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Deutsche Frühkartoffeln könnten 2023 später das Rennen machen

Nach der kleinen Kartoffelernte 2022 gibt es in Deutschland einen größeren Bedarf an Frühkartoffeln. Davon könnten heimische Anbauer profitieren, allerdings erst später in der Saison.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Christoph Hambloch, AMI, Bonn

Schon Ende März 2023 hatten viele Geschäfte in Deutschland „neue“ Speisefrühkartoffeln im Angebot. Der Handel setzt traditionell auf eine erhöhte Nachfrage zum Osterfest. Die Ware stammt üblicherweise aus dem südöstlichen Mittelmeerraum.

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Tendenziell schrumpft der deutsche Markt für Frühkartoffeln aus Importen, was auch die GfK-Daten der Kartoffeleinkäufe privater Haushalte zeigen. So wird auch für die Saison 2023 meist mit einem stagnierenden Bedarf gerechnet. Nur aus der Südhälfte Deutschlands kamen Signale, dass im Frühjahr etwas mehr gebraucht werden würde, weil dort die Ernte klein ausfiel.

Wie viel kommt wann aus ­Israel, Ägypten und Spanien?

Spannend ist nun die Frage, wie viel „Frühe“ aus dem Mittelmeerraum zu uns gelangen und vor allem, wann:

Israel exportiert jedes Jahr rund 150.000 t Kartoffeln. Davon gingen 2022 etwa 122.000 t in die EU. Israe­lische Anbieter sind stark fokussiert auf den Absatz nach Europa. Sie können und wollen das Frühkartoffelgeschäft auch wegen der verfügbaren natür­lichen Ressourcen nicht ausweiten. So könnte es auch 2023 werden. Die israelische Haupternte „spring crop“ brachte Anfang April gute Erträge und Qualitäten.

Viel davon dürfte nach Spanien gehen: Von früher kaum 10.000 t hat sich die Liefermenge im Vorjahr auf 40.000 t erhöht. Dieses Jahr ist der Bedarf besonders groß und bekam Mitte März durch extreme Verteuerungen von Lagerkartoffeln aus Frankreich einen weiteren Schub. Es soll Nachbestellungen in Größenordnungen von über 20.000 t gegeben haben.

Inzwischen besteht berechtigte Hoffnung, dass Kartoffeln aus Israel spätestens in den Sommermonaten in geringeren Mengen bei uns verfügbar werden als in den Vorjahren.

Auch für Ägypten startet die Saison gut. Dort wächst die Frühkartof­felanbaufläche für Märkte von Russland über die Arabischen Staaten bis hin zur EU, und der Export erreicht mittlerweile eine Größenordnung von 800.000 t.

Die Kartoffelfläche für den Export wächst am Nil von Jahr zu Jahr. 2022/23 sind es rund 105.000 ha (vgl.: 2016/17: 55.000 ha). Die stetige Flächenerweiterung dient allerdings nicht der Erzeugung von Frühkartoffeln für die Europäische Union. Dorthin lie­ferten die Ägypter 2018/19 noch rund 284.000 t und im vergangenen Jahr nur noch 213.000 t. Steigende Mengen fließen Richtung Russland und in arabische Staaten ab.

Allerdings kann Ägypten kurzfristig auf veränderte Nachfragen reagieren und Mengen verschieben, was der deutsche Markt 2019 eindrucksvoll erlebt hat. Befragte Importeure gehen davon aus, dass sich die Anbaufläche der speziellen Sorten für unseren Markt nicht nennenswert verändert hat. Welche Mengen dann kommen, muss sich noch zeigen.

In Spanien hat Frost im Januar und Februar die Frühkartoffeln in Andalusien in ihrer Entwicklung zurückgeworfen. Vor Ende Mai dürfte es keine nennenswerten Mengen aus dem frühen Anbau im äußersten Süden des Landes für den Export nach Deutschland geben. Und Ende März war auch noch nicht absehbar, wie sich der Frost auf die Erträge auswirken wird.

Ein reduzierter Knollenansatz führt möglicherweise zu kleineren Erträgen. Zusätzlich stellt sich für die spanischen Anbauer noch die Frage, ob Felder für den Export zeitig abgereift werden oder man lieber für den eigenen Markt dicke Frühkartoffeln produziert. Die in Spanien verbreiteten Sorten wie Colomba, Soprano, Jelly oder Sunita eignen sich für beides gut.

Zwar dürfte der Vertragsanbau für deutsche Kunden oftmals die Richtung vorgeben. Andererseits dürfte der Absatz auf den heimischen Märkten für viele Anbauer verlockend sein, wenn sich die momentane Entwicklung fortsetzt: Spaniens Kartoffelmarkt ist in der laufenden Saison 2022/23 stärker unterversorgt als sonst. Erstmals fiel die Erntemenge unter die Marke von 2 Mio. t. Das löste einen größeren Importbedarf aus, der üblicherweise mit Lagerkartoffeln aus Frankreich gedeckt wird.

Dort haben aber viele Anbieter ihre Preisforderungen für Übergrößen in den vergangenen Monaten kontinuierlich angehoben: Ab Station erreichte der Preis im März die Marke von 60 €/dt – bei teilweise zweifelhaften Qualitäten. Es gibt spanische Importeure, die bereits auf andere Destinationen umgeschwenkt sind und eine Verdoppelung ihrer Einkäufe aus Ägypten meldeten.

Gestaffelte Ernte in Deutschland?

In Deutschland begannen Frühkartoffelanbauer wie jedes Jahr in der zweiten Februarhälfte, das Pflanzgut für die neue Ernte auszubringen – sowohl im Raum Burgdorf, Niedersachsen, als auch in NRW und im Südwesten. Während der Südwesten noch vergleichsweise zügig mit dem folien- und vlies-geschützten Anbau fertig wurde, dauerte es im Norden und Westen bis weit in die zweite Märzhälfte hinein.

Immer wieder hatte Regen – der aber ansonsten sehr willkommen war – zu Unterbrechungen geführt. Kältephasen gab es auch noch. Im Gegensatz zum Vorjahr könnte das Angebot aus Deutschland nach Regionen mehr gestaffelt sein. Allerdings hängt bis Ende Juni noch viel vom Wetter ab.

Zum Anbau heißt es, dass die meisten Regionen am Kapazitätslimit ihres frühen Kartoffelanbaus sind. Insofern ist von weitgehend unverändertem Anbauumfang auszugehen, der ohnehin oft weniger Einfluss auf die Erntemenge hat als der Ertrag. Es gibt Verschiebungen in den Verwendungsrichtungen. Während in Niedersachsen etwas weniger sehr frühe Pommes frites-Kartoffeln stehen könnten, dürften die Niederrheiner teils auch mehr gepflanzt haben.

Bei den ganz frühen Erntemengen dürften auch in diesem Jahr die sprichwörtlichen Bäume eher nicht in den Himmel wachsen: Oftmals enttäuscht das Nach-Ostergeschäft. Das gilt besonders, wenn den Verbrauchern vor dem Hintergrund der Inflation Exklusives zu teuer wird. Für deutsche Frühkartoffelanbauer ist das ein Problem, weil sich die Vermarktungszeit für Importe weiter in deren Saison verschiebt.

Später mit Chancen?

Zur Erinnerung: Die deutsche Speisekartoffelernte 2022 fiel viel kleiner aus als im Vorvorjahr. Unser Markt dürfte demnach mehr Frühkartoffeln als 2022 vertragen. Zunächst sieht das Geschehen in Niedersachsen, wo die Ernte gut ausgefallen war, aber noch anders aus. Für den Süden Deutschlands hingegen stimmt die Aussage. Im Norden fehlte es im Winter teils an Exporten, die aber bis Mai in Richtung Osten und Südosten noch Mengen räumen dürfte. Dann werden auch dort mehr Frühkartoffeln benötigt.

Israel wird 2023 sehr früh ausverkauft sein. Ägypten hat das Potenzial für eine deutlichere Mengensteigerung, ist aber wegen der hierzulande bevorzugten Qualitäten auch etwas „gefesselt“. Spanier kommen später. Sie könnten Ertragseinbußen erlitten haben, vor allem erfordert aber der eigene, spanische Markt viel mehr neue Kartoffeln.

An sehr hohe Preise hat man sich sowieso schon gewöhnt. Bei den aktuellen Importen werden für Lieferungen aus Ägypten gut 70 €/dt aufgerufen und Israeli rangieren eher bei 75 €/dt. Dieses Preisniveau könnte der Ausgang für die hiesige Vermarktung werden, die wiederum bei möglicher Angebotsstaffelung nach Region und Verfrühungsmaßnahme ohne Angebotsdruck bis weit in den Juli kommen könnte.

Allen Prognosen zum Trotz kann natürlich immer noch das Wetter einen Strich durch jede Rechnung machen. Allerdings eher in Richtung einer weiteren Verknappung von Frühkartoffeln als umgekehrt.

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