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Finger weg von Handelsschranken!

Die Verbraucher lieben die Vielfalt im Supermarkt, z.B. bei den Käsesorten. Diese Handelsvorteile gingen verloren, wenn mit Regionalität nur Teile der EU-Länder gemeint wären.

Lesezeit: 3 Minuten

Agrarökonom Prof. Bernhard Brümmer, Universität Göttingen kommentiert:

In der Coronakrise war oft zu hören, Regionalität sei das Gebot der Stunde, auch und gerade im Agrar- und Ernährungsbereich. Lange Transporte, komplexe Lieferbeziehungen, Abhängigkeit von politischen Entscheidungen im Ausland – diese Unsicherheiten ließen sich vermeiden, wenn wir wieder mehr auf Selbstversorgung setzen würden.

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Ist da was dran? Haben die Lieferketten im Agrarbereich versagt? Waren Lebensmittel in den Supermärkten knapp? Wurden Exporte gestoppt und Importe umgelenkt? Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Sowohl innerhalb der EU als auch bei Drittlandgeschäften stiegen die Handelsmengen sogar.

Für die deutsche Landwirtschaft und auch für die deutschen Verbraucher ist besonders der Binnenhandel und dabei der sogenannte intraindustrielle Handel bedeutsam: Unterschiedliche Varianten ein- und desselben Guts werden zwischen Regionen und Ländern ausgetauscht. So findet der Kunde nicht nur Schnitt-, Streich- und Schimmelkäse im Laden, sondern Dutzende Varianten z.B. aus Holland, Frankreich, der Schweiz und Bayern, und die Käsetheke ist plötzlich vier Meter breit. Verbraucher lieben diese Vielfalt und kaufen mehr Käse ein. Damit bringt dieser grenzenlose Austausch Vorteile, selbst wenn die Unterschiede der Produkte und ihrer Herstellung gar nicht so groß sind.

Diese Handelsvorteile gingen verloren, wenn mit Regionalität nur Teile der EU-Länder gemeint wären. Wohin der Ruf nach mehr Regionalität führen kann, wird leider zurzeit in Tschechien und Bulgarien deutlich: Dort gibt es unter dem Deckmantel der Selbstversorgung Forderungen, in den Supermärkten Mindestquoten für inländische Erzeugnisse einzuführen. Klar ist: Solchen Vorgaben wären nicht nur offenkundige Verstöße gegen den Geist des europäischen Binnenmarktes, sie brächten sicherlich auch Nachteile für die gesamte EU-Landwirtschaft.

Wenn die EU als eine Region insgesamt gemeint wäre, würde der Austausch mit Drittländern zu begrenzen sein. Aber gerade Handelsschranken spitzen Krisen noch weiter zu, das zeigt die Geschichte. Ein Beispiel sind die Lieferstopps und Exportverbote, die einzelne Anbieter und Regierungen während der Nahrungsmittelpreiskrise 2007/08 durchsetzten.

Im März 2020 ging es zwar erneut in diese Richtung, als in Asien Exportbeschränkungen für Reis erlassen wurden. Aber anders als 2007 gab es keine größeren weiteren Maßnahmen. Eine Eskalation durch drastische Reaktionen der Importeure blieb ebenfalls aus.

Das zeigt: Das globale Handelssystem für Agrar- und Ernährungsgüter ist robust, ein besseres haben wir nicht. Es ruckelte zwar kurz, federte dann aber den COVID-19-Schock mit ab. Die Politik sollte weiter die Finger von kurzfristigen Eingriffen in den weltweiten Handel lassen.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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