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Industriekartoffeln: „Nicht alles vorab verkaufen“

Aktuell wird jede Kartoffel gebraucht. Was heißt das für die neue Saison, und welche Vermarktungsstrategie ist sinnvoll? Wir fragten Wolfgang Sabel, Kaack Terminhandel GmbH.

Lesezeit: 3 Minuten

Was kosten Industrieknollen aktuell?

Sabel: Die amtlichen Notierungen liegen zwischen 25 und 31 €/dt, je nach Sorte. Bintje in Frankreich und Belgien kostet rund 25 €. Fontane oder Challenger bewegen sich eher zwischen 27,5 und 30 €/dt ab Station.

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Wie ist die Kartoffelsaison gelaufen?

Sabel: Die Saison 2018/19 fing eigentlich schleppend an. Wir konnten die ersten Wochen und Monate sogar noch locker mit Überhängen des Vorjahres abdecken. Doch dann wirkte die Dürre und damit die kleinste Ernte der letzten Jahre in Westeuropa. Die Kurse stiegen ab Sommer 2018 rasant an und halten dieses Niveau bis heute.

Wie wirkt sich das auf die Verträge für die neue Ernte aus?

Sabel: Der flotte Markt hat die Preise für Neuverträge verbessert. Im vergangenen Jahr lagen sie zwischen 12 bis 14 €/dt. Für Lieferungen zu April 2020 sind es nun 1 bis 2 € mehr, was allerdings größtenteils durch höhere Pflanzgutkosten aufgefressen wird.

Welche Rolle spielen die EEX-Kurse am Kassamarkt?

Sabel: Die Börse ist ein transparentes Stimmungsbarometer. Das ist vor allem im Sommer wichtig, wenn es keine Vertragspreise gibt. An der EEX gibt es immer eine Marktmeinung, an der sich auch viele Erzeuger orientieren. Einige leiten mittlerweile auch den Preis in ihrem Vertrag von der Börse ab.

Wie funktioniert das?

Sabel: Im Vertrag steht kein konkreter Preis, sondern nur der Liefertermin z.B. letzte April-Woche. Die Ware wird dann zum EEX-Index abgerechnet, also dem dann gültigen Settlementpreis.

Und was bringt das?

Sabel: Der Landwirt kann den Verkaufszeitpunkt frei bestimmen und von Preissteigerungen profitieren. Klassische Verträge werden meist im Februar oder März geschlossen. Da gibt es am Markt keine Stimmung. Die aktuelle Saison zeigt doch, welche Erlöse möglich sind.

Das kann aber auch in die Hose gehen, oder?

Sabel: Klar, wenn der Markt voll ist, liegen die Preise auch im April im Keller. Börsenbasiert heißt ja nicht, dass ich alles zum Settlementpreis verkaufen muss. Ich kann den Preis für meine Kartoffeln an der Börse festmachen wann ich will. Wenn die Kurse bis April abschmieren oder steigen, verrechne ich das mit dem Gewinn oder Verlust an der Börse.

Welchen Anteil sollten Erzeuger vor der Ernte überhaupt preislich fixieren?

Sabel: Das ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Wichtig ist meiner Meinung nach ein Mix aus festen und variablen Preisen. Auf jeden Fall sollte man nicht alles auf eine Karte setzen.

Wie hoch ist der Anteil freier Ware?

Sabel: Der Anteil der freien Ware liegt in Westeuropa seit Jahren zwischen 20 und 30%.

Was wollen denn die Verarbeiter?

Sabel: Sie wollen möglichst viel Ware in den Büchern haben. Das gibt ihnen Sicherheit für die Produktion.

Wie entwickelt sich die Anbaufläche in Deutschland und in Benelux?

Sabel: 2019/20 wird mehr angebaut. Der NEPG (Nordwest-Europäischen Kartoffelerzeuger) rechnet mit ungefähr ein bis zwei Prozent mehr Fläche. In Deutschland erwarte ich mindestens drei Prozent mehr.

Sollten Erzeuger das aktuelle Preisniveau zur Absicherung nutzen?

Sabel: Die späten Sorten sind gerade erst gepflanzt. Die Trockenheit spielt noch keine große Rolle. Es kann also noch viel passieren. An der EEX stehen die Kurse für Lieferung April 2020 bei gut 16,50 €/100 kg. Wenn es noch etwas höher geht, wird aber eine Teilabsicherung allemal interessant.

Wie sehen Sie generell die Zukunft der Industriekartoffeln?

Sabel: Ganz klar positiv. Der Absatz von Pommes Frites und Tiefkühlwaren steigt weltweit. Die Belgier verarbeiten diese Saison 5 Mio. t – das ist ein Viertel mehr als vor ein paar Jahren. Davon können auch deutsche Erzeuger profitieren.

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