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Geht der Höhenflug beim Rindfleisch weiter?

Die Schlachtrinderpreise gaben zuletzt zwar nach, bewegen sich aber weiter auf Rekordniveau. Das knappe Angebot an Schlachtvieh wirkt stützend. Größtes Risiko ist die allgemeine Inflation.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Franz Langgartner, Bayerischer Bauernverband

Die Erzeugerpreise am Schlachtrindermarkt kannten zuletzt nur eine Richtung, und zwar nach oben. Seit Jahresbeginn legten die Preise für Jungbullen der Handelsklasse U3 laut amtlicher Preisfeststellung in Bayern um rund 50 Cent auf ca. 5,30 € pro kg SG zu (Stand: Anfang März). Damit bewegten sich die Jungbullenpreise um ein Drittel über dem Vorjahr und erreichen ein Allzeithoch.

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Für weibliche Tiere waren die Aufschläge sogar noch höher: R3-Schlachtkühe liegen derzeit mit rund 4,40 € und R3-Färsen mit rund 4,80 € pro kg SG 60 bzw. 80 Cent über dem Niveau vom Jahresbeginn.

Höhenflug trotz Pandemie

Dabei sah es mit Ausbruch der Coronapandemie zunächst nicht gut aus. Mit den Lockdown-Maßnahmen und Einschränkungen im Außer-Haus-Verzehr brachen Absatz und Preise ein. Bei manchen Rindermästern wurden Erinnerungen an die BSE-Krise wach. Mit anhaltender Dauer der Pandemie stabilisierte sich jedoch die Lage, und die Jungbullenpreise profitierten von der guten Verbrauchernachfrage im Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Lediglich bei Färsen und Kühen, deren Fleisch bevorzugt in die (System-)Gastronomie geht, gab es durch neue Coronabeschränkungen immer wieder kurzzeitige Rückschläge.

Fakt ist: Rindfleisch ist in der Verbrauchergunst während der Pandemie weiter gestiegen. Bemerkenswert ist dabei der Vergleich zum Schweinefleisch. Während dort der Pro-Kopf-Verzehr seit 2012 um ein Fünftel auf 30,8 kg pro Jahr einbrach, stieg er bei Rind-/Kalbfleisch mit 9,4 kg/Jahr sogar leicht um 3,3%. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Ein wachsender Anteil der Bevölkerung verzichtet aus religiösen Gründen auf Schweinefleisch und weicht auf Rind bzw. Geflügel aus.
  • Rindfleisch hat ein sehr positives Image beim Verbraucher.
  • Rindfleisch ist durch unterschiedliche Schnitte (Cuts), z.B. Flank-Steak oder Burger-Patties, vielfältig und auch im Sommer auf dem heimischen Grill gesetzt. Die saisonale Abhängigkeit sinkt.

Wettbewerb um Schlachtvieh

Der guten Nachfrage steht ein begrenztes Schlachtrinderaufkommen gegenüber. 2021 kam mit rund 674000 Schlachtungen knapp jedes dritte Schlachttier aus Bayern. Und hier ist der Trend eindeutig: Die Stückzahlen sinken kontinuierlich und lagen im vergangenen Jahr 5% unter dem Jahr 2017. Bundesweit sieht es ähnlich aus.

Hinzu kommt, dass die Unternehmen höhere Kosten (z.B. wegen Arbeitsschutzkontrollgesetz) haben und eine hohe Auslastung anstreben. Sie liefern sich derzeit einen harten Wettbewerb um die Rinder. Neben dem knapper werdenden heimischen Angebot schrumpften zuletzt auch die Importmengen, insbesondere aus den Drittstaaten. So waren Lieferketten aus Südamerika gestört oder Ware fand neue Absatzkanäle, z.B. in China. Argentinien hatte zudem im Vorjahr aus Angst um die heimische Versorgung zeitweise Exportbeschränkungen eingeführt.

Die Freude der Tierhalter über die hohen Erzeugerpreise wird allerdings getrübt, denn zeitgleich sind die Produktionskosten deutlich gestiegen. So haben sich die Futtermittelpreise stark erhöht. Non-GMO Sojaschrot kostete im Februar 2022 im bayerischen Durchschnitt 712 €/t und Rindermastfutter 305 €/t (21 bzw. 17% über Vorjahr). Erfreulich komfortabel ist aktuell hingegen die Grundfutterversorgung im süddeutschen Raum, die allerdings durch gestiegene Betriebsmittelpreise (Diesel, Saatgut, Düngung etc.) auch nicht billiger wird.

Wie geht es weiter?

Das Kostenproblem dürfte Rinderhalter weiterhin beschäftigen und ist angesichts der unübersichtlichen Lage in der Ukraine kaum abzusehen. Relativ klar ist hingegen der Trend beim verfügbaren Schlachtrinderangebot. Nach den Viehzählungsergebnissen von November 2021 hält die rückläufige Tendenz bei der Rinderhaltung trotz der hohen Preise an. Gegenüber dem Vorjahr hat sich sowohl die Anzahl der Rinder als auch die Haltungen verringert.

Insbesondere in Bayern ist dieser Trend kaum aufzuhalten, weil bei eher kleineren Strukturen zu befürchten ist, dass viele Betriebe wegen der steigenden Anforderungen an das Tierwohl (Stichwort: ganzjährige Anbindehaltung) aussteigen. Die Entwicklung rückläufiger Rinderbestände ist sogar im europäischen Umfeld zu beobachten. Lediglich Polen und Irland konnten ihre Bestände zuletzt etwas aufbauen.

Risiken für den Markt

Bei der Nachfrage könnte sich die Klimadebatte negativ auf den Fleischkonsum auswirken. Die größte Gefahr für den Rindfleischabsatz sind jedoch die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten. Im Februar lag die Inflationsrate bundesweit bei über 5% gegenüber dem Vorjahr. Bisher waren Nahrungsmittel eher eine „Inflationsbremse“, was sich in den Verbraucherpreisen des Rindfleischs widerspiegelt. Mit durchschnittlich rund 9 €/kg wurden die Kostensteigerungen entlang der Wertschöpfungskette bisher noch nicht an den Verbraucher weitergereicht.

Es soll zudem deutliche Widerstände gegen höhere Preise im Fleischverkauf geben, und dem Vernehmen nach sucht der LEH bereits nach günstigeren Lieferanten (Polen, Irland). Befürchtet wird, dass private Haushalte durch Inflation Kaufkraft verlieren und vor allem bei Lebensmitteln preissensibler werden. Verbraucher kaufen vermutlich weniger vom „teuren“ Rindfleisch bzw. reagieren sogar mit Fleischverzicht.

Trotz dieser Risiken dürften die stetig schrumpfenden Bestände einen gravierenden Preiseinbruch verhindern. Auf fortlaufend weiter anziehende Auszahlungspreise sollte man jedoch nicht setzen.

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