Rückblick: Das Haferjahr 2023 war eines der schwierigsten. Die letztjährige deutsche Haferernte blieb rund 20 % unter dem langjährigen Durchschnitt, sodass zum Ende des Wirtschaftsjahres 2023/24 kaum noch Qualitätshafer aus deutschen Herkünften zu bekommen war. Ende Juni konnten Landwirte verbreitet meist noch über 240 €/t Hafer (netto, frei Erfasser) erlösen.
Lage komplett gedreht
Zur Ernte 2024 hat sich die Lage komplett gedreht. Vor allem der verregnete Herbst hat die Sommergetreidefläche zur Ernte 2024 stark steigen lassen und auch dem Hafer ein Dreijahreshoch bei der Fläche beschert: Mit 164.000 ha Hafer wurden rund 18 % mehr als im Vorjahr angebaut. Optimistische Schätzungen gingen vor dem Erntestart davon aus, dass auch die Erträge deutlich ansteigen könnten und am Ende über 700.000 t Hafer in Deutschland zusammenkommen könnten – nach 440.000 t im Vorjahr. Anfang August liefen die Erntearbeiten noch auf Hochtouren, teils fielen die Erträge niedriger aus als erwartet.
Insgesamt werden die Haferschälmühlen und Verarbeiter damit auf ein größeres Haferangebot aus regionalen Herkünften zurückgreifen können als im Vorjahr. Und auch Importware dürfte 2024/25 deutlich mehr zur Verfügung stehen: Mit gut 6,8 Mio. t könnten in der EU rund 900.000 t mehr zusammen kommen als im Vorjahr. Weltweit gehen Beobachter von rund 22 Mio. t Hafer aus, das wären knapp 3 Mio. t mehr als im Vorjahr.
Die Marktlage ist denn auch nicht mehr so angespannt wie im Vorjahr. Mit den besseren Aussichten haben die Erzeugerpreise allerdings nachgegeben und lagen zuletzt bei 200 €/t.
Haferbedarf steigt weiter
Hoffnungsschimmer: Der Bedarf an Hafer, besonders aus regionalem Anbau, steigt. Nicht nur Haferflocken, sondern auch zahlreiche Produktneuheiten wie Haferdrinks und Porridge-Variationen haben die Nachfrage steigen lassen. Bei der Verwendung als Lebensmittel haben Schälmühlen und Hafermilchhersteller allerdings strenge Anforderungen:
Gute Schälbarkeit, hoher Kernanteil,
Korngröße > 2 mm,
Feuchtigkeit < 13 % und
ein Hektolitergewicht über 52 kg.
Zudem gelten seit 1. Juli 2024 neue Mykotoxin-Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. Ansonsten muss der Erzeuger mit Abzügen rechnen oder auch mit der Verwertung als nicht so lukrativem Futterhafer.