Die Aussaat von Sommergetreide ist mit Ausnahme von Mais bis auf Einzelfälle abgeschlossen. In den kommenden Wochen ist jetzt aber unbedingt ausreichend Niederschlag notwendig, sagt Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), in der aktuellen Ernteschätzung.
Auch europaweit mehren sich seinem Eindruck nach in zahlreichen Regionen die Sorgen vor einer erneuten Dürre. Insgesamt waren die Monate Februar und März wärmer und trockener als im Durchschnitt. In Süd- und Südosteuropa ist es bereits jetzt in vielen Gebieten zu trocken.
Getreideernte könnte um ein Viertel größer ausfallen
Derzeit geht der Verband mit 47,6 Millionen Tonnen erneut von einer Getreideernte in Höhe des Fünf-Jahres-Durchschnitts aus. Das enttäuschende Vorjahresergebnis von knapp 38 Millionen Tonnen wird um rund 25 Prozent überschritten. Der Winterweizen wird derzeit vom DRV mit 24,1 (+ 23 %) und die Wintergerste mit 9,9 Millionen Tonnen prognostiziert (+ 35 %).
Die Getreidebestände haben sich im vergangenen Monat weiterhin gut entwickelt. „Allerdings hat die kühle und wechselhafte Witterung der vergangenen Wochen dazu geführt, dass sich der Vegetationsvorsprung, der noch im Vormonat bis zu drei Wochen betrug, nahezu vollständig aufgelöst hat“, fährt Seedler fort.
Rapsernte wird erneut enttäuschen
Auch die Rapsbestände haben sich trotz der teilweise schwierigen Startbedingungen im vergangenen Herbst weiterhin gut entwickelt, die Blüte hat deutschlandweit begonnen. Obwohl der DRV die Durchschnittserträge im Vergleich zum Vormonat leicht angehoben hat, wird die Erntemenge aufgrund der drastisch gesunkenen Anbaufläche (- 25 %) mit 3,2 Millionen Tonnen deutlich unter dem Vorjahresergebnis liegen.
Auch europaweit ist laut DRV fraglich, ob die diesjährige Rapsernte das Ergebnis des Vorjahres erreicht. Zwar geht die EU-Kommission gegenwärtig noch von einer Ernte auf Vorjahresniveau in Höhe 19,9 Millionen Tonnen aus. Ob diese Menge jedoch auch tatsächlich geerntet wird, ist mehr als fraglich, da die EU-Kommission nach Ansicht des DRV von einer zu hohen Anbaufläche für Deutschland ausgeht. Die Brüsseler Behörde legt 1,1 Millionen Hektar und damit gut 200.000 Hektar mehr als das Statistische Bundesamt zu Grunde. Seedler unterstreicht: „Unseres Erachtens sind die Angaben des Statistischen Bundesamtes zutreffend!“