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Fleisch bleibt beliebt - trotz Krise

Die Deutschen sparen in der Krise meist bei Lebensmitteln. Das zeigt sich auch deutlich am Fleischverkauf 2022. Der Abwärtstrend scheint sich aber abzuschwächen.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Thomas Els, AMI Bonn

Für Nutztierhalter waren die Zeiten schon mal besser. Verbraucher verzichten nicht nur wegen der Tierwohl- und Klimadebatte häufiger auf Fleisch. Wegen Inflation, hohen Energiekosten und Rezessionsängsten kaufen die Deutschen nun auch aus finanziellen Gründen weniger. Doch wie stark ist der Rückgang wirklich und ist ein Ende der Abwärtsspirale in Sicht?

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Der Trend ist eindeutig: In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres kauften die privaten Haushalte in Deutschland rund 9 % weniger Fleisch, Fleisch- und Wurstwaren sowie Geflügel als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus den GfK-Haushaltspanels hervor.

Der Vergleich hinkt zwar etwas, weil während der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 der Außer-Haus-Verzehr praktisch wegfiel und die privaten Fleischkäufe profitierten. Dennoch fehlen auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 rund 6 % privater Fleischabsatz.

Rindfleisch bricht stark ein

Demnach haben sich Verbraucher bei allen großen Segmenten des Fleischmarktes zurückgehalten. Im Vorjahresvergleich brach dabei vor allem der Absatz von Rindfleisch ein. Selbst das Geflügel verlor zweistellig, was allerdings insbesondere aus der schwachen Nachfrage nach Putenfleisch resultierte. Bei Hähnchen war der Rückgang mit minus 8,9 % etwas moderater. Im Vergleich kam Schweinefleisch noch am besten weg. Allerdings profitierte die beliebteste Fleischart der Deutschen während der Pandemie im Privatverkauf nur unterdurchschnittlich.

Der Druck auf den Fleischmarkt kommt dabei aus zwei Richtungen: Die Verbraucher legten 2022 sowohl seltener (- 2,4 %) als auch weniger Fleisch und Wurst (- 5,9 %) in ihren Einkaufswagen als noch 2021. Dagegen blieb der Anteil der Haushalte, die mindestens einmal einen Artikel aus dem Fleischsortiment einkauften, mit ca. 98 % praktisch unverändert. Das bedeutet, dass lediglich zwei von 100 Privathaushalten weder Fleisch noch Wurst oder Geflügel kauften. Die Zielgruppe bleibt somit stabil groß.

Fleischersatz wächst weiter

Zu den Gewinnern der letzten Jahre gehören dennoch definitiv vegetarische und vegane Fleischalternativen. Die nachgefragte Menge stieg innerhalb von drei Jahren um annähernd 140 %. Selbst 2022 wuchs dieses Segment zweistellig. Die rückläufigen Einkaufsmengen an Fleisch und Fleischwaren konnten die Alternativen jedoch nur zu einem Viertel ausgleichen.

Ohnehin sind die nachgefragten Mengen an Fleischersatzprodukten noch immer sehr überschaubar. Bezogen auf die Menge erreichen sie mittlerweile 2,7 % der Umsätze an Fleisch, Wurst und Geflügel. Vor der Pandemie waren es jedoch nur gut 1 % und das noch junge Segment bewegt sich auf einem soliden Fundament. Sowohl die Anzahl der Käuferhaushalte als auch die Einkaufshäufigkeit legten zuletzt zu.

Inflationstreiber Fleisch

Dabei hatte Fleischersatz im vergangenen Jahr einen entscheidenden Vorteil. Im Gegensatz zum Fleischsortiment gingen die Preise für diese Produkte im Einzelhandel sogar leicht zurück – und zwar um 0,5 %. Fleisch, Wurst und Geflügel aus konventioneller Erzeugung verteuerte sich laut AMI-Verbraucherpreisspiegel hingegen um fast 11 % gegenüber 2021.

Geflügel kostete demnach im Schnitt rund ein Fünftel und Rindfleisch rund 14 % mehr. Im Vergleich dazu war die Teuerung bei Schweinefleisch und Fleischwaren fast moderat. Lediglich im Juli 2022 gab es eine Korrektur nach unten.

Der Grund: Aldi senkte überraschend die Preise für Standardartikel vom Schwein und für gemischtes Hackfleisch mit dem Hinweis auf gesunkene Einkaufspreise. Die Gegenbewegung folgte im November, als einige Kurzbratartikel vom Schwein wie Schnitzel und Steaks wieder deutlich teurer wurden.

Geiz ist wieder geiler

Laut Statistischem Bundesamt zogen die Nahrungsmittelpreise insgesamt im Durchschnitt um 13,5 % gegenüber 2021 an. Bei den Energieprodukten wie Strom, Heizöl und Kraftstoffen waren es übrigens fast 35 %. Bei einem allgemeinen Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland um 7,9 % gegenüber 2021 trugen Nahrungsmittel damit maßgeblich dazu bei, dass die Inflationsrate einen neuen Höchststand seit der Wiedervereinigung erreichte.

Weil die Kaufkraft sinkt, verzichten deutsche Verbraucher zum einen auf Fleisch, und zum anderen kaufen sie andere Fleischartikel. Wie die Daten des GfK-Haushaltspanels zeigen, landeten in den ersten elf Monaten 2022 vornehmlich günstigere Artikel im Einkaufskorb – allen voran Hähnchenflügel und Schweinebraten. Im Gegenzug verloren teurere Produkte wie Hähnchenbrust und Rindersteaks weit überdurchschnittlich.

In den vergangenen Jahren zählten diese Artikel noch regelmäßig zu den Gewinnern. Und auch abseits der Topseller gibt es interessante Entwicklungen: Der Verkauf an Suppenhühnern stieg um 3,4 %, während die Einkaufsmenge an Rinderfilet um rund 37 % schrumpfte.

Dazu passt auch, dass die Verbraucher ihre bevorzugte Einkaufsstätte änderten. So konnte der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zwischen Januar und November 2022 seine Marktanteile auf Kosten der Metzgereien und anderer Einkaufsstätten ausbauen. Zudem kauften die Bürger ihre Lebensmittel wieder stärker beim Discounter.

Biofleisch unter Druck

Zu den Verlierern der Krise gehört auch der Biofleischmarkt. Die Nachfrage nach Fleisch, Geflügel und Fleischwaren aus ökologischer Erzeugung hatte in den ersten zwei Jahren der Corona-Pandemie noch geboomt. Seit Mai 2022 geht es allerdings abwärts, und private Haushalte kauften weniger. Das hat sicherlich mit den deutlichen Preissteigerungen zu tun, aber auch mit dem absoluten Preisniveau.

Seit August 2022 entwickelt sich die Nachfrage bei Biofleisch deutlich schwächer als bei konventioneller Ware. Kleiner Trost: Die Einkaufsmenge auf dem Biofleischmarkt lag 2022 in der Summe noch weit über dem Niveau von 2019 – dem Vor-Corona-Jahr.

Mehr Fleischwerbung

Die Handelsketten versuchten, dem negativen Absatztrend mit etwas mehr Werbung entgegenzuwirken. Laut AMI-Analyse zu den Aktionspreisen im LEH warben die führenden Handelsunternehmen in Deutschland 2022 etwas häufiger mit Fleisch und Geflügel als im Jahr zuvor. Das gilt vor allem für Artikel vom Schwein (+ 6,6 %). Die höchsten Zuwachs an Werbeaktionen (+ 15,2 %) gab es jedoch bei gemischten Partien aus Rind- und Schweinefleisch.

Ob es an der Werbung liegt oder andere Gründe hat, ist nicht ganz klar. Fest steht aber, dass der Trend zur Abkehr von Fleisch und Fleischerzeugnissen spürbar nachlässt. Die jüngsten Daten aus dem GfK-Haushaltspanel für die Segmente Schweinefleisch und Fleischwaren/Wurst dürften der Branche etwas Hoffnung machen. Die Einkaufsmengen im September 2022 lagen dort, aber auch bei gemischten Partien von Rind und Schwein sogar teils deutlich über dem Vorjahresniveau. Auch das Minus bei Hähnchenfleisch fiel nur noch gering aus. Lediglich bei Rindfleisch blieben die Zahlen noch enttäuschend.

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Auf und Ab bei Außer-Haus

Der Außer-Haus-Markt erholt sich langsam von der Pandemie. Die Umsätze in der Gastronomie waren in den ersten zehn Monaten 2022 preisbereinigt rund 45 % höher als im Vorjahreszeitraum. Das Vor-Corona-Niveau wurde dennoch um 11 % verfehlt.

Ob die Umsätze überhaupt wieder das alte Level erreichen, ist fraglich. Die steigenden Kosten für Lebensmittel, Energie und Personal verteuern die Mahlzeiten und treffen auf verunsicherte Verbraucher, die in der Krise seltener auswärts ­essen. Das bremst die Erholung.

Das Statistische Bundesamt beobachtete im Gastgewerbe für die Monate Juni bis Oktober 2022 bereits leicht schwächere Umsätze. Setzt sich dieser Trend fort, könnte es sogar wieder zu einer Verlagerung der Fleischnachfrage in den privaten Bereich kommen, wovon der Einzelhandel profitieren würde.

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