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Das Zuckerangebot in der EU sinkt kräftig

Die Terminkurse für Zucker haben zuletzt etwas angezogen. Skeptiker bezweifeln jedoch, dass dieser Trend Bestand hat. Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer.

Lesezeit: 5 Minuten

Während der letzten drei Jahre blies den europäischen Rübenanbauern ein harter Wind ins Gesicht. Ende Oktober 2017 endete die bisherige Marktordnung, die z. B. durch Quoten das Angebot regulierte und durch Mindestpreise relativ berechenbare Rahmenbedingungen für die Erzeuger und Händler vorgab.

Jetzt müssen sich Landwirte, Zuckerfabriken und andere Marktbeteiligte dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage stellen. Die Preise bewegen sich denn auch zumeist auf einem eher enttäuschenden Niveau. Zudem führen unterschiedliche Auflagen in der EU zu Wettbewerbsverzerrung – ganz zu schweigen von Problemen, die uns große Konkurrenten am Weltmarkt bereiten. Und eine deutliche Wende zum Besseren ist vorerst wohl nicht zu erwartet. Zumindest nicht auf den ersten Blick.

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In seinem jüngsten Bericht zum internationalen Zuckermarkt hat das US-Agrarministerium (USDA) seine Angebotsprognosen vom Mai 2020 für die Saison 2020/21 zwar um gut 6 Mio. t nach unten korrigiert. Dies ist vor allem den überraschend deutlichen Rückgängen in der EU geschuldet (Näheres dazu später). Im Vergleich zu 2019/20 erwartet das USDA weltweit aber immer noch eine Steigerung um mehr als 16 Mio. t Zucker bzw. rund 10 %.

Oft deutliche Zuwächse

Fast alle führenden Produzenten verzeichnen Zuwächse. Dies sind die aktuellen USDA-Vorhersagen für die fünf größten: Brasilien, weltweit die absolute Nr 1, kommt z. B. auf ein Plus von mehr als 12 Mio. t Zucker. Insgesamt soll das Land nach Hochrechnungen der Analysten ca. 42,1 Mio. t Zucker erzeugen. Dies ist allerdings nicht etwa einem deutlich ausgeweiteten Zuckerrohranbau oder stark gestiegenen Erträgen geschuldet, sondern Verschiebungen bei der Verwertung des Zuckerrohrs.

Im vergangenen Jahr wanderten 65 % der brasilianischen Ernte in die Ethanol- und 35 % in Zuckerfabriken. Jetzt werden (nur) 52 % zu Ethanol – wegen Corona stockt der Ethanolabsatz – und 48 % zu Zucker verarbeitet.

Da der inländische Markt gesättigt ist, wird das Land am Zuckerhut seine Zuckerexporte laut Schätzungen des USDA in der laufenden Saison gegenüber 2019/20 um fast 13 Mio. t ausweiten und damit vermutlich den Weltmarkt unter Druck setzen. Indien steigert seine Zuckererzeugung um etwa 17 % auf insgesamt fast 34 Mio. t. Gründe sind nach USDA-Meinung ausgedehnte Anbauflächen und relativ gute Erträge.

Die Inder werden voraussichtlich 28,5 Mio. t Zucker selbst verbrauchen – in diesem Punkt liegt das Land weltweit an der Spitze. Allerdings steigt auch der Export leicht auf ca. 6 Mio. t. Diese Prognose liegt etwa 20 % über der vom Mai dieses Jahres. Die EU (das USDA rechnet hierbei immer noch inklusive Großbritannien) verzeichnet im Gegensatz zur Konkurrenz das dritte Jahr in Folge rückläufige Zuckermengen. Die Anbauflächen wurden eingeschränkt. Zudem sind die Erträge wegen fehlender Niederschläge während der Vegetationsperiode oft nicht sehr gut ausgefallen, glauben die US-Beobachter. In einigen Anbauregionen gab es außerdem Probleme mit Viren und Schädlingen. Davon wurde z. B. Frankreich hart getroffen.

Insgesamt kommt die EU nach den USDA-Schätzungen auf eine Produktion von etwa 16 Mio. t Zucker. Das wäre gegenüber 2019/20 ein Minus von etwa 1 Mio. t. In der Schätzung vom Mai 2020 war das USDA dagegen noch von plus 700.000 t ausgegangen.

Den EU-Zuckerverbrauch beziffern die Beobachter auf 18,3 Mio. t. Das entspricht etwa den Mengen früherer Jahre. Unterm Strich bleibt nach Abzug der Drittlandexporte aus der EU ein Importüberschuss von rund 2 Mio. t. Trotzdem muss die Gemeinschaft erneut auf die Vorräte zurückgreifen, um den Bedarf zu decken. Ende 2020/21 sollen in der EU noch Bestände von 770.000 t Zucker vorhanden sein, 25 % weniger als zwölf Monate zuvor. Darin sehen Optimisten zumindest einen Hoffnungsschimmer für die Preise auf dem Binnenmarkt. 

China produziert mit ca. 10,5 Mio. t nur wenig mehr Zucker als im Vorjahr. Es schiebt sich nach den vorliegenden Prognosen trotzdem vor die USA und Thailand, wo Trockenheit und niedrige Zuckerausbeuten die Erzeugungsmenge sogar noch unter das schlechte Vorjahresergebnis drücken, auf den vierten Rang. Der Inlandsverbrauch des Reichs der Mitte ist jedoch weiterhin nur durch umfangreiche Importe zu decken. Diese beziffern Beobachter für die Saison 2020/21 auf 4,4 Mio. t. In den USA soll die Erzeugung zwar um gut 10 % auf ca. 8,2 Mio. t Zucker zulegen. Der Verbrauch bewegt sich jedoch deutlich darüber. Ohne Importe und den Rückgriff auf die seit Jahren langsam abschmelzenden Vorräte gäbe es Versorgungslücken.

Nur ein Hoffnungsschimmer?

Es liegt auf der Hand, dass die hohen internationalen Produktionszahlen denjenigen in die Hände spielen, die auf schwache Preise spekulieren. Landwirte sollten sich also darauf einstellen, dass auch sie bei Vertragsverhandlungen mit dem jüngsten USDA-Bericht konfrontiert werden. Lassen Sie sich dadurch aber nicht verunsichern. Bei genauerer Betrachtung finden sich in der Analyse sogar ein/zwei Hoffnungsschimmer.

Die globalen Zuckervorräte sinken bis Ende 2020/21 auf 42,8 Mio. t und damit fast auf das niedrige Niveau von 2016/17. Und in der EU wird diese Linie sogar weit unterschritten. Damals lagen die Börsenkurse im Oktober/November an der Londoner Liffe bei umgerechnet 500 bis 540 €/t. Von solchen Preisen kann jetzt keine Rede sein. Aber eventuell gibt es ja etwas Luft nach oben, weil die Vorräte sinken.

Vieles hängt auch vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Bislang belastet diese in vielen Teilen der Welt u. a.  die Nachfrage nach Ethanol. Deshalb wandert z. B. weniger Zuckerrohr in diese Absatzschiene und mehr in die Zuckerfabriken. Das dürfte sich ändern, wenn endlich wirksame Lösungen für das Covid-19-Problem gefunden werden. Je mehr Rohstoff dann wieder zu Ethanol verarbeitet wird, desto eher erholt sich der Zuckerpreis.

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