Insbesondere mit Blick auf China als weltgrößtem Importeur von Agrargütern warnt das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) vor dem Horten von Agrargütern oder der Fokussierung auf die eigene Produktion und kurze Lieferketten.
Die Wissenschaftler in Halle betonen die Bedeutung des internationalen Agrarhandels als Schlüsselfaktor für die globale Ernährungssicherheit. Durch eine übermäßige Vorratshaltung würden große Mengen von Agrargütern von den Weltmärkten genommen, was zu Knappheit besonders in Ländern mit niedrigem Einkommen führen könne.
Das Horten führe zudem zu Ineffizienzen. Während überschüssige strategische Reserven vielleicht nicht einmal notwendig seien, seien die Kosten der Lagerhaltung und -verluste beträchtlich, so IAMO. Die Entnahme größerer Mengen von den Weltmärkten dürfte zudem nicht nur Preisspitzen verstärken, sondern stehe auch einer Preisstabilisierung im Weg.
Nachfrage nach Lebensmitteln wächst
Darüber hinaus stellen die Wissenschaftler fest, dass es sich die meisten Länder und auch China nicht leisten könnten, sich von den weltweiten Agrarmärkten zurückzuziehen. Zu hoch seien die globalen Herausforderungen. Die Nachfrage nach Lebensmitteln steige, während die Grenzen natürlicher Ressourcen zunehmend ausgereizt seien.
Steigende Preise für Mineraldünger behinderten weitere Produktivitätssteigerungen. Gleichzeitig steigere der Klimawandel die Unsicherheiten in der Produktion. Pandemien bei Mensch und Tier erhöhten das Risiko von Störungen der Produktion und Logistik.
Letztendlich werde kein Land, auch nicht China, in der Lage sein, die globalen Herausforderungen im Alleingang zu bewältigen, betont IAMO. Eine vollständige Selbstversorgung mit den wichtigsten Nahrungsmitteln möge ein nachvollziehbares Ziel sein, könne aber nicht ohne Übernutzung natürlicher Ressourcen und Wohlfahrtsverluste erreicht werden.
Gewarnt wird auch vor einer zu starken Blockbildung, denn diese führe zu einer De-Globalisierung der etablierten Handelsstrukturen und einer Fragmentierung des Weltmarktes. Eine Schwächung des Sicherheitsnetzes des globalen Agrarhandels wäre die Folge, vor allem zu Lasten hungernder Menschen im globalen Süden, aber auch mit ökonomischen Konsequenzen weltweit. Gerade in Zeiten geopolitischer Krisen sei die Weltbevölkerung aber auf ein weitgehend offenes Handelssystem angewiesen.