Die EU-Kommission hat in ihrem jüngsten September 2024-Bericht die EU-Getreideversorgung nochmals deutlich gekürzt. Auf der Produktionsseite werden nur noch rund 261 Mio. t Getreide (Vorjahr 270 Mio. t) erwartet. Der Verbrauch wird geringfügig höher auf 257 Mio. t veranschlagt. Die Exporte gehen erheblich von vorjährigen 51,5 auf diesjährige 40,0 Mio. t zurück. Auf der Importseite stehen leicht rückläufige 31,2 Mio. t. Der Vorratsbestand schrumpft von 46,2 auf 41 Mio. t bzw. nur noch 15,5 % vom Verbrauch, dem niedrigsten Wert seit fast 10 Jahren.
Rund 11 Mio. t weniger EU-Weizen
Die EU-Weizenversorgung hat am meisten eingebüßt. Die Ernte liegt bei 121,7 Mio. t (Vorjahr 132,5 Mio. t). Der Verbrauch soll nur wenig auf 110,5 Mio. t zurückgehen. Der Export fällt von 36 auf 26 Mio. t zurück. Beim Import von Qualitätsware bleibt es bei verringerten rd. 10 Mio. t (Vorjahr 12 Mio. t). Die Vorratsbestände schrumpfen um knapp 6 Mio. t bzw. -33 %. Frankreich und Deutschland sind die am stärksten betroffenen Länder.
Die EU-Gerstenernte wird auf 50,4 Mio. t etwas niedriger geschätzt. Davon werden 42 Mio. t im Binnenmarkt verbraucht und rd. 8 Mio. t gehen in den Nettoexport. Die Vorratsbestände verändern sich nur unwesentlich.
Beim Roggen (7,1 Mio. t) und bei Triticale (10,2 Mio.t) halten sich die Kürzungen in einem Bereich von -8 % bis -9 %. In beiden Fällen werden die Vorratsbestände abgebaut, um den Inlandsbedarf zu decken.
10 % weniger Körnermais
Die noch nicht abgeschlossene Maisernte wird auf nur noch auf 60,1 Mio. t (-9,9 %) geschätzt. Besonders kräftige Einbußen werden in den südosteuropäischen Mitgliedstaaten Rumänien, Bulgarien und Ungarn vorausgesagt. Bei einem Verbrauch von 76 Mio. t sind Nettoeinfuhren von rd. 16 Mio. t erforderlich. Schwerpunkte bilden Lieferungen aus Drittländern nach Spanien und in die nordwesteuropäischen Veredlungsgebiete.
Trotz der gesenkten Erntemengen passen die Getreidepreise nach wie vor nicht zum knappen Angebot: Die Weizenkurse haben die Talsohle zwar zuletzt offenbar durchschritten und stabilisieren sich auf höherem Niveau. Insgesamt bewegt sich der Getreidemarkt der EU-27 aber auf einem Niedrig-Niveau wie zuletzt im Jahre 2012.
EU-Rapsernte 2024/25 unter Mehrjahresschnitt
Beim Raps geht die EU-Kommission von nur noch 17,1 Mio. t aus. Im Vorjahr waren es noch 19,7 Mio. t. Entscheidend sind einmal die reduzierten Anbauflächen um -7,3 % und die um -6,3 % geringeren Hektarerträge. Hohe Ernteeinbußen verzeichneten vor allem die beiden größten EU-Rapserzeuger Frankreich und Deutschland.
Der Rapsverbrauch soll ebenfalls deutlich auf 22,5 Mio. t (Vorjahr 24,3 Mio. t) gekürzt werden. Vor 2 Jahren waren es noch 25,9 Mio. t. Zur Bedarfsdeckung sind 2024/25 rd. 5,9 Mio. t Importe erforderlich. Als Hauptlieferanten kommen wie bisher die Ukraine und Australien in Frage.
Die Welt- und EU-weit knappe Rapsversorgung sollte eigentlich zu sehr hohen Preisen beitragen. Aber Raps stellt nur einen 15 %igen Anteil im Ölsaatenmarkt im Vergleich zu den beiden Marktführern Palmöl mit knapper Versorgungslage und Soja mit überdurchschnittlich guter Versorgungslage. Infolge der beachtlichen Verwendung der pflanzlichen Öle für Biokraftstoff spielt auch noch der Rohölkurs eine Rolle.
Unterstützung für hohe Rapspreise kommt von den aktuell stark gestiegenen Palmölkursen. Die derzeit kräftigen Rückgänge der Rohölkurse bremsen jedoch mögliche Steigerungen beim Raps aus.