topplus Ausblick auf Ernte 2025

Nahost-Konflikt und Ernteprognosen drücken auf den Weizenpreis

Die Getreideernte 2025 rückt näher. Von besseren Preisen für letzte 24er Partien oder für Vorverträge ist wenig zu sehen. Auch der aufflamende Nahost-Konflikt berührt die Kurse bislang wenig.

Lesezeit: 4 Minuten

Ende vergangener Woche (13. Juni) sorgte der aufflammende militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran für kräftige Kursgewinne in Paris und Chicago. Der Weizenmarkt ist zwar nicht unmittelbar betroffen. Steigende Rohölpreise und vor allem Finanzinvestoren zogen die Weizenkurse aber mit nach oben. Mitte Juni hielten Beobachter das Potenzial für deutlich steigende Weizenkurse daher für begrenzt.

Getreidemarkt: Fällt der Endspurt aus?

Geht es bei den Getreidepreisen 2025 ohne Happy End direkt in die neue Ernte? Die internationalen Getreidemärkte blieben zuletzt weiter schwach gestimmt. Regionale Trockenheit in Teilen Europas und China weckte die Börsenbullen im Mai nur vorübergehend. Die verbreiteten Regenfälle Anfang Juni in Europa kamen noch rechtzeitig und milderten Sorgen um die Ernte 2025 spürbar ab. Allerdings setzte das auch die Preise unter Druck.

Größere weltweite Ernte ...

Denn nicht nur die Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) gehen weiterhin von einer weltweit deutlich größeren Getreideernte in der kommenden Saison aus:

  • Für die EU erwarten die Experten eine Weizenernte in Höhe von 136 Mio. t. Im Vorjahr waren es (unterdurchschnittliche) 122 Mio. t.

  • Aus Russland wird trotz zeitweise trockener Aufwuchsbedingungen von einer Ernte in einer Spanne von 81 bis 83 Mio. t Weizen nach 82,6 Mio. t im Vorjahr ausgegangen.

  • Die weltweiten Endbestände des endenden Wirtschaftsjahres wurden bereits auf gut 265 Mio. t Weizen erhöht. Bislang ging man von 262 Mio. t aus. Für die Saison 2025/26 wird mit knapp 266 Mio. t von nochmals höheren Endbeständen ausgegangen, vorausgesetzt die Ernten fallen wie erwartet aus.

... kleinere EU-Vorräte?

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hatte seine jüngste Ernteschätzung zwar zwischenzeitlich um 1,2 Mio. t auf 40,7 Mio. t gesenkt und erwartete wegen der Frühjahrstrockenheit eine etwas kleinere Getreideernte in Deutschland als noch vor einigen Monaten. Mitte Juni hat der DRV hat seine Ernteerwartungen witterungsbedingt nach oben angepasst. Aktuell geht der Verband von einer Getreideernte in Höhe von 41,4 Millionen Tonnen aus.

Die EU-Kommission erhöhte ihre Prognose für ­Weizen in der EU im Wirtschaftsjahr 2025/26 zuletzt um 300.000 t auf 126,6 Mio. t. Das wären 13 % mehr als in der vergangenen Saison. Die Vorräte in der EU wachsen gegenüber der Aprilschätzung, mit Exporten von 30 Mio. t, auf 9,05 Mio. t, nach zuvor 8,5 Mio. t. Im Wirtschafsjahr 2024/25 waren es allerdings 11 Mio. t.

Erste Schätzungen vom Statistischen Bundesamt unterstützen die schwache Preistendenz: Die Fachleute gehen von einer um 12 % größeren Fläche für Weizen und damit 2,8 Mio. ha in diesem Jahr in Deutschland aus. Insgesamt baut die deutsche Landwirtschaft auf 5,9 Mio. ha und damit auf einer Fläche von 180.000 ha mehr Getreide als im Vorjahr an. Die Fläche für Wintergerste sinkt um 6,4 % auf 1,2 Mio. ha.

Diese Zahlen setzen die Getreidekurse an den internationalen Börsen unter Druck. In den vergangenen Wochen konnten sich die Notierungen in Paris noch über der wichtigen Marke von 200 €/t halten. Nach den Niederschlägen Ende Mai bröckelte aber der Widerstand an der 200 €-Marke und die Kurse rutschten knapp darunter.

Preise locken derzeit nicht

Wie reagieren Getreideanbauer auf die schwache Stimmung zum Saisonwechsel? Zuletzt gab es kaum Umsatz am Getreidekassamarkt. Die Abgabebereit-schaft vieler Landwirte bleibt aufgrund der Unsicherheit zur Ernte sehr überschaubar. Vielen Erzeugern waren die Erlösaussichten zuletzt weiterhin einfach zu niedrig.

Dennoch werden immer mal wieder Läger mit bislang unverkauften Partien geräumt, um Platz für die neue Ernte 2025 zu schaffen. Vor allem Futter-getreide ist in den Niederlanden und Norddeutschland zeitweise gefragt. Im Großen und Ganzen fehlt aber Nachfrage der Industrie. Bei einer schleppenden Mehlnachfrage schwächelt auch der Brotgetreidebedarf der Mühlen.

Die Vermarktung der neuen Ernte rückt aufgrund der Unsicherheiten über die tatsächlichen Erträge kaum in den Fokus. Trotzdem sollten Getreideerzeuger den Verkauf von ersten Teilmengen über Vorkontrakte einplanen. Damit bleibt man am Markt zumindest präsent, wenn auch auf Sparflamme. Schnell könnten sonst andere Anbieter aus anderen Ländern oder Regionen die Lücke besetzen und den Getreidebedarf der Verarbeiter abdecken.

Markt Pro-Meinung: Ernte gestaffelt vermarkten!

Viele Erzeuger zögern derzeit weiterhin bei Vorverträgen für die anstehende Ernte 2025. Zu niedrig erscheinen die Offerten, zu groß die Unsicherheiten bei den Erträgen und Qualitäten. Weiterer Druck auf die Preise ist allerdings aus heutiger Sicht nicht auszuschließen. Denn das Angebot dürfte, auch international, größer ausfallen. Wir empfehlen, die Ernte in Teilmengen und zeitlich gestaffelt zu vermarkten und eventuell mit dem Kauf von Düngemitteln zu kombinieren.

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