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„Der VEZG-Preis ist unverzichtbar“

Die VEZG „macht“ seit 20 Jahren Erzeugerpreise für Schweine und Rinder. Ein Erfolgsmodell! Für den Vorsitzenden Matthias Frieß ist es allerdings auc ein Zukunftsmodell, wenn die Erzeuger zusammenhalten.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch e.G. (VEZG) empfiehlt seit 20 Jahren Preise für Schlachttiere. Gibt es den VEZG-Preis auch noch in 20 Jahren?

Frieß: Ich hoffe das! Unsere Preisfindung hat sich bewährt und zum Leitpreis für ganz Europa entwickelt. Sie beruht auf einer breiten Markteinschätzung, die auch künftig unverzichtbar ist. Die Preise nach dem Vieh- und Fleischgesetz sind immer weniger belastbar. Die amtliche Notierung wird weiter an Bedeutung verlieren.

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Was ist heute die größte Herausforderung bei der Preisfindung?

Frieß: Für eine Notierung, die in die Zukunft gerichtet ist, ist die größte Herausforderung die Treffsicherheit. Daran werden wir gemessen. Und das war früher deutlich einfacher als heute.

Was hat sich denn verändert?

Frieß:Der Vermarktungssektor hat sich extrem konzentriert. Dadurch werden die Wege zu den Schlachtbetrieben immer länger und die Transportkosten steigen. Letztlich sinkt unsere Beweglichkeit am Markt. Mit jedem Wegfall eines Abnehmers wird es schlimmer.

Wie sieht die Antwort der VEZG auf die zunehmende Konzentration in der Schlachtbranche aus?

Frieß: Wir müssen uns noch breiter aufstellen. Wenn wir neue Mitglieder aufnehmen, können wir noch mehr Schlachttiere bündeln und werden von der roten Seite ernst genommen. Um kurze Wege zu erhalten, beliefern wir auch verstärkt kleinere Unternehmen.

Wie hoch ist der Marktanteil der VEZG bei Mastschweinen, Schlachtbullen, Schlachtkühen und Ferkeln?

Frieß: Unsere 45 Erzeugergemeinschaften vermarkten zusammen rund 13 Mio. Schlachtschweine und 7,5 Mio. Ferkel pro Jahr. Hinzu kommen über 42000 Schlachtsauen und fast 170000 Schlachtrinder. Bei Schweinen liegt unser Marktanteil zwischen 25 und 27%. Bei frei gehandelten Ferkeln kommen wir auf etwa 10 bis 15%. Im Rinderbereich sind unsere Anteile geringer: Bei Bullen kommen wir auf 6 bis 10% und bei Schlachtkühen sind es zwischen 5 und 7%.

Wie locken Sie neue Mitglieder?

Frieß: Die Mitglieder der VEZG verfügen in vielen Marktfragen über einen entscheidenden Informationsvorsprung. Durch das enge Netzwerk zwischen den Geschäftsstellen ergeben sich Vorteile für die Landwirte, die sich am Ende auch monetär auszahlen.

Gibt es weitere Möglichkeiten, den Wettbewerb um Lebenvieh zu erhalten?

Frieß: Ja. Wo es geht, sollten wir die mittelständischen Schlachtbetriebe stärken, denn sie sorgen für Wettbewerb und halten sich mit Hauspreisen eher zurück. Außerdem wäre es gut, wenn wir unsere Tiere weniger austauschbar machten. Ich halte viel von einer 4xD Strategie, um deutschen Erzeugern einen Vorteil zu verschaffen.

Wie ist das Verhältnis zwischen der VEZG und den Schlachtunternehmen?

Frieß: Das Verhältnis ist so wie zwischen Käufern und Verkäufern üblich. Der eine möchte hochwertige Produkte möglichst preiswert erstehen, der andere muss kostendeckend und marktgerecht entlohnt werden. In der Preisfindung sind wir naturgemäß nicht immer einer Meinung. Bei vielen anderen Themen ziehen wir aber auch an einem Strang. Wichtig ist, immer miteinander zu reden, und das tun wir.

Was muss passieren, damit es seltener Hauspreise gibt?

Frieß: Hauspreise werden sich nicht ganz vermeiden lassen. Wir müssen immer versuchen, an die Schmerzgrenze zu gehen. Wie häufig es dann zu Hauspreisen kommt, hängt immer auch von der Marktlage ab. Bei schwachen Märkten treten sie häufiger auf als in Phasen mit knappem Angebot.

Kritiker sagen, es sei ein Fehler, dass die Erzeugergemeinschaften den VEZG-Preis auch in Hauspreisphasen zahlen müssen. Dadurch sei die VEZG erpressbar. Was erwidern Sie?

Frieß: Das kann ich so nicht stehen lassen. Grundsätzlich vereinbart doch jede Erzeugergemeinschaft bilateral mit ihren Mitgliedern, ob der Vereinigungspreis bezahlt werden muss. Erzeugergemeinschaften können auch im Rahmen ihrer eigenen Preismeldung zahlen. Und das ist auch richtig, um die Märkte real darzustellen.

Trotzdem könnten Tönnies, Vion, Westfleisch und Co. einzelne Preismelder unter Druck setzen, oder?

Frieß: Das wird nicht viel bringen. Schlachter müssten schon sehr viele Erzeugergemeinschaften unter Druck setzen, denn durch unser Medianprinzip kommen einzelne Meldungen nicht zum Tragen. Das ist unser Erfolgsrezept der vergangenen 20 Jahre und hat die hohe Akzeptanz der VEZG-Preisempfehlung erst ermöglicht.

Ist die Preisfindung bei Rindern eigentlich einfacher?

Frieß: Momentan schon. Das liegt allerdings an den ausgeglichenen Marktverhältnissen. Der Selbstversorgungsgrad bei Rindfleisch liegt bei 94 %, während wir bei Schweinen eher bei 125% liegen. Außerdem sinkt die Rindfleischproduktion bei uns und auch EU-weit, während die Schlachtkapazitäten ausgebaut werden. Das sind gute Voraussetzungen für die Preisfindung.

Durch die zunehmende Differenzierung (Strohhaltung, GVO-frei, Tierwohl) und integrierte Systeme schrumpft die Zahl der Standard-Schlachttiere. Ist das ein Problem bei der Preisfindung?

Frieß: Darin sehe ich kein Problem. Jede Art von „top up“-Produktion braucht eine Preisbasis. Ein Erzeuger kann andere Haltungsformen sonst nicht betriebswirtschaftlich bewerten. Das gilt für Rind und Schwein.

Der Chefeinkäufer von Tönnies hat kürzlich Festpreise von bis zu einem halben Jahr ins Gespräch gebracht. Was halten Sie davon?

Frieß: Festpreise und Lieferverträge lehne ich nicht grundsätzlich ab. Entscheidender Faktor sind aber die Konditionen. Ein landwirtschaftlicher Unternehmer wird einen Vertrag nur unterschreiben, wenn damit hohe direktkostenfreie Leistungen garantiert sind.

Was wünschen Sie sich als Vorsitzender der VEZG von den Landwirten?

Frieß: Ich wünsche mir vor allem mehr Zusammenhalt. Die fehlende Solidarität unter den Berufskollegen ist der Nasenring, an dem man uns immer wieder vorführt. Durch die Konzentration auf der Abnehmerseite ist es in Zukunft noch wichtiger, Mengen zu bündeln und geschlossen aufzutreten. Die Geschäftsführer unserer Mitglieder ermitteln mit viel Aufwand jede Woche eine fundierte Markteinschätzung, die andere kostenlos als Abrechnungsgrundlage nutzen, ohne auch nur den geringsten Beitrag zu leisten. Das ärgert mich. Jeder Schweinehalter sollte sich dazu Gedanken machen. Nur als Verbund haben wir eine Chance, etwas zu bewegen. Den Einzelkämpfern da draußen wünsche ich trotzdem viel Glück.

Was könnte die VEZG noch besser machen?

Frieß: Wir Erzeugergemeinschaften wollen die Zukunft gestalten. Wir müssen schnell auf neue Entwicklungen reagieren, damit wir strategische Allianzen schmieden können. Am Ende müssen wir die Interessen der Erzeuger durchsetzen.

Hat sich die neue Ferkelnotierung am Freitag bewährt?

Frieß: Das hat sich auf jeden Fall bewährt. Die Treffsicherheit der VEZG-Ferkelpreisempfehlung ist in Bezug auf die Nord-West-Ferkelnotierung exzellent. Einige namhafte Ferkelvermarkter haben auf diese Notierung umgestellt, weil sie als einzige in die Zukunft blickt. Ferkelerzeuger und Mäster wissen schon bei der Lieferung, was die Einstalltiere kosten. Dadurch kann die Abrechnung früher erstellt werden, und Sauenhalter kommen früher an ihr Geld.

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