Ist es ein Befreiungsschlag oder nur Marketing? Danish Crown hat die Notierung für Schlachtschweine um stolze 22 Cent angehoben und liegt damit nur noch unwesentlich unter den Schlachterlösen in Deutschland. Nach Berechnungen der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) liegt Dänemark bei umgerechnet 1,93 € je kg SG und die deutsche Notierung bei 1,95 € je kg SG (nach Abzug der Vorkosten).
Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown begründet den extremen Preisanstieg mit besseren Fleischgeschäften und ersten Erfolgen der Umstrukturierungsmaßnahmen im Unternehmen. Der neue Preis gilt ab sofort (5. Mai) für alle Miteigentümer der dänischen Genossenschaft.
Weniger Jahresbonus?
Zum Teil ist die Preiserhöhung aber auch auf eine Umverteilung zurückzuführen. Denn dänische Schweinehalter erhalten am Ende des Geschäftsjahres immer eine Restzahlung. Der Verwaltungsrat von Danish Crown hat beschlossen, für 2024/25 eine Restzahlung für alle Schlachttiere von 70 Øre je kg statt einer Krone anzustreben (also 9 Cent/kg statt 13 Cent/kg). Die genaue Höhe hänge aber von der Finanzkraft des Konzerns ab und könne auch kleiner ausfallen, heißt es.
"Wir müssen das Geld schneller an die Besitzer auszahlen, damit sie die Liquidität haben, ihre Ställe mit Schweinen und Rindern für unsere Schlachthöfe zu füllen. Aber das allein reicht nicht aus, um den Angeboten einen so großen Schub zu geben. Auch unsere laufenden Erträge haben sich verbessert, und nicht zuletzt erzielen wir bessere Preise für unsere Produkte", lässt sich Niels Duedahl, CEO von Danish Crown, in einer Pressemeldung zitieren.
Kostensenkungsplan greift
Richtig ist: Danish Crown will und muss Kosten sparen. Im Herbst 2024 beschloss Danish Crown deshalb einen Kostensenkungsplan. So wurden beispielsweise 500 Stellen abgebaut und gleichzeitig große Anstrengungen unternommen, um eine Reihe von verlustbringenden Aktivitäten in den Griff zu bekommen.
Das Deutschlandgeschäft macht demnach keine Verluste mehr.
Ein Verarbeitungsbetrieb in China wurde geschlossen und soll verkauft werden.
Eine neue Bacon-Fabrik in England hat den Betrieb aufgenommen.
"Wir sehen, dass es uns gelungen ist, das Ergebnis zu verbessern, obwohl wir weniger Schweine schlachten. Diese Entwicklung muss unseren Eigentümern zugute kommen. Ich möchte aber betonen, dass wir noch nicht am Ziel sind, auch wenn wir einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir können und müssen unser Ergebnis weiter verbessern, aber wir stehen besser da als vor einem halben Jahr", sagt Niels Duedahl. Man darf gespannt sein, wie die Halbjahresbilanz ausfällt, die am Freitag, den 16. Mai, vorgelegt wird.
Problem Ferkelexport
Das Hauptproblem des Konzern ist aber weiterhin nicht gelöst. Denn aus Sicht von Danish Crown verlassen zu viele Ferkel das Land. Im Jahr 2024 waren es knapp 17 Mio. Ferkel - so viel wie noch nie. Sie gehen vor allem in Richtung Deutschland und Polen.
Insider vermuten, dass Dansih Crown mit dem Preissprung ein Signal Richtung heimische Schweinehaltung setzen will und hofft, dass die dänischen Mastställe wieder voller werden. Denn viele dänische Schlachthöfe haben ein Auslastungsproblem. Einige wurden deshalb in den letzten Jahren geschlossen.
Harte Schlachter-Konkurrenz
Darüber hinaus spürt DC auch die Konkurrenz im eigenen Land. Vor allem Tican, die Nummer 2 im Land und zur Premium Food Group zugehörig (früher Tönnies-Konzern), ist auf Wachstumskurs und hat seine Schlachtzahlen deutlich ausgebaut.
Während Danish Crown in den ersten vier Monaten 2025 nur gut 3 Mio. Schweine schlachtete und damit im Vergleich zum Vorjahr nochmals 17 % der Schlachtungen einbüßte, legte Tican im gleichen Zeitraum um rund 40 % auf 1,25 Mio. Schweine zu. „Der Konzern muss reagieren, um nicht neue Auslastungsprobleme zu bekommen“, sagt ein Kenner der Szene.