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efeed: Internetplattform für Mischfutter macht erstmals Preise vergleichbar

Mischfutter zu vergleichen, ist bisher nahezu unmöglich. Mit einer Onlineplattform für Futtermittel könnte der Markt transparenter werden – wenn die Bauern es fordern.

Lesezeit: 8 Minuten

Der Onlinehandel von individuellen Futtermischungen ist bisher minimal, weil Vergleichbarkeit und Transparenz fehlen oder nicht gewollt sind. eFeed könnte das ändern. Es ist eine Internet-Plattform für Mischfutter, bei der Angebot und Nachfrage nach Futtermitteln auf transparente und unabhängige Weise zusammengebracht werden. Das System kommt aus den Niederlanden und vermittelt dort jährlich rund 300.000 t Futter zwischen Tierhaltern und Futterherstellern.

Wie funktioniert es?

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Ist ein Tierhalter unter www.efeed.de registriert, kann er die Zusammensetzung seines Futters selbst festlegen. Das gilt für Inhaltsstoffe genauso wie für Komponenten. Wer also in seinem Fresserfutter beispielsweise nur Sojaschrot als Eiweißträger haben möchte und keine Getreideschlempe, kann das hier festlegen.

Der Lieferant muss sich daran halten und kann Komponenten nicht einfach austauschen, weil sie gerade günstiger sind. Nur der Landwirt selbst kann die Zusammensetzung ändern, muss aber mindestens 8 t bestellen. Bei einem längerfristigen Kontrakt liegt die Mindestbestellmenge bei 100 t.

Es gibt sowohl Standardfutter als auch die Möglichkeit, individuelle Rationen festzulegen. Das Programm zeigt automatisch den Preis und die verschiedenen Anbieter. Möglich ist das, weil die teilnehmenden Mischfutterbetriebe ihre aktuellen Preise für die Komponenten hinterlegt haben. eFeed bietet sozusagen rund um die Uhr verbindliche Angebote.

In Deutschland wird eFeed bisher vor allem von der Profarm GmbH genutzt, die zur Raiffeisen Viehvermarktung GmbH (RVG) in Ennigerloh gehört. Ansprechpartner ist dort Georg Degen, der bei der RVG eigentlich für den Ein- und Verkauf der Fresser zuständig ist, und einige Landwirte von der Onlineplattform überzeugt hat.

Degen kennt den großen Einfluss der Fütterung auf die Qualität der Tiere. Er hat früher selbst Fresser aufgezogen und Bullen gemästet. Nachdem er seinen Pachtbetrieb abgeben musste, hat er im Vieh- und Futterhandel gearbeitet. Seit 2010 ist er bei der RVG tätig und kümmert sich nun um rund 7.500 Fresserplätze. „Wir betreiben auch Plätze im Lohn“, berichtet er. Er könne deshalb gut einschätzen, welches Futter funktioniert.

Für die Aufzuchtbetriebe der RVG ist Degen deshalb nicht nur Händler, sondern auch unabhängiger Futterberater. Seine bewährten Futtermischungen hat er bei eFeed hinterlegt. „Es geht hier nicht darum, billiges Futter einzukaufen“, stellt er klar. Als Viehhändler sei er daran interessiert, möglichst gute Fresser vermarkten zu können. Das lohne sich für alle in der Kette.

Nicht am Futter sparen!

Degen beobachtet, dass viele Aufzüchter aktuell versuchen, am Futter zu sparen. „Da kommt schon mal eine günstige Komponente in die Rezeptur, die im Fresserfutter nichts verloren hat“, berichtet Degen. Weil die Kälber darauf unterschiedlich reagierten, würden sie auseinander wachsen und die Aufzucht dauere länger. Eine schlechtere Futterverwertung und weniger Umtriebe seien die Folge. Aber nicht nur das.

Viele Bullenmäster suchen ihre Einstalltiere gezielt aus und achten auf Aussehen und Alter der Fresser. „Am Ende hat der Aufzüchter beim Futter 5 € gespart, verliert aber 25 € durch den schlechteren Fresser“, rechnet Degen vor.

Die Nutzung von eFeed ist nicht kostenlos. „Für die Vermittlung durch eFeed/Profarm entstehen Kosten von insgesamt etwa 0,75 € je dt Futter“, räumt Degen ein. Futterhersteller würden aber anderseits auch Beratungskosten sparen. Wenn Landwirte die Profarm- bzw. eFeed-Angebote mit ihren bisherigen Angeboten vergleichen, sei das manchmal billiger und manchmal etwas teurer, berichtet Degen. Die stabile Qualität des Futters mache sich aber in jedem Fall bezahlt.

Die Hersteller von Futtermitteln tun sich allerdings mit dem neuen System noch schwer. Obwohl eFeed fast alle deutschen Mischer angesprochen hat, nehmen für Rinderfutter nur zwei Anbieter teil: Die Wulfa-Mast GmbH aus dem niedersächsischen Dinklage und die Raiffeisen Hohe Mark Hamaland eG aus dem westfälischen Dorsten.

„Es ist halt sehr transparent“, erklärt Degen. Er vermutet, dass gerade die großen Mischfutteranbieter weiterhin Komponenten frei tauschen wollen, um Kosten zu sparen. Anderseits könnten sie über die Plattform aber auch leicht an neue Kunden kommen und so ihr Werk besser auslasten, mutmaßt Degen. Er glaubt dennoch nicht, dass Mischer freiwillig mitmachen. „Der Druck muss von den Bauern kommen“, ist er überzeugt. Tierhalter sollten ihre Mischer dazu auffordern und sagen: „Wenn ich weiterhin bei Euch Futter bestellen soll, dann bietet es über eFeed an.“

Futterbranche zögert

Der Deutschen Verband Tiernahrung e.V. (DVT) sieht aktuell keinen Bedarf. In Deutschland sei die Verbindung zwischen Futtermittelunternehmen und Landwirten traditionell sehr vertrauensvoll und eingespielt. „Weitere neutrale Tools, wie z.B. eFeed, braucht es somit in der Regel nicht“, heißt es auf Nachfrage. Letztlich entscheide das aber jedes Unternehmen selbst.

Die Skepsis zeigt sich auch bei Deutschlands größtem Futtermittelhersteller Agravis. Dort möchte man sich zu dem Sachverhalt aktuell nicht äußern.

Für Georg Degen ist die Reaktion nicht überraschend. Er sieht eFeed vor allem als Chance für die Landwirte, bei denen unabhängige Berater die Ration optimieren. „Man braucht jemand, der sich auskennt und das vorantreibt“, sagt Degen. Er habe Spaß daran und sehe den Erfolg im Stall.

Die RVG bzw. Profarm kauft mittlerweile etwa 3.000 t Futter pro Jahr über das System – Tendenz steigend. Es ist hauptsächlich Rinderfutter. Grundsätzlich lässt sich über die Plattform aber auch Schweine- oder Geflügelfutter ordern. Zudem sollen künftig auch Einzelfuttermittel und Ergänzungsfutter dort angeboten werden.

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„Ich kann nun Angebote vergleichen“

Bullenmäster Jäger will wissen, was in seinem Futter steckt. Über die Plattform kann er die Komponenten selbst festlegen.

Bullenmäster Axel Jäger aus dem ostwestfälischen Rahden ist von der digitalen Mischfutterplattform überzeugt. Der Nebenerwerbslandwirt hält rund 100 Fleckviehbullen und hat im Juli 2021 erstmals über eFeed sein Futter bestellt. „Mit der Plattform kann ich endlich Angebote unterschiedlicher Lieferanten vergleichen“, erklärt er. Früher habe er unterschiedliche Hersteller kontaktiert, die ihm dann die hauseigenen Mischungen angeboten haben. Die hätten zwar ähnliche Inhaltsstoffe, seien aber wegen unterschiedlicher Komponenten kaum vergleichbar gewesen. Durch die RVG, die ihm seit Jahren die Fresser liefert, sei er auf eFeed aufmerksam geworden.

Unabhängige Futterberatung

Zusammen mit Georg Degen von der RVG hat er die Bullen-Ration erstellt. Zudem liefert ihm der Viehhandel die Information, welches Futter die Fresser zuletzt erhalten haben, was die Eingewöhnung erleichtert. „Bei den Futterherstellern bekomme ich nur eine subjektive Beratung“, glaubt Jäger. Die RVG sei beim Futter unabhängig und interessiert an den Tieren.

Als Nebenerwerbslandwirt braucht er ein verlässliches und schlankes System. „Ich kann mich nicht ständig mit Futtermittelberatern zusammensetzen“, sagt er. Der Silomais bleibe für eine Mastperiode bis auf die Energieverdaulichkeit stabil und kann so mit der Maisanalyse optimal in der Futterration berücksichtigt werden. Er wolle die Ration einmal festlegen und dann beibehalten. Sein Ziel: Eine transparente Ration mit gleichmäßiger Qualität, die die Tiere gerne fressen.

Die Bestellung über Profarm ist kinderleicht. Ist die Rezeptur hinterlegt, könne er zu jeder Zeit den Preis abrufen und bestellen. Nach dem Kauf bekommt er eine Email-Bestätigung. Der Lieferant (z.B. Raiffeisen Hohe Mark) rechnet das Futter dann mit der Profarm GmbH ab, die wiederum die Rechnung an Jäger stellt. Mit der Bestellung bekommt der Lieferant automatisch die Handynummer von Jäger und kann die Lieferung abstimmen. „Das hat alles reibungslos geklappt“, berichtet Jäger zufrieden. Mittlerweile hat er für den Rest der Mastdauer einen Futterkontrakt zum festen Preis abgeschlossen.

Höhere Tageszunahmen

Mit der Qualität des Futters ist Jäger sehr zufrieden und seine Bullen machen sich gut. „Die Tageszunahmen sind diesmal deutlich höher“, glaubt er. Sonst seien seine Fresser, die meist mit 220 kg pro Tier eingestallt werden, erst nach 13 bis 13,5 Monaten schlachtreif. „Ich erwarte Nettozunahmen von etwa 800 g pro Tag“, freut sich der Mäster.

Jäger möchte daher auf jeden Fall weiterhin sein Futter über Profarm bestellen. Das Einzige, was ihn noch stört ist, dass er zu wenig Auswahl bei den Futterlieferanten hat. Er müsse sich immer noch bei anderen Anbietern rückversichern, um die Abgabepreise zu vergleichen. Sobald die wichtigen Anbieter aus seiner Region auf der Plattform sind, könne er aber auch darauf verzichten.

Jäger stört hingegen nicht, dass er für den neuen Service rund 0,75 €/dt zahlt. „Der Endpreis ist im Vergleich zu anderen Lieferanten nicht höher“, sagt er. Eine hohe Qualität vom Grund- und Kraftfutter seien ohnehin viel wichtiger als der letzte Cent beim Einkauf. Das zeige sich durch die guten Mastergebnisse.

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Kommentar: Ausprobieren!

Sind Angebote vergleichbar, werden die Margen eng. Kein Wunder, dass sich der Futterhandel gegen ein System wie eFeed sträubt. Wer das Thema auf den Preis reduziert, springt aber zu kurz. Die eigentliche Chance liegt darin, Reibungsverluste zu reduzieren. Futtermischer stecken viel Zeit und Geld in den Vertrieb, um den Bauern das Futter schmackhaft zu machen. Auch Tierhalter müssen sich ehrlich machen.

Der „kostenlose“ Verkäufer des Herstellers ist leicht bestellt, während unabhängige Futterberater Geld kosten. Entscheidend ist: Womit finde ich das optimale Futter für meine Tiere? Klar ist, ohne Druck ändert sich das System nicht. Und der muss von unten kommen. Also, fragen Sie Ihren Anbieter!

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