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Der Weltmarkt drückt auf den Weizenpreis

Die Getreidepreise stehen weiter unter Druck. Größere Reserven, optimistische Prognosen und Fragezeichen über dem Schwarzen Meer sorgen kurz vor Saisonende für Verunsicherung.

Lesezeit: 6 Minuten

Zwischenzeitlich schien es zwar so, als sei die Talsohle erreicht: Leider gaben die Weizenpreise zuletzt doch weiter nach. Seit Anfang April 2023 verlor der vordere Termin in Paris im Mai nochmals rund 20 €/t und notierte zuletzt 239,25 €/t. Vor allem geopolitische Ereignisse sorgen allerdings immer wieder kurzfristig für festere Stimmung und zeitweise sogar steigende Kurse. Wie soll man als Landwirt reagieren?

So brachte zuletzt die Verunsicherung zum Fortbestand des Getreideabkommens mit Russland über die Ausfuhren von Getreide aus der Schwarzmeerregion Preisunterstützung.

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Offene Fragen zum Korridor

Inzwischen ist die Verlängerung des Abkommens zwar beschlossene Sache. Schon seit April lief die Abfertigung der Schiffe im Bosporus durch russische Behörden aber nur noch mit großen Verzögerungen ab. Mit 65 Schiffen lag die Zahl der abgefertigten Schiffe im April auf dem niedrigsten Stand seit der Einrichtung des Korridors.

Damit fielen die Weizenausfuhren aus der Ukraine mit 1,39 Mio. t im April rund 10 % geringer aus als im März. Die Exporte von Getreide inklusive Hülsenfrüchte lagen bei 3,6 Mio. t und sogar gut 30 % unter dem Vormonat. Generell blickt der Getreidemarkt derzeit wieder verstärkt auf das Geschehen in der Ukraine: Die weiteren geplanten militärischen Handlungen in diesem Frühjahr werden als Indikatoren für eine unsichere Ausfuhr von Agrargütern eingestuft.

Aber bei allen Unsicherheiten gibt es auch entlastende Nachrichten:Die Gesprächsbereitschaft seitens Russlands zum Getreideabkommen bleibt bestehen. Um die Vereinbarungen über den 18. Mai hinaus gelten zu lassen, wird Russland ein erleichterter Zahlungsverkehr eingeräumt. Die rus­sischen Verhandlungspartner hatten diese Bedingungen für ein Fortbestehen des Abkommens verlangt. Auch die guten Exportaussichten für nordamerikanischen Weizen haben sich positiv auf die Kurse in Chicago und Paris ausgewirkt. Bis Ende April lagen die Ausfuhren über den Erwartungen des Handels. Insgesamt bewegen sie sich bisher bei 16,5 Mio. t.

Wie viel kommt noch bis zum Erntestart?

Grundsätzlich gehen Beobachter weltweit weiterhin von einer guten Versorgung mit Weizen aus. Aus der Ukraine werden weitere Lieferungen für den europäischen und deutschen Markt erwartet. Nach der Einigung der EU mit mehreren osteuropäischen Ländern über den Transport ukrainischer Agrargüter auf dem Landweg durch ihre Länder in andere EU-Staaten werden Lieferungen an Getreide und Ölsaaten auch weiterhin in größerem Umfang in Deutschland erwartet.

Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und die Slowakei hatten sich zuvor gegen die Einfuhren von Agrargütern aus der Ukraine mit einem Einfuhrstopp gewehrt. Als Grund gaben sie das preisliche Unterlaufen ihrer eigenen Ware an. Nach der Einigung mit der EU-Kommission wurde der Einfuhrstopp eingestellt.

Und die nächste Ernte?

Wie groß die Ernte 2023 in der Ukraine ausfällt, muss sich zwar noch zeigen. Witterungsbedingt fallen die Prognosen für dieses Jahr leicht höher aus. Die aktuellen Ernteprognosen für das Land liegen für Getreide laut Regierung derzeit bei rund 44 Mio. t. Vor dem Krieg waren es 2021 Höchstmengen von rund 86 Mio. t, und im vergangenen Jahr rund 53 Mio. t.

Für Weizen allein erwartet das Kiewer Landwirtschaftsministerium rund 17 Mio. t. Andere Analysten gehen von gut 16 Mio. t aus. 2022/23 waren es laut USDA 21 Mio. t, im Jahr zuvor über 33 Mio. t Weizen. 9 Mio. t könnten für den Export eingeplant werden, einige Beobachter halten auch 11 bis 12 Mio. t für möglich.Auch in anderen Regionen der Nordhalbkugel waren die Wachstumsbedingungen für den Weizen zuletzt weiterhin gut: Unter anderem Frankreich meldete gute Feldbestände. Auch wenn das Frühjahr zunächst nass ausfiel, entwickeln sich die Pflanzen mittlerweile gut.

Die Bewertung der Winterweizenfelder in den USA fällt mittlerweile ebenfalls besser aus. Auch in Russland war von zufriedenstellenden Aussaatbedingungen für Sommerweizen die Rede.

Nachfrage zieht an

Das günstige Preisniveau für Weizen auf dem Weltmarkt fördert die Nachfrage der Importeure: Neben Ägypten tritt China inzwischen wieder deutlicher als Käufer auf. Das US-Land­wirtschaftsministerium (USDA) geht davon aus, dass sich Chinas Einfuhren im Wirtschaftsjahr 2022/23 auf rund 12 Mio. t Weizen belaufen könnten.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 9,5 Mio. t.Eine wesentliche Rolle spielt hier Australien als Herkunftsland. Rund 4,4 Mio. t Weizen sollen mit dem Land der Mitte gehandelt werden. Generell ist Australien mit Exporten von Weizen stark auf dem Weltmarkt vertreten. Laut Agrarbehörde Abares führten Händler des roten Kontinents allein im März dieses Jahres rund 3,8 Mio. t Weizen aus.

Damit platzieren sich die Australier als Exporteure auf dem Weltmarkt direkt nach Russland auf Rang zwei. Für das Wirtschaftsjahr 2022/23 erwarten die USDA-Analysten für Australien denn auch Weizenexporte in Höhe von rund 30 Mio. t

Ruhiger Kassamarkt

Wie wirken sich Geopolitik und Weltmarktgeschehen auf den heimischen Getreidemarkt aus? Am deutschen Kassamarkt gibt es seit Wochen nur noch wenig Geschäft für Getreide. Die Verarbeitungsbetriebe waren zuletzt in der Regel gut versorgt. Das gilt auch bereits für die neue Ernte. Mühlen haben kaum noch Bedarf, auch weil die Nachfrage nach Mehl schwächelt. In der Regel sind es die Kraftfutterwerke, die immer mal wieder Ware nachfragen, wenn es Mischfuttergeschäft gibt.

Aber auch hier lebt man derzeit oftmals „von der Hand in den Mund“.Auf der anderen Seite fällt die Abgabebereitschaft vieler Landwirte derzeit relativ gering aus: Die aktuellen Kurse sind ihnen einfach zu niedrig nach den hohen Preisen des vergangenen Jahres. Viele Erzeuger hoffen, dass sich die Preise kurz vor der Ernte noch einmal befestigen könnten. Dafür müssen Sie den Markt aber genau beobachten: Wenn, dürfte es sich um kurzfristig notwendige Anschlusskäufe einzelner Abnehmer handeln, die dann bereit sind, Aufschläge zu zahlen.

Nicht wenige Erzeuger denken derweil auch über die Überlagerung ihrer Partien nach. Ob sich das lohnt, ist zumindest fraglich. Abgesehen von den zusätzlichen Lagerkosten gab es Mitte Mai keine großen Preisunterschiede zwischen alter und neuer Ernte.

Deutlich besser gefragt war zuletzt Futtergerste. Auch hier hat ein geringes Verkaufsinteresse bei deutlich nachgegebenen Kursen in den vergangenen Wochen eine Verknappung des Angebots ausgelöst. Im Süden Deutschlands fehlen daher Lieferungen aus Tschechien, und auch in den übrigen Regionen Deutschlands ist das Futtergetreide relativ knapp verfügbar. Hier hat der flotte Export des Futtergetreides für Entlastung gesorgt. Auch eine etwas lebhaftere Nachfrage aus der Kraftfutterindustrie führt zu der festeren Tendenz.

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