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„Das Futtergetreide sollte bis zur neuen Ernte reichen“​

Beim Thema Futter liegen die Nerven blank. Die Preise steigen immer weiter und einzelne Beteiligte zweifeln, ob das Futter überhaupt bis zur neuen Ernte reicht. Wie schätzen Börsenmakler die Lage ein? ​

Lesezeit: 3 Minuten

Die Rohstoffmärkte sind im Ausnahmezustand und die Preise auf Rekordniveau. Das stellt auch die Futterversorgung vor Probleme. Bei welchen Komponenten ist die Versorgung derzeit besonders eng?

Michael Thorn-Vosding: Vor allem das Angebot an Gerste und Weizen ist derzeit sehr begrenzt. Generell ist es schwierig größere Partien (>500 t) Getreide zu kaufen. Zuletzt kamen mehr Lieferungen aus Polen zu uns. Dort ist nun jedoch die Logistik am Limit und es ist weniger Ware angekündigt.

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Bei den Eiweißkomponenten ist vor allem Rapsschrot knapp und teuer. Sojaschrot ist zwar ebenfalls hoch im Preis, aber zumindest gut verfügbar. Sehr eng ist die Versorgung allerdings bei GVO-freiem Sojaschrot. Das war auch schon vor dem Krieg ein Mangel und hat sich noch verschärft. Die Mischer warten aktuell auf GVO-freies Soja aus Südamerika und überbrücken es teilweise mit indischer Ware. Teilweise werden auch Alternativen geprüft wie Erbse und Ackerbohne kompensiert. Zuletzt gab es hier zumindest die Möglichkeit mal länger als zwei Monate im Voraus kaufen zu können.

Viele Tierhalter machen sich Sorgen, ob die Rohmengen bis zur neuen Ernte reichen. Wie kritisch ist die Lage?

Thorn-Vosding: Die Lage ist angespannt. Wir gehen aber davon aus, dass wir in Deutschland den Anschluss an die neue Ernte schaffen werden. Die Mischer sind bei Getreide schätzungsweise zwischen 60 bis 80 % gedeckt. Bei den aktuellen Rekordpreisen wird aber keine höhere Deckung angestrebt. Die Mischer leben somit von der Hand in den Mund. Erschwerend für die Planung ist, dass wegen der hohen Dieselkosten Speditionen und Lieferanten unter Druck stehen. Bislang wurden die kontrahierten Mengen aber ohne Ausfälle geliefert.

Wir schätzen, dass die Mischer bei Getreide zu 60 bis 80 % gedeckt sind.“ - Thorn-Vosding

Die Mischfutterpreise steigen immer weiter und verunsichern die Tierhalter. Was sollen die Bauern tun – abwarten oder auf Vorrat kaufen?

Thorn-Vosding: Im Ukraine-Konflikt ist bisher keine Entspannung in Sicht und damit auch keine fallenden Preise. Zudem wurden teilweise die gestiegenen Tagespreiskosten noch nicht überall zu 100% im Mischfutter umgesetzt. Vor diesem Hintergrund machen Futterkontrakte auch jetzt Sinn, selbst wenn aktuell nur kurze Laufzeiten möglich sind. Es geht schlicht um Kalkulationssicherheit.

Welche Erwartungen haben Sie für den Sommer bzw. die Nacherntephase? Wird sich die Lage entspannen?

Thorn-Vosding: Das ist noch völlig offen. Sollten die Kampfhandlungen kurzfristig eingestellt werden, sind die Frühjahresarbeiten auf den ukrainischen Feldern möglich, und die Weltendbestände für Getreide müssten im besten Fall nur geringfügig korrigiert werden. Wir können derzeit aber auch weiter steigende Preise nicht ausschließen.

Die Ukraine könnte nach Kriegsende schnell wieder via Schiff exportieren.“ - Thorn-Vosding

Die Grenzen Russlands und der Ukraine sollen nicht komplett geschlossen sein. Wie viel Ware kommt in der aktuellen Lage auf den Weltmarkt?

Thorn-Vosding: Es wird weiterhin exportiert, das stimmt! Russland verschifft aus seinen Schwarzmeerhäfen Weizen. Die Ukraine bringt seine Exporte per Bahn oder Lkw via Rumänien, Bulgarien auf den Weg. Allerdings ist das entsprechend weniger Menge.

Laut ukrainischen Angaben wären die Exporte via Schiff sogar innerhalb von drei Wochen nach Beendigung des Krieges möglich.

Dann stellen sich aber neue Fragen: Welche Mengen kann und will die Ukraine überhaupt zur neuen Ernte exportieren? Wie gestaltet sich die Logistik? Erhöhen sich die Versicherungen für Transporte aus der Region? Wie wird bezahlt? Wer darf und will diese Ware aufnehmen? Russisches Getreide ist gebrandmarkt und bei ukrainischer Ware droht stets Force Majeure.

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