Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Markt

Das Kartoffelangebot bleibt überschaubar

Die Kartoffelpreise haben beim Übergang von den „Frühen“ zur Haupternte nachgegeben. Aber Beobachter erwarten keinen anhaltenden Druck. Viele Anbauer haben die Flächen eingeschränkt.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Christoph Hambloch, Marktexperte der AMI, Bonn

Unbestritten: Beim Übergang zur Haupternte bröckelten die Kartoffelnotierungen auch in diesem Jahr etwas ab. Aber im Vergleich zu den Vorjahren hält sich der Druck in Grenzen, und die Aussichten für den weiteren Saisonverlauf werden besser eingestuft als damals. Das Angebot dürfte in der Saison 2021/22 kleiner ausfallen als in den Vorjahren und bei geschickter Vermarktung zu auskömmlichen Erlösen am Markt zu platzieren sein.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Anbau eingeschränkt

Viele Kartoffelerzeuger haben auf die Erfahrungen der vorherigen Erntejahre reagiert. Die zeigten, dass auch bei relativ schwierigen Witterungsverhältnissen zumeist genügend Ware produziert, und regionale Angebotslücken übergebietlich geschlossen werden können. Die Anbauausdehnungen der letzten Jahre mussten also gestoppt bzw. besser noch umgekehrt werden, vor allem bei Speiseware. Das ist jetzt geschehen.

Für 2021 weist das Statistische Bundesamt für Deutschland einen Rückgang der Kartoffelfläche um 5,2% aus.

Mit 115.400 ha werden in Niedersachsen sogar weniger Kartoffeln angebaut als 2019. Laut der Flächenanträgen für die EU-Beihilfen ging der Anbau von Speiseware in dem Bundesland um fast 7% zurück. Dagegen legten Stärke- und Veredelungskartoffeln aufgrund des wachsenden Bedarfs weiter zu, und zwar um 1,6% auf 81.400 ha. Meldungen aus der Praxis bestätigen im Norden den Trend zu weniger Speise- und Schälkartoffeln.

Anbauzuwächse gibt es in Deutschland eigentlich nur in Nordrhein-Westfalen. Das Gesamtareal wurde um ca. 1.400 ha auf 38.100 ha ausgeweitet. Das ist dem stetig wachsenden Anbau von Verarbeitungsknollen geschuldet. Allerdings sind in diesem Bundesland die amtlichen Zahlen nicht deckungsgleich mit den InVeKoS-Daten. Deshalb sind die aktuellen Zahlen zum Anbau etwas mit Vorsicht zu genießen.

In Sachsen-Anhalt gab es bei den anderen Bundesländern mit nennenswerter Kartoffelerzeugung mit minus 11% den größten Flächenschwund, sodass 2021 weniger Kartoffeln als im Jahr 2018 angebaut wurden. In Brandenburg und Sachsen sieht es ähnlich aus. In Bayern wurden insgesamt weniger Stärke-, Speise- und Verarbeitungskartoffeln angebaut – die meisten Rückgänge verzeichnet dort die Speiseware.

EU-Fläche schrumpft auch

Auch in anderen EU-Ländern wurden in diesem Jahr die Flächen verkleinert. Allerdings steckte der sprichwörtliche Teufel im statistischen Detail. Polens Anbauzahlen basieren jetzt auf den InVeKos-Daten. Dabei werden die vielen Kleinstbetriebe und Haushaltsgärten im Gegensatz zur bisherigen Statistik nicht miterfasst. Das offizielle Anbauminus spiegeln sehr wahrscheinlich die Realität in puncto polnisches Kartoffelareal nicht wider.

Bedeutender für den Markt ist allerdings ohnehin, was in Mitteleuropa geschieht, also in Belgien, Frankreich, Dänemark, Niederlande und Deutschland. Dort werden insgesamt 42.000 ha weniger Kartoffeln angebaut als im Jahr 2020. In der EU-27 wären es den vorliegenden Zahlen zufolge -130.000 ha, also nur noch 1,48 Mio. ha.

Erneute Wetterkapriolen

Dass das Angebot in diesem Jahr weniger drängt als im Vorjahr, ist aber nicht nur dem Anbau zuzuschreiben, sondern natürlich auch dem Wetter. Zunächst hemmte Kälte die Vegetation. Wir erlebten den kältesten April seit mindestens 20 Jahren und einen fast ebenso zu kühlen Mai.

Frühe Bestände entwickelten sich nur langsam, und mancher für die Haupternte vorgesehener Bestand brauchte bis zu sechs Wochen, um aufzulaufen. Bis Ende August sorgte das für deutlich weniger Angebotsdruck als in früheren Jahren. Viel Regen und eher wüchsiges Wetter trugen mit verlangsamter Abreife – auch nach Anwendung von Sikkationsmitteln – ebenfalls dazu bei. Probleme gab es auch durch den Erreger der Kraut- und Knollenfäule und/oder Erwinia. Ob und wie sich das aber für Lagerkartoffeln auswirkt, bleibt abzuwarten.

Konkrete Aussagen zu den durchschnittlichen Erträgen sind wegen der verbreiteten Wachstumsverzögerungen noch schwerer zu treffen als sonst. Proberodungen zeigen aber, dass bei einer Reihe von Sorten ein hoher Knollenansatz und damit ein großes Ertragspotenzial vorhanden ist. Frühe Sorten hatten es nach und nach zu gut durchschnittlichen Erträgen geschafft, wenn auch verzögert.

Vor allem für Verarbeitungskartoffeln braucht es nun im Herbst beste Bedingungen, damit am Ende Größen und Stärkegehalte stimmen. Proberodungen deuteten darauf hin, dass sie dazu in der ersten Augustdekade einen kräftigen Anlauf nahmen. Für Speisekartoffeln sieht es meistens schon recht gut aus. Es gab weder Dürre noch Hitze, aber die Auswirkungen der Nässe und des Krankheitsdrucks sind in einigen westlichen und südlichen Landesteilen Deutschlands noch nicht abschließend zu bewerten. Im Südwesten werden zudem oft geringere Knollenansätze gemeldet. Im Norden melden Beobachter auch Krautfäule.

Unterschiedliche Nachfragetrends

Und wie sieht es in puncto Nachfrage und Absatzschienen aus? Fakt ist: Corona war wie ein Booster für den Verbrauch von frischen Speisekartoffeln. Homeoffice, Homeschooling und geschlossene Gastronomie verlagerten die Hauptmahlzeiten nach Hause. Dieser Trend ist aber nach den jüngsten Daten der Gesellschaft für Konsumforschung wohl nicht von Dauer, auch wenn das Homeoffice künftig wohl einen größeren Stellenwert haben wird.

2020 stiegen die Einkäufe privater Haushalte um 13,4% gegenüber dem Vorjahr. Auch 2021 startete noch besser als früher. Mittlerweile ist diese Absatzschiene aber auf Normalmaß geschrumpft. Der private Verbrauch wird in dieser Saison das Niveau von 2020/21 also wohl verfehlen.

Umgekehrt könnte es bei Schälkartoffeln sein. Deren Absatz brach – außer an Krankenhäuser und Alten- bzw. Pflegeheime – dramatisch ein. Das normale Niveau ist auch noch nicht erreicht. Beobachter hoffen aber, dass sich das mit weiteren Lockerungen der coronabedingten Auflagen ändert. Der Schälkartoffelmarkt ist ein wichtiges Ventil für Speisekartoffeln. Sein Erlahmen hat mit dazu beigetragen, dass Kartoffeln der 2020er Ernte in diesem Frühjahr so lange verfügbar blieben.

Gut ist, dass der LEH künftig so lange wie möglich heimische Lagerkartoffeln vermarkten und nicht mehr so früh auf importierte Frühware umstellen will wie früher. Das tat er schon 2021. Obwohl beispielsweise im Juni fast 11% weniger frische Kartoffeln von den Konsumenten eingekauft wurden als 2020, gingen gut 3,1% mehr hiesige Kartoffeln über die Theke als zwölf Monate zuvor. Das waren keine Frühkartoffeln, denn die reiften in diesem Jahr erst extrem spät heran, sondern alterntige Lagerkartoffeln. Dagegen ging der Einkauf von importierten Frühkartoffeln gegenüber dem Vorjahr um fast ein Drittel zurück.

Kartoffelprodukte legen zu

Absatzzuwächse erwarten im weiteren Verlauf auch die Hersteller von Kartoffelprodukten. Mit dem Stillstand der Gastronomie brach im Frühjahr 2020 der Absatz von Pommes frites-Kartoffeln und anderer Knollen zur Herstellung von Kartoffelprodukten zunächst ein. Und einige Beobachter befürchteten schon langfristige und vor allem ruinöse Absatzeinbußen. Damit lagen sie glücklicherweise zumeist falsch.

In Deutschland stellte das deutsche Tiefkühlinstitut sogar fest, dass mit einer Verlagerung des Verbrauchs von TK-Kartoffelprodukten in die privaten Haushalte unterm Strich genau so viele davon verbraucht wurden wie 2019. In Belgien wurden 2020 mit 2,1 Mio. t nur rund 100.000 t weniger TK-Kartoffelprodukte als im Jahr davor hergestellt. Häufig hieß es zuvor aber, die Fabriken würden nur mit 80% Auslastung arbeiten. Dann allerdings hätten bis zu 500.000 t fehlen können, wobei Kapazität auch vor dem Jahr 2020 nicht gleich Produktionsumfang war. In Frankreich sah es ähnlich aus wie in Belgien, die Niederländer mussten in puncto Verarbeitung und Absatz etwas mehr Federn lassen.

Der Verbrauch von Kartoffelprodukten wird sich im aktuellen Wirtschaftsjahr aller Wahrscheinlichkeit nach weiter erhöhen. Die Fabriken bereiten sich mit Investitionen in bestehende und neue Kapazitäten darauf vor. Und sie weiten ihren Vertragsanbau aus.

Viele hiesige Hersteller wittern gute weltweite Absatzchancen und sehen sich gut aufgestellt für den Wettbewerb mit Konkurrenten aus anderen Regionen. Das gilt auch für Lieferanten aus Nordamerika. Die Hitze und Dürre in den Prärie-Staaten Kanadas und im Nordwesten der USA – Washington oder Idaho – dürften den Druck von dort in den nächsten Monaten in Grenzen halten. Allerdings haben die EU-Anbieter auch schon in den Vorjahren immer stärker vom weltweiten Verbrauchszuwachs profitiert als die Nordamerikaner. So ist der Anteil der USA am Weltmarkt für Pommes frites innerhalb von zehn Jahren von 42% auf 29% gesunken, während die EU von 22% auf 52% zugelegt hat.

Und der Kartoffelexport?

Während bei Speisekartoffeln die Anbauentwicklung und bei Verarbeitungsware die Verbrauchstrends für Entspannung an den Märkten sorgen können, fehlt es in puncto Kartoffelexport noch an positiven Signalen. Ausfuhren oder wenigsten überregionale Versandaktivitäten wären gut für die Stimmung am Markt, wenn im Herbst vermehrt eingelagert wird. Kurzfristig zeichnen sich aber keine Versorgungsengpässe ab, die gestopft werden müssten.

Und wenn die extreme Hitze im östlichen Mittelmeerraum, in Russland und am Schwarzen Meer noch Nachfrage auslöst, kann diese sicher nur mit sehr günstigen Kartoffeln bedient werden. Zudem gibt es keine Garantie, dass dann deutsche Lieferanten zum Zuge kämen. Auch Mitbewerber aus Frankreich, die auf Exporte eingestellt sind, könnten über reichliche Mengen verfügen und nach zusätzlichen Absatzmöglichkeiten suchen.

Qualität muss passen!

Ohnehin sollten sich Anbauer immer vor Augen halten: Es mag zwar sein, dass das Angebot kleiner ist als im Vorjahr und sich die Absatzwege wieder normalisieren, aber der Markt ist auch 2021/22 kein Selbstläufer. Vieles hängt z.B. davon ab, ob die Lieferungen zur Nachfrage passen.

Außerdem sollten Sie auf gute Qualitäten achten. In den kommenden Wochen ist es wichtig, kritische Partien rechtzeitig und vor allem anderweitig zu verwerten, z.B. in Biogasanlagen oder Futtertrögen. Dann kann es der Handel mit auskömmlichen Preisen in die Wintersaison schaffen, und Landwirte können auf attraktive Erlöse hoffen. Die Rahmenbedingungen dafür scheinen in diesem Wirtschaftsjahr gegeben zu sein.

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.