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Frühkartoffeln: Droht ein Überangebot?

Die Preisaussichten für die Frühkartoffelsaison sind durchwachsen. Möglicherweise steuert die Branche auf ein Überangebot zu, meint AMI-Experte Christoph Hambloch.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Markt für Frühkartoffeln steht in diesem Jahr unter keinen guten Vorzeichen: Im Inland türmen sich die Vorräte und aus dem Ausland drängt reichlich Ware ins Inland. Es gibt aber auch ein paar Hoffnungsschimmer.


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Volle Lager im Inland: Die üppige Speisekartoffelernte und die niedrigen Preise im vergangenen Jahr sind zur Bürde für die anstehende Frühkartoffelsaison geworden. Vor allem die Lager in Niedersachsen sind voller als in den Jahren zuvor.


Zudem fiel die Nachfrage aufgrund der sommerlichen Temperaturen in den vergangenen Wochen eher schwach aus. Im Frühjahr 2018 gab es im Norden dann noch die Chance, überschüssige Speisekartoffeln in der Stärkeverarbeitung zu „entsorgen“. Weil die Preise für Industrieware aber wenig attraktiv sind, haben davon jedoch kaum Landwirte Gebrauch gemacht. Ein frühes Ende der Lagersaison zeichnet sich in diesem Jahr nicht ab.


Auslandsware verstopft Markt: Nicht nur im Inland sind die Lager gut gefüllt. Die Lage im übrigen EU-Anbaugebiet und im Mittelmeerraum ist ähnlich.


Frankreich: Wie in 2017 belastet das Angebot aus Frankreich erneut den deutschen Markt. Derzeit fallen die Vorräte bei unseren Nachbarn noch einmal größer aus als im vergangenen Jahr und könnten die Regale bis in den August hinein belegen.


Mittelmeerraum: Auch in dieser Region haben die Anbauer ihre Anbaufläche nicht reduziert – teilweise sogar ausgedehnt. Noch mehr Ware drängt bereits aus Ägypten auf den Markt. Im März exportierten Händler aus dem Land am Nil große Mengen nach Russland und auf den Balkan.


Der Warenstrom in Richtung Südosten der EU versiegte aber, weil günstige Ware aus Frankreich den Verkauf blockierte. Der Überschuss drängt nun auch in die hiesigen Regale des Lebensmittelhandels.

Gute Nachrichten kommen aus Israel. Im Gegensatz zu den Ägyptern, deren Händler fast ihre komplette Ernte im April verschiffen, fließt israelische Ware erst später in den Markt. Nachdem die Landwirte aus dem Nahen Osten mehrmals mit geringen Erlösen aus ihrem Frühkartoffelverkauf klarkommen mussten, haben sie für diese Saison den Anbau zurückgefahren.


Israel bremst: Das lässt sich auch am Pflanzguteinkauf ablesen, den die Israelis zu rund 60 % aus den Niederlanden ordern. Anders als in den Jahren zuvor fiel die Bestellung in diesem Jahr um 13 % geringer aus. Auf der Streichliste sollen vor allem Exportsorten gestanden haben. Experten rechnen daher für Juli mit einem Rückgang des israelischen Exports nach West- und Mitteleuropa um 20 %. Das könnte immerhin zu einer Entlastung führen.


Spanien: Eine wichtige Rolle spielen im Juni und Juli die Waren aus Spanien. 2017 hatten die Landwirte auf der iberischen Halbinsel ihre Anbaufläche deutlich ausgedehnt. Anders als es sich manch einer der hiesigen Anbauer wünschen würde, fahren die Spanier auch in diesem Jahr einen ähnlich hohen Umfang.

Ob auch in diesem Jahr Rekorderträge zu erwarten sind, ist umstritten. Experten gehen nicht davon aus. Die oft fragliche amtliche Statistik prognostiziert hingegen eine überdurchschnittliche Ernte (Übersicht).

Nicht nur die Lagerware und die ersten Lieferungen aus dem Ausland sind für das Marktgeschehen entscheidend. Für die Prognose ist auch ein Blick auf die Bestände im Inland hilfreich.


Frühkartoffeln: Der Anbau der Frühkartoffeln hat sich in diesem Jahr nach hinten verlagert. Nur im Südwesten konnten die Anbauer Anfang März die ersten 1 000 ha Frühkartoffeln bestellen. Etwas später ging es in Niedersachsen und am Niederrhein los, wenn auch mit frostbedingten Unterbrechungen. Im Rheinland hatten die Landwirte im März auf den schwereren Böden Probleme, ihre Pflanzkartoffeln in den Boden zu bekommen. Einige konnten erst in der dritten Aprilwoche ihre Felder bestellen. Im Südwesten Deutschlands waren bereits im März die Böden trocken und warm.


Diese Ausgangslage könnte für ein gut verteiltes Angebot über den Frühsommer hinweg sorgen, weil die Kartoffelbestände zu unterschiedlichen Zeiten gepflanzt wurden. Starten wird die Vermarktung ab Hof aller Voraussicht nach in den kommenden Tagen und ab Mitte Juni dürfte der Lebensmittelhandel mit festschaligen Frühkartoffeln einsteigen.


Trotz dieser positiven Signale sollten Anbauer aber nicht außer Acht lassen: Wegen des wüchsigen Wetters holen die Bestände in Niedersachsen und dem Rheinland die Verzögerungen beim Auspflanzen derzeit wieder auf. Möglicherweise drängen somit doch schon früher größere Mengen auf den Markt.Zum Anbauumfang gibt es keine amtlichen Daten. Von den Erzeugergemeinschaften ist aber zu hören, dass es keine nennenswerten Veränderungen zum Vorjahr gibt.


Sommer- und Haupternte: Anders als bei den Frühkartoffeln kamen die Knollen für die Sommer- und die Haupternte nahezu pünktlich in den Boden. Trotz der zu großen Speisekartoffelernte im vergangenen Jahr und den niedrigen Preisen haben die meisten Landwirte ihre Anbaufläche nicht eingeschränkt.

Im Gegenteil: Einige Ackerbauern in der Nordhälfte konnten aufgrund der Nässe im Herbst ihre Flächen nicht mit Wintergetreide bestellen und haben auf diesen Parzellen teilweise Kartoffeln gepflanzt.


Getrübter Ausblick:Angesichts dieser Vorzeichen wundert es nicht, dass bereits Ende April die Preise für ägyptische Frühkartoffeln unter Druck gerieten und in Richtung 40 €/dt steuerten.

Derzeit zeichnet sich noch keine Entlastung des Marktes ab. Hoffung besteht dennoch, da möglicherweise aus Spanien weniger Ware auf den Markt drängen wird, als in der offiziellen Statistik prognostiziert. Außerdem erwarten Experten, dass Israel weniger exportieren wird.

In welche Richtung der Markt sich entwickelt, ist somit noch nicht ausgemacht. Letztendlich entscheiden darüber die Händler, Verbraucher und das Wetter.


 

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