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topplus Öl- oder Gasimporte stoppen?

Energiekrise: „Warme Wohnzimmer sind das eine – leere Kühlschränke das andere“

Ein teilweises Verbot von Ölimporten aus Russland hat die EU beschlossen. Über ein Gasimportstopp wird diskutiert. Hier die Einschätzungen von DMK und Westfleisch.

Lesezeit: 5 Minuten

Aus dem Krieg in der Ukraine und den verhängten und geplanten Sanktionen gegen Russland könnten sich vor allem zwei Szenarien ergeben, die Folgen für die heimische Agrarbranche hätten: Es bleibt bei einem (teilweisen) Stopp der Ölimporte aus Russland, und Gaslieferungen bleiben weiter möglich. Oder Deutschland bzw. die EU stoppt sowohl Öl- als auch Gasimporte aus Russland. Beide Szenarien bewirken unterschiedliche Folgen entlang der Wertschöpfungskette Agrar, v.a. auch im vor- und nachgelagerten Bereich.

Milch- und Fleischverarbeiter sind energieintensive Branchen. Über die möglichen Auswirkungen sprachen wir mit Oliver Bartelt, Pressesprecher des Deutschen Milkkontors (DMK). Das Schlachtunternehmen Westfleisch antwortete mit einer Stellungnahme.

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DMK: "Wichtigster Energieträger ist mit Abstand Gas"

top agrar: Herr Bartelt, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage der Milchindustrie?

Bartelt: Die Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland und der EU stehen vor immensen Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine verdeutlicht einmal mehr die Bedeutung funktionierender Märkte und internationaler

Lieferketten - teilweise auch in der Kombination mit Effekten aus der Pandemie. Wir sind als DMK Group Teil der kritischen Infrastruktur und haben nicht alleine daher das Grundverständnis, die Ernährung von Millionen von Menschen zu sichern. Vorbereitung und Wachsamkeit bleiben für uns also weiterhin oberstes Gebot. Entsprechend tun wir alles dafür, um unsere Lieferketten bestmöglich zu sichern.

Konkrete Fragen zu eventuellen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und Warenversorgung führen teilweise nur zu Spekulationen, auch wenn klar ist, dass viele Rohwarenmärkte wie Zutaten und Energie in Abhängigkeit stehen. Die Situation verändert sich aber ja teilweise von Tag zu Tag. Die DMK Group betrachtet neben möglichen Sanktionseffekten wie bei Energie, auch mögliche Auswirkungen auf die pandemiebedingt bereits gestressten weltweiten Lieferketten, um bestmöglich zu planen.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie derzeit?

Bartelt: Milch und Milchprodukte sind leicht verderbliche Grundnahrungsmittel für den täglichen Bedarf der Bevölkerung. Molkereien werden somit durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als kritische Infrastruktur (KRITIS) eingestuft, die einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung des lebensnotwendigen Bedarfes leisten. Die deutsche Milchindustrie ist die mit Abstand größte Lebensmittelbranche in Deutschland.

Wir verfolgen weiter aufmerksam die aktuellen Vorgaben und Empfehlungen von Politik, Behörden, Instituten und Verbänden, um mögliche neue Entwicklungen und Auswirkungen auf die DMK Group mit allen Produktionsstätten im In- und Ausland einschätzen und Maßnahmen ableiten zu können. Darüber hinaus stehen wir in engem Austausch mit Kunden, Lieferanten und Dienstleistern, um Lagerbestände ausreichend zu planen, evtl. rechtzeitig auf Alternativen zurückgreifen zu können. Mit Weitsicht und Augenmaß sind wir als Unternehmen bisher so auch gut durch die pandemiebedingten Stresssituationen in den Lieferketten gekommen und werden auch weiterhin so handeln.

Bei dynamischen Ereignissen wie dieser ist die Entwicklung aber nie gänzlich vorhersehbar und es kann trotz aller Vorbereitung zu Situationen kommen, in denen wir am Ende auch nur situativ entscheiden könnten. Unser oberstes Ziel und Anspruch ist es aber, den Anforderungen unserer Kunden nach einer zuverlässigen Warenversorgung gerecht zu bleiben.

Wie gehen Sie mit der Unsicherheit auf der Energieseite um?

Bartelt: Die Lagerkapazitäten für die täglich bei den Molkereien angelieferte Roh-Milch betragen durchschnittlich nur ein bis zwei Tage. Die Verarbeitung der Milchprodukte ist aufgrund der hohen hygienischen Standards energie-intensiv.

Das DMK hat seine Werke konsequent auf die Brückentechnologie Erdgas umgestellt. Dem Unternehmen ist so möglich gewesen, den Energieverbrauch seit 2015 um 15 % zu senken. Molkereien fallen entsprechend in den Bereich der energieintensiven Industrie.

Wichtigster Energieträger in der Milchindustrie ist mit Abstand Gas. Aufgrund der aktuellen Pandemielage haben die Molkereiunternehmen bereits in dem Zusammenhang detaillierte Planungen erstellt. Diese Erkenntnisse würden auch für ein Szenario „Gasmangel“ anwendbar sein. Dabei steht die sichere Verarbeitung der angelieferten Milchmengen im Vordergrund.

Eine gesicherte Energieversorgung für die Landwirtschaft und die Kritische Infrastruktur Ernährung ist von essenzieller Bedeutung, um die verlässliche Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln zu gewährleisten. Das ist als Unternehmen der kritischen Infrastruktur grundsätzlich unsere oberste Zielsetzung. Wir sind zu diesem Thema auch über die Branchenverbände im Austausch mit der Politik und auf lokaler Ebene auch im Austausch mit unseren jeweils regionalen Netzbetreibern.

Zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung gehört nicht nur die Versorgung mit Wärme, sondern auch mit Lebensmitteln. Grundstoffe müssen durch Landwirtschaft (geschützt) produziert und oftmals weiterverarbeitet werden. Die Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie und die damit verbundene Ernährungssicherheit in diesem Zusammenhang wird offenbar noch nicht mit maximaler Priorität wahrgenommen. Warme Wohnzimmer sind das eine – leere Kühlschränke das andere.

Westfleisch: "Wahrnehmung schärfen"

Das Schlachtunternehmen Westfleisch äußert sich folgendermaßen:

Die im Raum stehenden, möglichen Veränderungen bei der Energieversorgung haben wir im Blick. Ein Expertenteam analysiert alle politischen Signale zeitnah und arbeitet an machbaren Alternativplänen zum bestmöglichen Aufrechterhalten unserer Produktion im Fall von Einschränkungen. Mit an oberster Stelle steht bei unserem täglichen Tun in Sachen Energie zudem die Devise: Sparen, sparen, sparen.

Die Einordnung unserer Branche als Unternehmen der Kritischen Infrastruktur in Bezug auf eine vorrangige Weiterversorgung ist derzeit nicht eindeutig erkennbar. Wir schärfen, wo immer möglich, bei Entscheidungsträgern auf allen Ebenen die Wahrnehmung der komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten für die Erzeugungskette Fleisch.

Klar ist: Nur wenn die Kette insgesamt arbeitsfähig ist – von Futtermittel bis Logistik und Entsorgung – ist das Aufrechterhalten der Produktion möglich. Wir bei Westfleisch tun alles in unserer Macht stehende, um einen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln zu leisten und vermeidbares Tierleid zu verhindern.

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