Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Australien

Einbußen für Australiens Landwirtschaft

Die Dürre in mehreren Landesteilen und der Handelsstreit zwischen den USA und China werden der australischen Landwirtschaft spürbare Erlöseinbußen bescheren.

Lesezeit: 6 Minuten

So lautet der wenig optimistische Ausblick des Australischen Amtes für die Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES). Die Analysten aus Canberra gehen in ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass die landwirtschaftliche Erzeugung - vor allem witterungsbedingt - auf den niedrigsten Stand seit einer Dekade fallen und die Exporte wegen des geringeren Angebots das Zehnjahresmittel unterschreiten werden. Zwar dürften in einigen Sektoren höhere Preise und im Export der schwächere Australische Dollar die negativen Auswirkungen abmildern, aber nicht vollständig kompensieren, so die Experten.

Nach ihrer Schätzung wird der landwirtschaftliche Produktionswert ohne Fischerei und Forst 2019/20 gegenüber dem Vorjahr um 4,6 % auf knapp 59,4 Mrd A$ (36,4 Mrd Euro) sinken; das wäre der tiefste Stand seit vier Jahren. Dies muss als Rückschlag für das gemeinsam formulierte Ziel von Regierung und Landwirtschaft gewertet werden, bis 2030 einen Wert von 100 Mrd A$ (61 Mrd Euro) zu erreichen. Bei den Agrarexporterlösen wird ein noch größerer Rückgang im Vergleich zu 2018/19 befürchtet, nämlich von 11,4 % auf 43,6 Mrd A$ (26,7 Mrd Euro); das wäre das niedrigste Niveau seit 2013/14.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das niedrigere Produktionsniveau und die geringeren Ausfuhreinnahmen werden bei gleichzeitig höheren Kosten negative Einkommenseffekte auf den Farmen haben. Laut ABARES soll das Nettoeinkommen des landwirtschaftlichen Sektors gegenüber 2018/19 um 16 % auf 17,2 Mrd A$ (10,5 Mrd Euro) sinken, womit das Zehnjahresmittel aber noch um 16,4 % übertroffen würde.

Veredlungssektor im Minus

Zum landwirtschaftlichen Produktionswert in Australien tragen die tierische Veredlung und der Pflanzenbau jeweils rund die Hälfte bei. Der für das laufende Jahr prognostizierte Abschwung soll laut ABARES bei den Viehhaltern jedoch stärker ausfallen, der betreffende Produktionswert um 5,9 % und die Exporterlöse um 14,4 % sinken. Dürrebedingt ist das Futter in mehreren Landesteilen knapp und teuer, und die Farmer haben ihre Herden abgestockt. Die Rindfleischerzeugung dürfte deshalb gegenüber 2018/19 um fast 13 % auf 2,05 Mio t abnehmen, die Rindfleischexporte sogar um fast 19 % auf rund 1 Mio t.

Noch größer soll das Minus mangels Tieren beim Lebendexport ausfallen, der laut Vorhersage um mehr als ein Fünftel auf 875 000 Stück zurückgehen wird. Ähnlich sieht es bei Schafen mit einem prognostizierten Produktionsminus von 12 % und etwa einem Zehntel geringeren Schaf- und Lammfleischexporten aus. Hinzu kommt, dass die Preise für Wolle infolge des Handelsstreits zwischen den USA und China eingebrochen sind, und die australischen Exporterlöse für dieses Erzeugnis 2019/20 im Vorjahresvergleich um etwa ein Drittel auf 2,9 Mrd A$ (1,8 Mrd Euro) sinken könnten.

Auch der Milchsektor wird sich laut ABARES wegen der Dürrefolgen rückläufig entwickeln. Die Erzeugung soll nach dem Einbruch von fast 6 % im Wirtschaftsjahr 2018/19 im laufenden Jahr um 1 % auf knapp 8,7 Mrd l Milch abnehmen, so wenig wie seit 1995/96 nicht mehr. Die Erzeuger können aber wegen der Angebotsverknappung mit einem Milchpreisanstieg von rund 5 % rechnen.

Mehr Getreide nach Missernten

Etwas besser, allerdings nicht rosig sehen die Aussichten im pflanzlichen Bereich aus. In diesem Sektor soll der Produktionswert mit 29,4 Mrd A$ (18,0 Mrd Euro) das Vorjahresniveau „nur“ um 3,3 % verfehlen, während bei den Exporterlösen mit einem Rückgang um 7,9 % auf 21,2 Mrd A$ (13,0 Mrd Euro) gerechnet wird. Grund dafür sind laut den Analysten aus Canberra vor allem schwächer zu erwartende Preise. Nach zwei sehr schlechten Ernten in den Vorjahren wird 2019/20 wieder mit einer höheren Erzeugung von Getreide, Ölsaaten und Hülsenfrüchten gerechnet, wobei aber das langjährige Mittel weiterhin nicht erreicht wird.

Die anstehende Wintergetreideernte einschließlich Körnermais veranschlagen die Experten auf 31,3 Mio t; das wären zwar gut 10 % mehr als im schwachen Vorjahr, jedoch noch 16 % weniger als im Mittel der vorangegangenen Jahre. Vor allem in den Bundesstaaten New South Wales und Queensland leiden die Feldbestände noch immer unter zu trockenem Wetter. Das größere Getreideangebot soll die Exporte gegenüber 2018/19 um rund 18 % auf fast 18 Mio t steigen lassen; im Rekordjahr 2016/17 waren es allerdings 33,0 Mio t gewesen. Für die Ausfuhreinnahmen rechnet ABARES dabei nur mit einem geringeren Plus von 4 % auf 6,1 Mrd A$ (3,7 Mrd Euro), da Preisschwächen erwartet werden.

Zuckererzeugung soll sinken

Auch für die Ölsaaten rechnen die Analysten von ABARES mit anhaltendem Preisdruck am Weltmarkt. Dieser resultiere zum einem aus den chinesischen Strafzöllen für US-Ware, die sich andere Absatzmärkte suchen müsse, zum anderen aus dem geringeren Bedarf der Volksrepublik wegen des rückläufigen Schweinebestandes aufgrund der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Die eigene Rapserzeugung schätzt das Amt für 2019/20 auf gut 2,3 Mio t, das wären 5,7 % mehr als im schlechten Vorjahr.

Auch die Lese von Weintrauben sowie die Erzeugung von Gemüse und Obst sollen im laufenden Wirtschaftsjahr wieder etwas größer ausfallen als zuletzt, während für die Zuckerproduktion ein Minus von fast 6 % auf 4,45 Mio t vorausgesagt wird. Dies dürfte sich negativ auf die Zuckerausfuhren auswirken, die um gut 13 % auf 3,65 Mio t sinken sollen.

Zunehmend sehe die Gesellschaft den Düngemitteleinsatz und die Bodenbewirtschaftung beim Zuckerrohranbau entlang der Küste von Queensland und deren Auswirkungen auf das Great Barrier Reef kritisch, merkte ABARES außerdem an.

Warnung vor Handelskonflikten

Die landwirtschaftlichen Exporte von Australien nach China sind 2018/19 laut ABARES gegenüber dem Vorjahr um 11 % gestiegen und machten 28 % der gesamten australischen Agrarexporterlöse aus. Dabei hätten aber nur wenige eigene Anbieter vom Zollstreit der Volksrepublik mit den USA profitiert, so etwa die Exporteure von Mandeln und Baumwolle. Die Zunahme im Chinageschäft sei aber auch wegen höherer Rind- und Hammelfleischlieferungen erfolgt, die im Zusammenhang mit dem höheren Fleischbedarf wegen der ASP stehe.

Der Handelsdisput biete zwar einigen australischen Produzenten die Möglichkeit, Marktanteile in China zu gewinnen, doch dürften die längerfristigen Auswirkungen die kurzfristigen Vorteile überwiegen, warnten die Analysten aus Canberra. So habe das Zurückdrängen der US-Agrarexporte nach China einen verstärkten Wettbewerb auf anderen wichtigen Exportmärkten zur Folge, beispielsweise in Ostasien oder in der Eurozone.

Darüber hinaus bremse der Streit das regionale und globale Wirtschaftswachstum aus und führe zu Einkommensverlusten in wichtigen Absatzmärkten. Es bestehe so das Risiko, dass die dortigen Verbraucher hochwertige Lebensmittel aus Australien durch preisgünstigere Alternativen ersetzten. Die erhöhten US-Einfuhrzölle für Kleidung hätten bereits globale Lieferketten zerstört und die Preise für Baumwolle unter Druck gesetzt. AgE

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.