Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

topplus Analyse

Düngerpreis: Bleiben Stickstoffdünger vorerst teuer?

Harnstoff, KAS und Co. haben sich seit Jahresbeginn nochmals deutlich verteuert. Woran das liegt, analysiert der Marktexperte und Gründer des agrarfaxes, Jan Peters.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Jahr 2020 dürfte Landwirten als das Jahr mit historisch niedrigen Preisen für stickstoffhaltige Dünger in Erinnerung bleiben. So kostete Kalkammonsalpeter (KAS) im vergangenen Sommer in Teilen von Norddeutschland zeitweise nur noch rund 160 €/t frei Hof. Viele Händler und Landwirte deckten sich damals zu den günstigen Konditionen ein.

Sich frühzeitig Dünger für die erste und zweite Gabe der Vegeta­tionsphase 2021 zu sichern, war im Nachhinein die richtige Entscheidung. Selbst der Vorkauf des kompletten Bedarfs dürfte sich gelohnt haben, wie sich inzwischen zeigt.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

N-Dünger deutlich verteuert

Die Stickstoff-Düngerkurse haben über den Winter spürbar angezogen: Harnstoff (mit Urease-Inhibitor) kostete im Sommer 2020 in Norddeutschland meist knapp über 250 €/t frei Hof.

Im Februar 2021 verlangte der Handel teils mehr als 400 €/t! Und auch dabei handelte es sich in der Regel noch um Mischkalkulationen mit teilweise noch günstig eingekaufter Ware. Für Harnstoff aus Neueindeckungen verlangten Anbieter zuletzt nochmals deutlich mehr. Bis zu 410 €/t sollte „neuer“ Harnstoff zuletzt frei Hof kosten.

Vor allem die stark gestiegenen Kurse für Harnstoff ziehen auch die Preise für die übrigen Stickstoffdünger mit: Ende Februar 2021 kostete KAS wieder verbreitet um 220 €/t (netto, frei Hof). Diese Kurse waren allerdings ebenfalls noch Mischpreise mit günstig eingekaufter Ware. Bei Neueindeckung waren Mitte März 2021 bereits cif Binnenhafen rund 250 €/t KAS fällig. Frei Hof mussten Landwirte damit verbreitet rund 265 €/t KAS berappen.

Der deutliche Preisanstieg bei den Stickstoffdüngern hat mehrere Ursachen: Vor allem die gestiegene Nachfrage Indiens nach Harnstoff wird immer wieder als wesentliche Ursache für die­se Entwicklung genannt. Rund 20 % höher als im Vorjahreszeitraum liegt der Bedarf des Landes im laufenden Wirtschaftsjahr. Auch wenn Indien weltweit zu den größten Düngemittelproduzenten gehört, ist das Land gleichzeitig der größte Importeur von Harnstoff.

Die stark gestiegenen Getreidepreise haben den Höhenflug der Düngerpreise weiter unterstützt. Hinzu kommt: In den USA säen die Farmer in dieser Saison voraussichtlich weniger Sojabohnen und mehr Mais. Von einem Plus von 20 bis 30 % ist die Rede. Mais benötigt im Gegensatz zur Bohne mehr Stickstoff. Die zusätzliche Fläche dürfte damit die Nachfrage nach Stickstoffdüngern in den USA ankurbeln.

Auch in anderen Anbaugebieten der Welt wird bei den deutlich festeren Erzeugerpreisen jede mögliche Ackerfläche genutzt, was die Nachfrage nach Dünger steigen lässt.

Die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sind ein weiterer Grund für die höheren Düngerpreise. Erdgas kostete beispielsweise im Sommer 2020 mit nur noch etwa 2 US-$/mm Btu (million british thermal units, entspricht 26,4 m3 Gas). Anfang 2021 kostete die gleiche Menge schon 9 bis 9,50 US-$ und auf dem Spotmarkt sogar bis zu 11 US-$. Entsprechend verteuert sich die energieintensive Stickstoffproduktion.

Rohöl als weiterer Energieträger hat sich im Laufe des vergleichsweise frostigen Winters in den USA und Europa ebenfalls spürbar verknappt und verteuert. Unterstützend wirkt hier auch die Hoffnung auf wieder mehr Mobilität aufgrund der zunehmenden Impfaktivitäten gegen das Coronavirus. Hinzu kommen Werksausfälle in verschiedenen Düngerwerken und regionale Drosselung der Produktion. Beides verkanppt das Angebot zusätzlich.

Noch Nachkaufbedarf

Handel und Landwirtschaft haben sich im vergangenen Jahr zu den günstigen Konditionen gut mit Stickstoffdünger eingedeckt. Wie lange aber die günstigeren Vorräte reichen, unterscheidet sich je nach Betrieb und Handelshaus. Im Februar 2021 waren die festeren Preise in der Landwirtschaft noch nicht das beherrschende Thema. Mit der beginnenden Befahrbarkeit der Flächen und wärmerem Wetter Anfang März ist die Nachfrage aber bereits angezogen.

Fest steht, dass für spätere Gaben oftmals noch Nachkaufbedarf besteht. Kaum ein Landwirt hat sich schon zu 100 % eingedeckt. Denn in früheren Jahren haben sich die Forderungen für N-Dünger um den Jahreswechsel herum meist verringert. Darauf hatten viele Käufer auch in diesem Jahr spekuliert, wurden dabei aber von anderen Tatsachen überrascht.

Die neue Düngeverordnung wird mit einer geringeren Nachfrage nach Dünger in Deutschland der festeren Preisentwicklung nicht wesentlich entgegenwirken können. Mit regionalen Un­terschieden dürfte der Verbrauch in diesem Wirtschaftsjahr bei halbwegs normaler Witterung rund vier Prozent unter der Vorjahresnachfrage liegen. Es wird aber aller Voraussicht nach Verschiebungen in der Nachfrage nach bestimmten Düngern geben. Der deutliche Preisabstand von inzwischen mehr als 60 €/t zwischen Harnstoff und KAS wird die Harnstoff-Nachfrage ausbremsen.

Bei KAS rechnen Beobachter mit einer stabilen Nachfrage. Schwefeldüngern und Düngern mit Begleitnährstoffen wie Bor, Zink oder Selen wird mit Hinblick auf die Bodenstruktur größeres Interesse eingeräumt. Besonders in den roten Gebieten wurde zuletzt weiter über die richtige Düngerstrategie beraten. Nicht zuletzt dürften auch die Anbieter von Kalidüngern von der festen Preisentwicklung profitieren wollen. Hier sind Erhöhungen ebenfalls nicht auszuschließen.

Teuer bis in den Sommer?

Die große Nachfrage Indiens nach Harnstoff dürfte weiter anhalten. Das könnte dem Markt einen weiteren Schub verleihen. Bis Ende April halten Experten eine Korrektur der jetzigen Preise im Markt für kaum wahrscheinlich. Und Mischkalkulationen sind dann auch nur noch schwer möglich. Dünger wird vorerst teuer bleiben. Daran werden vermutlich auch die alljährlichen Importe im Mai und Juni aus Spanien, Griechenland, Rumänien oder der Ukraine nicht viel ändern. Diese Anbieter werden sich mit ihren Offerten in der Hochpreisphase kaum deutlich unter den bestehenden Forderungen bewegen.

Dennoch betonen Marktbeobachter aber auch, dass sich die aktuellen Kurse immer noch im unteren Mittel der vergangenen zehn Jahre bewegen. Hinzu komme, dass die hohen Getreidepreise auch für das kommende Wirtschaftsjahr höhere Forderungen für Dünger in der Deckungsbeitragsrechnung durchaus zulassen können.

Für die kommenden Wochen ist aus heutiger Sicht denn auch eine Preisberuhigung kaum zu erwarten. Deshalb sollten Landwirte lediglich den vorderen Bedarf decken. Die Einlagerung für die kommende Saison kann und sollte später erfolgen.

Bei Spezialdüngern könnte zu langes Warten aber bestraft werden. Düngersorten mit wenig Umsatz könnten bei knapper Verfügbarkeit auch schnell ganz ausverkauft sein.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.