COPA und COGECA rechnen jetzt noch mit einem Gesamtaufkommen von 274,14 Mio t. Das sind 11,9 Mio t weniger als Ende Juni erwartet. Im Vergleich zur Ernte 2009 ergibt sich damit ein Minus von 14,6 Mio t. Nach den Berechnungen der Branchenvertreter wurden lediglich 126,4 Mio t Brotweizen gedroschen, 2,0 Mio t weniger als im vergangenen Jahr. Die Hartweizenproduktion verringerte sich um 0,4 Mio t auf 8,3 Mio t, das Maisaufkommen um 2,5 Mio t auf 54,2 Mio t. Regelrechte Einbrüche im zweistelligen Prozentbereich müssen die Gerste-, Roggen- und Haferproduzenten hinnehmen: Laut COPA/COGECA schrumpfte das Druschergebnis für Gerste im Jahresvergleich um 6,0 Mio t auf 53,7 Mio t, während das Roggenaufkommen mit 8,1 Mio t um 1,6 Mio t hinter dem Vorjahreswert zurückblieb. Die Hafererzeugung sank um 1,1 Mio t auf 7,5 Mio t.
Weniger Ölsaaten
COCERAL ist sogar noch pessimistischer: Der Getreidehandel erwartet eine Gesamternte von 273,0 Mio t, also noch einmal 1,14 Mio t weniger als die Bauernverbände und Genossenschaften. Da COCERAL für 2009 aber ein höheres Aufkommen als COPA/COGECA ausweist, ist der Rückgang noch deutlicher, nämlich 20,2 Mio t. Auch die Ölsaatenernte ist nach Einschätzung der Experten 2010 geringer ausgefallen. COPA/COGECA rechnen im Jahresvergleich mit einem Rückgang um 0,4 Mio t auf 27,9 Mio t, davon 19,8 Mio t Rapssaat und 7,0 Mio t Sonnenblumensaat. COCERAL veranschlagt eine Produktion von insgesamt 27,7 Mio t, nach ihren Statistiken eine Verminderung um 1,5 Mio t. Die Händler gehen von 20,2 Mio t Raps und 6,7 Mio t Sonnenblumen aus. COPA/COGECA befürchten, dass die schlechten Witterungsbedingungen auch die Qualität der Ware EU-weit verschlechtert hätten. Ferner seien in vielen Mitgliedstaaten die Saatbettbedingungen nicht optimal, was die Ernte 2011 beeinträchtigen könne. Insbesondere erwarte man eine Einschränkung der Rapsfläche.
Marktinstrumente beibehalten
COPA/COGECA nahmen ihre Schätzungen zum Anlass, um noch einmal die Notwendigkeit einer starken Gemeinsamen Agrarpolitik zu unterstreichen. Generalsekretär Pekka Pesonen erklärte in Brüssel, die EU müsse die wirtschaftliche Rolle der Landwirte in der Nahrungsmittelproduktion bewahren, um die Versorgung von 500 Millionen Bürgern sicherzustellen. Dazu gehörten angesichts immer größerer Preisschwankungen ausreichende Instrumente zur Marktsteuerung und die Fortführung der Direktzahlungen. Nicht nur Spekulation beeinflusse die Preise - die Produktionsschwankungen schlügen sich durchaus auf den physischen Markt durch. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Getreide, Paul Temple, forderte eine schärfere Beobachtung der Marktentwicklungen durch die EU. Die großen Getreideexportländer der Welt hielten Daten zurück und erleichterten so Preistreiberei. (AgE)