Infolge der Ausbreitung der Geflügelpest in Europa und Asien wittert Brasiliens Geflügelfleischwirtschaft verbesserte Exportchancen. Laut Medienberichten geht die brasilianische Vereinigung Tierisches Protein (ABPA) davon aus, dass Exportbeschränkungen für Erzeugerstaaten, in denen die hochansteckende Tierseuche aufgetreten ist, die Absatzchancen für Brasilien auf dem globalen Markt verbessern. So könnten beispielsweise europäische Länder mehr Geflügelfleisch in Brasilien ordern, um die lokale Nachfrage zu decken.
ABPA sieht außerdem die Möglichkeit, dass sich europäische Produzenten künftig verstärkt auf die Versorgung der heimischen Bevölkerung konzentrieren und dafür weniger exportieren. Auch dadurch würde sich das Absatzpotential für Brasilien vergrößern, so die Vereinigung. Die Effekte seien vergleichbar mit den Wirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf den globalen Markt, aber voraussichtlich weniger stark ausgeprägt. Brasilien ist schon heute der weltweit größte Geflügelfleischexporteur.
Für das Kalenderjahr 2020 meldete die ABPA eine Exportmenge von 4,23 Mio t Geflügelfleisch, nach 4,21 Mio t im Jahr davor. Trotz des moderaten Wachstums gingen die Exporterlöse im Vorjahresvergleich 2020 preisbedingt um 12,5 % zurück, und zwar auf 6,12 Mrd $ (5,07 Mrd Euro). Hauptkunde war China, wohin mit 673 000 t rund 15 % mehr Ware verschifft wurde. Deutlich schwächer fiel die Zunahme bei den Ausfuhren in die Europäische Union mit 1 % auf 252 200 t aus.
Schweinefleischabsatz boomt in Asien
Besonders erfolgreich verlief 2020 der brasilianische Schweinefleischexport. Mit einer Rekordmenge von 1,02 Mio t einschließlich Verarbeitungsfleisch wurde laut ABPA erstmals die Marke von 1 Mio t geknackt; die Ausfuhr legte gegenüber 2019 um 271 000 t oder 36,1 % zu. Kräftig sprudelten auch die Exporteinnahmen, die binnen Jahresfrist um 42,2 % auf das neue Allzeithoch von 2,27 Mrd $ (1,88 Mrd Euro) stiegen. Maßgeblich für das kräftige Wachstum war vor allem der Absatzboom in China; die Liefermenge dorthin fiel mit 513 500 t gut doppelt so hoch wie 2019 aus. Verdreifacht hat sich sogar der Export in das ebenfalls von der ASP geplagte Vietnam, und zwar auf 40 300 t. Mit den weiteren wichtigen Destinationen Hongkong und Singapur ging rund 80 % des von Brasilien international verkauften Schweinefleisches nach Asien. Dahinter folgten Kunden auf dem eigenen Kontinent, wo der Absatz allerdings im Vorjahresvergleich um 5,9 % auf 128 100 t rückläufig war.
Dafür rückte Afrika stärker in den Blickpunkt der brasilianischen Anbieter, wo sie mit Angola als wichtigstem Abnehmer ihre Schweinefleischverkäufe um 5,3 % auf 60 900 t steigern konnten. Keine Rolle mehr spielte die Ausfuhr nach Russland, die auf nur noch rund 100 t zusammenbrach. Das Gros der brasilianischen Schweinefleischausfuhren bestand zu fast 90 % aus frischer, gekühlter und gefrorener Ware, die sich laut dem dänischen Dachverband der Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) 2020 auf gut 900 000 t beliefen. AgE
