Vergangene Woche kostete das 25-kg-Ferkel in Nordrhein-Westfalen ohne Qualitätsaufschlag 57 Euro. Das schwarzbunte Bullenkalb der guten Qualität dagegen 56 Euro. Für Dr. Frank Greshake von Landwirtschaftskammer NRW, ein Unding. Wie er im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben schrieb, ist der Ferkelpreis ordentlich und der Marktsituation beim Schwein angemessen – aber beim Kalb könnten sich selbst altgediente Kälbervermarkter nicht an eine solche Marktsituation erinnern.
Das schwarzbunte Bullenkalb über 45 kg lasse sich ja noch vermarkten, aber beim leichten Mutterkalb würden die ersten Vermarkter bereits „Abholgebühren“ nehmen.
Dafür gibt es laut dem Kammerberater mehrere Gründe, wie er im Wochenblatt weiter schrieb. So sei der Kalbfleischabsatz seit Monaten unter Druck. „Weißes Kalbfleisch muss für den Mäster etwa 5 Euro/kg bringen und nicht die aktuellen 3,80 bis 4,20. Es fehlt schlicht 1 Euro. Die Produktion ist zu hoch.“ So habe es in den Niederlanden im April erstmals über 1 Mio. Kälber gegeben. Jetzt würden in etlichen Mastbetrieben vier bis fünf Wochen Leerstände gefahren, um den Markt zu stabilisieren. Denn auch der Export von Kalbfleisch nach Frankreich und Italien stockt, zum Teil auch wegen fehlender Versicherungsmöglichkeiten im Export. Aus Deutschland gehen laut Greshake etwa 10.000 Kälber pro Woche in die Niederlande, was damit der wesentliche Absatzmarkt sei.
Auch in der Phosphorquote hätten die Kälbermäster in den Niederlanden ein Problem. „Die Quote hat auch etwas damit zu tun, dass auf niederländischen Kälbersammelstellen bis zu 50 % blau-weiße Kälber ankommen. Offenbar reduzieren niederländische Milchviehhalter ihre Nachzucht“, so Greshake. Für ihn verwunderlich, hatten die Niederländer wegen des Problems im vorletzten Jahr doch 200.000 Milchkühe herausgekauft. Auch der dortige Überfluss an Kreuzungskälbern habe die hiesige Notierung für die Kreuzungskälber massiv unter Druck gesetzt.
Als einen weiteren Grund nennt der Fachmann die Blauzungenkrankheit, die die Kälber- und Fresservermarkter vor gravierende Probleme stellt. „Die freien gebiete dürfen aus restriktionsgebieten nur mit Impfung beliefert werden. Aber mit Blutprobe ins Ausland verschleudern – das geht!“. Auf der anderen Seite läuft der Absatz an Kälbern und Fressern in die Bullenmast nur sehr schleppend: Die Bullenmäster steigen zum Teil aus, andere agieren nach Informationen Greshakes nach dem Motto: Schauen wir mal, was im Herbst im Silo ist und mit welcher Qualität. Der Berater ist sich daher sicher, dass das Ergebnis der Maisernte darüber entscheiden wird. „Das Fressergeschäft steht jedenfalls stark unter Druck. Und die Fresser aus den ostdeutschen Mutterkuhherden kommen erst noch!“
Auch die Schlachterlöse für die Bullen seien nach wie vor mau, wenn auch leicht verbessert. „Beim Rindfleischabsatz sind auch die Rinderschlachter emotional auf 180. Während hier jedes Tier ohne Ohrmarke oder Rinderpass in die Tonne geht, zeigt sich an den Theken des Lebensmittelhandels zunehmend die Flaggenparade von Irland über die USA und Patagonien bis nach Australien. Unter dem Begriff Regionalität hatte ich bislang etwas anderes verstanden, von sicherem 4 x D ganz zu schweigen!“, ärgert sich Greshake im Wochenblatt.
Von alledem seien natürlich vor allem die spezialisierten Rindfleischerzeuger betroffen. Aber auch den Milchviehhaltern fehlt das Geld bei der Altkuh und dem Kalb. Wenn es denn noch abgeholt wird.
von Wilhelm Schulte
Der reale Irrsinn
Vor Jahren hat man uns erzählt der Preis ist im Keller, weil die Absatzmärkte zu klein sind. Das zu viel Milch auf dem Markt war wollte man nicht hören. Heute liegt es daran weil unsere Milch mit Ausländischer austauschbar ist. Nur der Markt ist voll9. Deswegen werden die Qm ... mehr anzeigen Anforderungen zum 01.01.2020 deutlich verschärft. Bei den Kälbern ist es nichts anderes. Aufgrund der ASP in der Welt geht es den Schweinehalternzur Zeit gut. Wo wäre der Schweinemarkt ohne die ASP. Was hier Abgeht Ist nicht krank sondern Pervers. GIER FRISST HALT HIRN. Wenn es keine Bauern mehr gibt brauchen wir auch kene Schlachthöfe Molkerein und Verbände mehr. Ich bin mal gespannt ob und wann diese Experte das kapieren weniger anzeigen
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von Eckehard Niemann
Überproduktion
Lieber Herr Greshake, bitte betrachten Sie als gewissenhafter Agrarökonom doch auch als Ursachen: die ruinöse Überproduktion von Milch durch zusätzlichen Bestandsaufbau (und dadurch zusätzliche Kälber) und die Niederigpreis-Konkurrenz durch Billig-Fleisch von Schweinen und Geflügel.
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von Norbert Post
Schande
was sagt das denn: Das Tierleben ist einfach nichts wert, das alles mit Marktwirtschaft und Angebot und Nachfrage zu erklären völlig irrwitzig. Sagt aber alles über die Denke und das System in dem wir uns befinden aus. kopfschütteln
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von Rudolf Rößle
Betriebswirtschaft
wenn die notwendige Betriebswirtschaft das Hirn frisst, rollen langfristig in allen Betrieben die Köpfe.
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von Andreas Thiel
Eine Sauerei...
Im wahrsten Sinne des Wortes!
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von Renke Renken
Das System ist krank, totkrank.
Zu Lasten der Umwelt produziert die halbe Welt gegeneinander an und sucht händeringend mit Dumpingpreisen nach einerm Absatzmarkt in unserer wunderbaren globalisierten Welt , so wird das nichts mit Klimaschutz und CO² Reduktion. Erst Futtermittel , für die dann Regenwälder abgeholzt ... mehr anzeigen und brandgerodet werden, importieren - nebenbei wird auch das Futtermittel noch um den halben Globus transportiert - damit Überschüsse allenthalben produzieren, die dann irgendwo in der Welt wieder zu Niedrigstpreisen ihren Markt suchen müssen. So rettet keiner das Klima ! weniger anzeigen
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von Gerd Uken
Es sind massiv Kälber aus Irland
in den Niederlanden angekommen zusätzlich sind auch sehr viel mehr Kälber aus dem Osten hier her gekommen..... Beides ist zu niedrig das steht auf jeden Fall fest!! Kleiner Vorgeschmack vom Brexit
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von Bernhard Kremling
Ferkelpreis zu niedrig
Das Verhältnis Ferkelpreis zum Kälberpreis stimmt nicht, das ist richtig, aber daß der Ferkelpreis ordentlich und der Marktsituation angemessen ist stimmt meiner Meinung nach nicht. Für den derzeitigen Schlachtschweinepreis müssten die Ferkelpreise höher sein.
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von Willy Toft
Die Verhältnismäßigkeit bleibt auf der Strecke!
Wir müssen jetzt nur aufpassen, dass uns das nicht auch noch negativ von unserer Wohlstandsgesellschaft ausgelegt wird! Schlimmer geht es bald nicht mehr, die Schlachtpreise gehen zurück, Kälber kosten nichts, und die Milch dümpelt bei 30 Cent, und der Staat überstülpt uns mit ... mehr anzeigen zusätzlichen "Auflagen"! Wo soll da noch Freude am Beruf aufkommen, wenn alles Andere Wichtiger ist, als die Ernährung der Menschheit? weniger anzeigen
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