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Waldumbau Eurotier 2024 Steuern in der Landwirtschaft

topplus Steigende Kosten

Den Bullenmästern fehlt der Nachwuchs

Wer Fresser kauft, greift derzeit tief in die Tasche. Das Angebot an „guten“ Kälbern wird in Deutschland knapper und knapper. Warum ist das so und gibt es einen Ausweg?

Lesezeit: 5 Minuten

Selbst zurückhaltende Mästerinnen und Mäster räumen ein, dass die Bullenpreise in den letzten Jahren recht ordentlich waren. Der Erlös ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die Kosten, und die sind durch hohe Futter- und Energiekosten, vor allem aber durch hohe Kälber- und Fresserpreise massiv gestiegen. Das trübt die Stimmung, zumal das knappe Angebot an bullenmastfähigen Kälbern künftig langsam aber sicher weiter schrumpfen dürfte.

Bayerische Bullenkälber

Für die Bullenmastbetriebe im Nordwesten der Republik ist das Fleckviehkalb bzw. -fresser nach wie vor die Basis der Mast. Diese Jungtiere stammen jedoch überwiegend aus Anbindehaltungen in Bayern. In den größeren Laufställen im bayerischen Allgäu steht häufig Brown Swiss oder Holstein-Friesian (HF), weil diese für die Milchproduktion besser geeignet sind.

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Es ist zu befürchten, dass viele Anbindehaltungen in den nächsten Jahren verschwinden werden, weil die Forderung nach einem Boxenlaufstall in vielen Dörfern einfach nicht umsetzbar ist. Wenn die Politik hier nicht nachbessert, ist mit einem spürbaren Rückgang bei den derzeit noch gut 1 Mio. Fleckviehkühen in Deutschland zu rechnen.

Neben den Milchviehbetrieben bringen auch viele Mutterkuhbetriebe mast­­fähige Jungtiere auf den Markt. In den Fleischrinderbetrieben der deutschen Zuchtverbände standen 2023 gut 58.000 Kühe. Daneben gibt es noch nichtorganisierte Betriebe, die keinem Verband angehören und deshalb schwer zu fassen sind. Im Mai 2024 wurden jedenfalls insgesamt 628.000 sonstige Kühe über die Viehzählung ermittelt. Dies dürften überwiegend Mutterkühe sein.

Die Zahlen stagnieren ­allerdings seit Jahren – auch weil der Wolf in den größeren ­ostdeutschen ­Betrieben die Mutterkuhhaltung erschwert. Hinzu kommt, dass die Zahl der Kühe bei den wirtschaftlichen Rassen wie Charolais, Limousin, Fleckvieh, etc. tendenziell zurückgeht, während die Zahl der „Exoten“ steigt. Für die klassische Bullenmast sind letztere wenig geeignet und der Wettbewerb um die knappen Absetzer wird schärfer (siehe Übersicht). 

Mehr Kreuzungskälber?

Als Quelle für Kälber mit guten Masteigenschaften bleiben dann noch die klassischen Milchviehbetriebe. Aber auch dort sinkt der Bestand stetig: In Deutschland schrumpfte die Milchkuhzahl insgesamt seit 1990 von 6,4 Mio. auf 3,7 Mio. Stück im Jahr 2024. Davon gehören laut Statistik rund 2,4 Mio. Kühe reinen Milchrassen an.

Der Bestand geht allerdings jährlich um 2 bis 3 % zurück, woran auch bessere Milchpreise kaum etwas ändern. Dennoch gilt: Wenn in diesen Betrieben mehr Fleischrassen eingekreuzt würden, ist hier ein großes Potenzial für zusätzliche „gute“ Kälber. Doch das Einkreuzen hat Grenzen:

  • Reine Abmelkbetriebe, die nur mit Fleischrind besamen und Färsen zukaufen sind selten.

  • Relevanter ist da schon das Fünftel der Betriebe, das konsequent die leistungsschwächeren Kühe der Herde mit Fleischrind besamen – eventuell auch mit gesextem Sperma. Aber mehr eben auch nicht, weil Zukauffärsen teuer sind und die Zucht mit HF attraktiv ist. Außerdem kommt nicht jedes Mutterkalb bis zur ersten Abkalbung, was den Markt zusätzlich einschränkt.

  • Die Zwischenkalbezeiten (ZKZ) steigen. Laut Landeskontrollverband NRW e.V. ist bei HF-Kühen die durchschnittliche ZKZ seit 2017 um immerhin 5 Tage auf 402 Tage gestiegen.

Es ist also fraglich, wie weit sich das Angebot an Kreuzungskälbern steigern lässt. In den letzten Jahrzehnten haben Händler und Schlachtunternehmen immer wieder versucht, den Besamungsanteil mit Fleischrassen wie den Weiß-Blauen Belgiern zu erhöhen. Diese Kreuzungskälber sollten die fehlenden Fleckviehkälber ersetzen. So richtig erfolgreich war das bisher nicht. Wie knapp die „Blau-Weißen“ Kreuzungstiere sind, zeigt sich derzeit an den Preisen. Im Sommer gehen die Preise für HF-Kälber saisonbedingt zurück, weil die Einstallungen für die Kälbermast zur Weihnachtsschlachtung zurückgehen. In der Vergangenheit wurden dann auch Kreuzungskälber stets billiger. Im laufenden Jahr war das allerdings nicht der Fall.

Schwarzbunte mästen!?

Was also tun, wenn die Tiere mit guten Masteigenschaften fehlen? Werden dann doch die HF-Bullenkälber die neuen Mastbullen? Ausgeschlossen ist das zwar nicht, denn in typischen Milcherzeugungsregionen wurden früher bis zu 40 % der Bullenkälber ausgemästet – meist in den Milchviehbetrieben selbst. Mit der Spezialisierung der Betriebe verschwanden die Jungbullen und die Jungrinder kamen in den Bullenstall. Bei steigenden Jungbullenpreisen und konstanter Preisdifferenz zwischen O- und R-Bulle kann das wieder interessanter werden. Aber dann benötigt man einen Kälberlieferanten, der die besten mastfähigen HF-Bullenkälber selektiert.

Weniger Aufzüchter

Und ein weiteres Problem kommt auf Bullenmäster zu. Denn neue Auflagen begrenzen auch die Kälberaufzucht. So hat beispielsweise die Forderung nach Gummiauflagen auf Betonspaltenböden so manchen Aufzüchter aus dem Geschäft gedrängt. Und ob der Handel künftig wieder vermehrt Fresser oder Absetzer aus Frankreich oder Osteuropa importieren wird, ist fraglich. Der Grund: Im deutschen Lebensmittelhandel ist die deutsche Geburt seit Jahren Standard.

Nun könnte man einwenden, dass bei einer verstärkten Umstellung auf Haltungsform 3 die Nachfrage nach ­Kälbern und Fressern zurückgehen müsste. Aber auch das stimmt nur bedingt, da die Masttiere bei mehr Platz zum Teil schneller wachsen und somit schneller aus dem Stall sind. Jedenfalls sinkt die Nachfrage nach Kälbern dadurch nicht so stark, wie es eigentlich der Fall sein müsste.

BTV 3: Auch das noch!

Als ob Kälber nicht schon knapp genug wären, kommt nun auch noch die Blauzungenkrankheit (BTV 3) hinzu. Zwar verläuft sie bei Rindern in der Regel nicht tödlich, aber Kuhhalter berichten von erheblichen Fruchtbarkeitsproblemen und lebensschwachen bzw. kleinen Kälbern. Alles in allem dürfte dies das Kälberangebot in den nächsten Monaten und bis weit ins nächste Jahr hinein belasten.

Enge Rechnung

Eigentlich müssten die Bullenpreise steigen. Die Schlachthöfe beklagen aber schon jetzt, dass der LEH den hohen Bullenpreisen nicht immer folgt und teilweise im Ausland einkauft. Hinzu kommt, dass der Rindfleischmarkt ­immer mehr Hackfleisch statt Edelteile vom Bullen nachfragt. Auch die Schlachthöfe bevorzugen Altkühe, da Verarbeitungsfleisch das ganze Jahr über relativ stabil abgesetzt werden kann. Dies zeigt sich auch in dem Preisabstand zwischen O-Kuh und O-Bulle, der zeitweise auf rund 50 Cent je kg SG schrumpft. Der Markt steht vor einem Dilemma!

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