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Hängt die ITW den Mittelstand ab?

Wenn die Initiative Tierwohl nächstes Jahr auf eine Marktfinanzierung umstellt, könnte sie mittelständische Schlachter verlieren ─ das hätte auch Folgen für Schweinehalter.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Initiative Tierwohl (ITW) stellt 2021 vom Fondsmodell auf ein marktfinanziertes System um. Das heißt, die Mehrkosten der Landwirte sollen dann auf dem freien Markt erlöst werden bzw. direkt an den Verbraucher weitergegeben werden. Bei der Umstellung könnte die ITW allerdings wichtige Unterstützer verlieren. Denn nach Informationen von top agrar benachteiligt das neue „Markt-Modell“ mittelständische Schlachtunternehmen. Erste mittelständische Betriebe überlegen sogar, ihre Mitgliedschaft bei der ITW zu kündigen.

LEH will Kosten an Verbraucher weitergeben

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Worum geht es genau? In der dritten Phase der ITW wird erstmals auch beim Schweinefleisch die so genannte Nämlichkeit in der Fläche eingeführt. Das bedeutet, dass in der Packung mit ITW-Label im Supermarkt dann auch Fleisch steckt, das von einem teilnehmenden landwirtschaftlichen Betrieb stammt. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat sich in der neuen Rahmenvereinbarung dazu verpflichtet, diese ITW-Ware bevorzugt zu ordnen und den nötigen Zuschlag für den zusätzlichen Aufwand der Landwirte an die Schlachtunternehmen zu bezahlen.

Das Problem: Bisher ist nur der LEH dazu bereit. Zerleger, Verarbeiter, Großhandel etc. halten sich zurück. Hier gibt es weder die Verpflichtung noch das Interesse, sich an den höheren Kosten für der Erzeugung der ITW-Schweine zu beteiligen. Und offenbar fordert der LEH auch bei seinen Lieferanten von verarbeiteten Produkten, die ITW-Herkunft bisher nicht ein.

Mittelstand kann ITW-Zuschlag nicht an Bauern bezahlen

Vor allem mittelständische Unternehmen liefern eher an Zerleger oder Verarbeiter. „Bei unseren Kunden gibt es kein Interesse an der teureren ITW-Ware“, erklärt Heiner Manten, Geschäftsführer des gleichnamigen Schlachtbetriebs vom Niederrhein. Ab Mitte 2021 könne er deshalb wohl keinen Zuschlag für ITW-Schweine zahlen. Er habe dann zwei Möglichkeiten: „Entweder ich suche mir Schweinemäster ohne ITW oder ich muss meinen Stammlieferanten empfehlen, aus ITW auszusteigen“, stellt Manten klar.

ITW: „Problem ist lösbar“

Bei der Initiative Tierwohl in Bonn kennt man das Problem. „Die Umstellung auf die Marktlösung wird eine Herausforderung“, räumt Dr. Patrick Klein von der ITW ein. Er hält das Problem aber für lösbar. „Jetzt ist unternehmerisches Handeln gefragt. Der Mittelstand kann seine Abnehmer davon überzeugen, dass sie ITW-Ware brauchen, oder sich Abnehmer aus dem LEH suchen“, erklärt er. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass einige Handelsketten künftig auch bei mittelständischen Schlachtunternehmen verstärkt ITW Ware nachfragen. Nicht zu vergessen sei, dass es sich bei der ITW um ein freiwilliges Engagement handle. Es gebe weder die Pflicht noch den Anspruch auf Teilnahme. „Es ist eine unternehmerische Entscheidung der Teilnehmer mit zwei wichtigen Aspekten: Macht es wirtschaftlich Sinn? Und: will ich mit meinem Unternehmen einen Beitrag zu mehr Tierwohl und einem besseren Branchenimage leisten?“

In der Tat liefern Mittelständler auch Fleisch an die Handelsketten, bestätigt das Unternehmen Tummel. Dennoch würde die Rechnung für ihn nicht aufgehen. Der LEH nimmt mir nur ganz bestimmte Tiere ab“. Wenn ich 5.000 ITW-Schweine kaufe, habe ich vielleicht 3.000 Tiere, die passen“, erklärt der Geschäftsführer Ralf Tummel. Den Rest müsse er anderweitig vermarkten, weil es von den Gewichten oder Qualitäten nicht zum LEH-Kunden passe.

Fondslösung beibehalten?

Heiner Manten würde am liebsten die Fondslösung beibehalten. „Wir können die Tiere ja sortieren und das Fleisch separieren“, sagt er. Der LEH bekäme dann seine gewünschte Ware trotzdem. Wenn das System so kommt, wie aktuell geplant, werde er wohl ab Juli 2021 keine ITW-Schweine mehr schlachten. Ralf Tummel sieht schon das Ende der freien Schlachtschweinevermarktung auf die deutschen Bauern zukommen. „Die großen schlachten künftig die ITW-Schweine und wir Mittelständler den Rest“, prognostiziert der Unternehmer.

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