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Spargel- und Beerenverbände

Grenzschließungen verhindern Einreise von Erntehelfern

Gemüse-, Obst- und Beerenanbauer sorgen sich um ihre Kulturen. Dringend benötigte Arbeitskräfte aus Südosteuropa können nicht mehr einreisen und fehlen in den Betrieben.

Lesezeit: 4 Minuten

Die ersten Spargelstangen wurden schon in Deutschland geerntet. Die gleichmäßigen Temperaturen haben für ein optimales Wachstum des Edelgemüses gesorgt. Damit ist der Spargel das Vorreitergemüse unter den Gemüsekulturen. Doch alleine die Erntehelfer bleiben aufgrund der aktuellen Corona-Situation aus.

„Vorgestern konnten Erntehelfer mit einer Arbeitsbescheinigung vom Anbaubetrieb noch für kurze Zeit die Grenzen passieren. Nun sind alle Grenzen dicht. Obwohl viele der Arbeitskräfte aus Rumänien Spargel in Deutschland ernten wollen, können sie das nicht. Und die Anbauer wissen nicht, wie sie die Ernte bewerkstelligen können. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, die Bevölkerung mit gesundem Obst und Gemüse zu versorgen. Auch ist nicht zu vergessen, dass beispielsweise die rumänischen Erntehelfer und -erntehelferinnen, die zum größten Teil die Anbauer bei der Ernte unterstützen, europäische Bürger sind, die sich mit der Ernte in Deutschland ein sehr wichtiges Zusatzeinkommen verdienen. Die Bundesregierung muss unbedingt die Rahmenbedingungen für eine problemlose Einreise mit den anderen europäischen Ländern klären, damit diese die Ein- und Durchreise möglich machen“, erklärt Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).

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Das Folienmanagement kann die Ernte aktuell noch hinauszögern. „Indem die Spargelanbauer die transparenten Folien von den Dämmen nehmen, können sie die Temperaturen diese Woche ausbremsen. Aber schon kommende Woche sind nachts wieder Minusgrade gemeldet, was aus Gründen der späteren Stangenqualitäten den Schutz durch Folie notwendig macht. Die Situation in den Betrieben ist sehr angespannt, da nicht klar ist, wie viele Erntehelfer zur Ernte da sein können“, erklärt Anbauberater Dr. Ludger Aldenhoff.

Diese Situation bestätigt auch Jürgen Schulze, Vorstandssprecher des Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer e. V. (VOSBA). Das betrifft nicht nur die Spargelkultur in ganz Deutschland. Bei den meisten anderen Gemüsekulturen und auch einigen Obstkulturen wird aktuell mit der Pflanzung die Voraussetzungen für eine spätere Ernte geschaffen. Ohne Erntehelfer aus dem Ausland werden diese nur im begrenzten Maße stattfinden können.

Anreise der Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland muss gewährleistet sein

„Die Anreise für Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland muss sichergestellt sein. Das bedeutet konkret: Die deutschen Grenzen müssen für Arbeitskräfte offenbleiben und Transitwege durch Nachbarstaaten, wie Ungarn und Österreich, sowie Flüge bei einer Arbeitsplatzzusage möglich sein. Auch gilt es, die Vermarktung über die Genehmigung von Wochenmärkten und Direktvermarktungsständen, sowie die Hofläden und den Lebensmitteleinzelhandel sicher zu stellen“, betont Schumacher.

Der deutsche Obst- und Gemüsebau ist eine überlebenswichtige Wirtschaftsbranche für Deutschland, da er die Eigenversorgung der Bevölkerung sicherstellt. Sollte es zu weiteren Einschränkungen im Warenverkehr kommen, wäre diese Eigenversorgung über Importe nicht ausreichend sichergestellt.

Aktuelle Situation bringt deutschen Gemüse- und Obstanbau und inländische Versorgung in prekäre Lage

Sollte der deutsche Gemüse- und Obstanbau von politischer Seite keine umfassende Unterstützung bei der Sicherstellung von Erntehelferinnen und -helfern erhalten, werden durch Insolvenzen Lücken im Versorgungssystem entstehen. Auch nach einer Beruhigung der aktuellen Ausnahmesituation werden neue Betriebe diese nicht schließen können. Somit besteht die große Gefahr von nachhaltigen Versorgungsengpässen. Zusätzlich stellen die Unternehmen in vielen ländlichen Regionen die wichtigsten Arbeitgeber dar. Ein Wegfall würde auch erhebliche soziale und wirtschaftliche Einschnitte für die Region bedeuten.

Anreise ermöglichen

In einem gemeinsamen Schreiben an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil fordern die Präsidenten und Vorsitzenden des Deutschen Raiffeisenverbandes e.V., des Gesamtverbandes der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände e.V., des Zentralverbandes Gartenbau e.V, des Bundesausschuss Obst und Gemüse, der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e.V. und des Deutschen Bauernverbandes e.V. für eine Reihe von Regelungen kurzfristig Ausnahmen und Modifikationen zu schaffen, um dringende und für die Lebensmittelversorgung erforderliche Arbeiten erledigen zu können.

Die Verbände fordern im Einzelnen:

  • eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes (Verlängerung der täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeiten sowie Verkürzung der Ruhezeiten),
  • die Anhebung der Entgeltgrenze für eine geringfügig entlohnte Beschäftigung,
  • die Verlängerung der Beschäftigungshöchstdauer und Aussetzung der Prüfung der Berufsmäßigkeit,
  • eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten beispielsweise für Arbeitslose, Asylbewerber, Bezieher von Kurzarbeitergeld oder einer vorzeitigen Altersrente,
  • einen erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für Arbeitskräfte aus Drittstaaten sowie
  • eine Lockerung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, um Zusammenarbeit zwischen Betrieben zu erleichtern.

Die Verbände haben sich außerdem an den Bundesminister des Inneren, Horst Seehofer, und den Bundesaußenminister Heiko Maas gewandt und dringend darum gebeten, die Anreise der ausländischen Saisonarbeitskräfte sicherzustellen. Bundesministerin Julia Klöckner sind die gesamten vorstehenden Vorschläge von den Verbänden vorgetragen worden.

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