräu. 2019 hat er fast 200 t Invertzuckersirup verarbeitet. Ab 2022 soll laut dem Unternehmen das Einkaufsvolumen bei der rebio deutlich steigen.

Ökonomisch interessant

Für Bio-Bauern ist die Zuckerrübe betriebswirtschaftlich interessant, im Anbau heißt die Einstiegshürde weiterhin Handhacke. Ein Zuckergehalt von rund 17 Prozent wird mit bis zu 100 Euro pro Tonne reine Rüben vergütet. Die Erträge liegen je nach Standort und Unkrautmanagement mit weniger als 300 und bis mehr als 800 dt/ha weit auseinander, auch der Zuckergehalt schwankt stark (<15 % bis >20 %). Weil mechanische und automatisierte Technik wie kameragesteuerte Hacken und Jäteroboter Unkräuter aber noch nicht präzise genug in der Reihe erfassen, sind weiterhin 100 bis 150 Akh/ha Handhacke Standard. Stimmen Standortbedingungen und Kulturführung, winken Deckungsbeiträge von bis zu 5.500 Euro/ha.

Die Bio-Ernte 2020 schätzen Berater und Zuckerwerke in vielen Regionen als insgesamt durchschnittlich ein, mit extremer Bandbreite. Dem Unkrautmanagement kam hier und da die Frühjahrstrockenheit zugute. Wo es zur rechten Zeit geregnet hat, natürlich oder künstlich, sind die Rübenerträge hoch.

Ab 2023 nur noch Bioland-Zucker

Die Bioland-Bundesdelegierten haben auf der Bundesdelegiertenversammlung im November 2019 einen Grundsatzbeschluss zur Verwendung von Bioland-Rübenzucker gefasst. Demnach darf ab 1.1.2023 in Bioland-Produkten nur noch Bioland-Zucker verwendet werden. Bis dahin soll der Einsatz von Bioland-Zucker stufenweise gesteigert werden. Die Imker bei Bioland haben sich bereits 2015 selbst verpflichtet, ihre Völker nur noch mit Zucker in Bioland- Qualität zu füttern.

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