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ISN warnt vor dramatischer Lage am Schweinemarkt

Die Situation am Schweine- und Ferkelmarkt spitzt sich zu. Die weiterhin begrenzten Schlacht- und Zerlegekapazitäten lassen den Stau an schlachtreifen Schweinen weiter wachsen.

Lesezeit: 5 Minuten

Ferkelerzeuger und Mäster sind in einer akuten Notlage. Neben der ruinösen Preissituation wissen sie zudem derzeit nicht mehr, wohin mit den Tieren, warnt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands ISN in einem Sondermarktbericht. Die ISN fordert die Politik und insbesondere auch die nachgelagerten Behörden auf, die Erweiterung der Schlacht- und vor allem Zerlegekapazitäten zu ermöglichen, wo immer es geht, um eine weitere Zuspitzung der dramatischen Situation und einen Infarkt der Lieferkette zu verhindern.

Dazu braucht es jetzt ein schnelles, entschiedenes und abgestimmtes Maßnahmen-bündel von Seiten der Behörden. „Corona und ASP für sich allein genommen stellen den Schweinemarkt bereits vor riesige Herausforderungen. Dass nun beides zusammenkommt, macht die Lage für Ferkelerzeuger und Mäster gleichermaßen dramatisch“, fasst ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack die aktuelle Situation zusammen. „Die aktuell ruinöse Preissituation ist fatal! Wenn dann zusätzlich Ferkelerzeuger und Mäster vermehrt ihre Tiere nicht vermarkten können, wird die aktuelle Lage zu einer handfesten Notsituation.“

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Schweinestau bei Mastschweinen und Ferkeln

Die Situation ist aktuell noch weit schlimmer als die bei den Corona-bedingten Schlachthofschließungen in diesem Sommer. Denn der Stau an schlachtreifen Schweinen, der sich in dieser Situation aufgebaut hatte, hat sich bis heute noch lange nicht aufgelöst. Im Gegenteil: Es staut sich immer weiter auf. Vor allem die Zerlegekapazitäten sind bedingt durch die Corona-Maßnahmen nach wie vor an fast allen Schlachthöfen reduziert.

„Seit Wochen stagnieren daher die Schlachtzahlen bei max. 850.000 bis 870.000 Schweinen pro Woche. Es fehlen rund 50.000 Schlachtungen pro Woche, allein um den Überhang an Schweinen nicht noch größer werden zu lassen. Um den Stau aufzulösen, braucht es noch deutlich mehr“, beschreibt Marktexperte Matthias Quaing die Lage. Dieser Stau am Schlachtschweinemarkt trifft auch die Ferkelerzeuger hart, die ihre Ferkel nicht verkaufen können. Der Zug rollt und kann von jetzt auf gleich nicht angehalten werden. Das heißt: Ferkel werden weiter geboren und wachsen heran. „Dabei haben wir nicht den Eindruck, dass die Schweinemäster in einem größeren Umfang ihre Ställe leer stehen lassen“, so Quaing. „Vielmehr ist es so, dass die Mastställe nicht leer werden und dadurch die Aufstallung der Ferkel blockiert ist. 3. Oktober ist Schlachttag in NRW Das Nadelöhr, durch das alles gehen muss, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, ist die Schlachtung und Zerlegung. In „normalen“ Zeiten sind Schlachthaken und Zerlegekapazitäten theoretisch ausreichend vorhanden.

Durch Corona ist aber nichts normal – deshalb braucht es mehr Schlacht- und vor allem Zerlegekapazitäten. Räumlich sind die Grenzen durch die Corona-Auflagen eng gesteckt. Hier ist es wichtig, die Maßnahmen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen, ohne Kompromisse beim Gesundheitsschutz der Mitarbeiter einzugehen. Spielraum ergibt sich möglicherweise bei den Schlachtzeiten und den Schlachtobergrenzen je Standort. Zusätzliche Schichten müssen möglich gemacht werden. Zum einen muss es in so einer dramatischen Notsituation möglich sein, BImSch-Grenzen auszusetzen und damit mehr Schlachtungen zu ermöglichen. Zum anderen wurden auch schon in Vor-Corona-Zeiten aus gegebenem Anlass Schlachtungen an Sonn- und Feiertagen zugelassen. Deshalb ist es gut, dass übermorgen, am 3. Oktober in NRW geschlachtet und zerlegt werden darf – ein positives Signal aus NRW, das auch aus anderen Bundesländern, besonders aus Niedersachsen, benötigt wird.

Notsituation erfordert gemeinsames Handeln

„Die Schweinehalter erleben gerade eine absolute Notsituation, vor der wir seit Wochen und Monaten in unzähligen Runden auf allen Ebenen mit Ministerien, Behörden, Wirtschaftsvertretern usw. gewarnt haben. Diese Notsituation erfordert von allen Seiten ein entschlossenes Handeln und besondere Maßnahmen, so wie wir das immer wieder eingefordert haben“, beschreibt Staack die Situation und fordert: „Es muss alles getan werden, dass es nicht zum Infarkt der Lieferkette kommt. Dabei darf es keine Denkverbote geben. Wir müssen den Stau beseitigen. Dafür brauchen wir mehr Schlacht- und vor allem Zerlegekapazitäten – natürlich, unter Einhaltung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen.

Dass es den Schlachtunternehmen in NRW nun von behördlicher Seite gestattet wird, auch am 3. Oktober zu schlachten, ist ein gutes und wichtiges Signal. Das alleine reicht aber bei weitem nicht. Um wirklich Marktentlastung zu bekommen, müssen alle Behörden auf Bundes-, Landes- und Kreisebene zusammen-arbeiten – und vor allem auch über die einzelnen Fachbereiche und Abteilungen hinweg.“ Unser Eindruck ist, dass die Brisanz der Situation in den Ministerien bekannt ist. Aber ist das auch auf der Ebene der nachgelagerten Behörden der Fall? Vereinfacht gesagt: auch dem Gewebeaufsichtsamt vor Ort muss klar sein, dass es mit zusätzlichen Verschärfungen bei den Arbeitszeitregelungen im Schlacht- und besonders im Zerlegebetrieb auch direkt die Situation der Schweinehalter verschärft.

Alle Behörden, aber auch die Beteiligten der Lieferkette müssen alles möglich machen, was irgendwie geht und Hand in Hand alle Register ziehen, um das Schlimmste zu verhindern. Angesichts der Vielzahl an Beteiligten und Zuständigen geht es hier nicht um eine einzelne Maßnahme. Es kommt vielmehr darauf an, dass die Vielzahl an Maßnahmen und Stellschrauben aus Veterinärwesen-, Infektions-, Arbeits-, Emissionsschutz usw. schnell so aufeinander abgestimmt werden müssen, dass die Lage entschärft werden kann. ISN

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