Der Anteil der Landwirte an den Lebensmittelpreisen befindet sich weltweit im Rückwärtsgang. Nach den Ergebnissen einer Studie von Forschern der Universität Kopenhagen mit Daten aus 61 Ländern, die zusammen rund 90 % der Weltwirtschaft abdecken, bekommen die Erzeuger im Durchschnitt dieser Staaten mit 27 % aktuell noch gut ein Viertel des Endverbraucherpreises. Der Rest bleibt in der Wertschöpfungskette für Verarbeitung, Transport, Lagerhaltung und Handelsspanne hängen.
Wie aus der Analyse zudem hervorgeht, ist der Anteil der Landwirte an der Wertschöpfungskette in der letzten Dekade je nach Land zwischen 16 % und 38 % gesunken. Die dänischen Wissenschaftler führen dies auf den wachsenden Wohlstand in vielen Staaten und die sich damit verlängernde Prozesskette zurück.
Laut Prof. Eva-Marie Meemken vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomie der Universität Kopenhagen geht zunehmender Wohlstand in der Regel auch mit veränderten Verzehrsgewohnheiten einher. So nehme der Außer-Haus-Verzehr deutlich zu, und es würden mehr Produkte mit einem hohen Verarbeitungsgrad wie Fertiggerichte gegessen oder nach Nahrungsmitteln mit höheren Qualitäten verlangt. Dadurch wachse die „Strecke zwischen Erzeuger und Verbraucher“, was sich in einem schrumpfenden Anteil der Landwirte an der Wertschöpfung äußere, so Meemken.
Sie gibt zu bedenken, dass diese Entwicklung im Gegensatz zu den von der Europäischen Union propagierten Klimaschutzbemühungen stehe, da längere Ketten und ein höherer Verarbeitungsgrad erfahrungsgemäß mit steigenden Treibhausgasemissionen verbunden seien.
In diesem Zusammenhang warnt die Wissenschaftlerin davor, den „Schwarzen Peter“ bei den ernährungsbedingten Klimagasemissionen der Erzeugerstufe zuzuschreiben. Eine Debatte über Klimaschutz in diesem Sektor sollte nach ihrem Verständnis auch die nachgelagerten Sektoren einschließen.