Den Tankstellen fehlt Benzin, den Kranken die Pflegekräfte, in den Supermarktregalen klaffen überall Lücken: Großbritannien stöhnt unter den Folgen des Brexit. Und es herrscht ein drastischer Arbeitskräftemangel, unter anderem in der Schlachtindustrie berichtet die SZ. Um den enormen Schweinestau aufzulösen, hat die Regierung im Oktober 800 Arbeitsvisa für ausländische Schlachtermeister ausgelobt - mit deutlich erleichterten Anforderungen und auf sechs Monate befristet. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Nach Schätzungen des britischen Verbands der Fleischproduzenten (BMPA) fehlen im Lande 10.000 bis 12.000 Metzger.
„Schweinestau“: Export von Schlachtkörpern für die Weiterverarbeitung
Jetzt sind die Fleischverarbeitungsbetriebe im Vereinigten Königreich dazu übergegangen, Schlachtkörper ins Ausland zu exportieren, um sie dort zu zerlegen und zu verpacken. Derzeit gehen Rinder nach Irland und wohl bald Schweineschlachtkörper in die Niederlande für die Zerlegung, bevor die verarbeiteten Produkte nach Großbritannien zurückgebracht und in Supermärkten verkauft werden, berichtet der BMPA-Geschäftsführer Nick Allen der Financial Times. Er rechnet damit, dass 1 Mio. britische Schweine auf diese Weise verarbeitet werden. Das Ganze gibt es natürlich nicht zum Nulltarif: Nach Angaben des BMPA belaufen sich die zusätzlichen Kosten auf etwa 1.750 € pro Lkw-Ladung inklusive Transport und Grenzkontrolle.
Einwanderungssystem setzt dem Zuzug enge Grenzen
Mit dem endgültigen Verlassen von Binnenmarkt und Zollunion haben EU-Bürger seit dem 1. Januar die Freizügigkeit auf der Insel verloren. Nun fehlen der polnische Klempner und die spanische Kellnerin, der belgische Putzmann oder etwa der rumänische Schlachter. Über die vergangenen Jahrzehnte haben Millionen allen voran junger Kontinentaleuropäer auf der Insel die wenig attraktiven und schlecht bezahlten Jobs gemacht, zu denen die Engländer nicht zu überreden sind.