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K+S: "Die Kalinachfrage zieht weltweit deutlich an."

Auch die Kalidüngerpreise sind spürbar angezogen. Über die Ursachen und die Aussichten auf dem Kalimarkt haben wir mit Johannes Böhle, Leiter Market Management Central Europe, K+S, gesprochen.

Lesezeit: 5 Minuten

Herr Böhle, warum wird Kalidünger jetzt auch massiv teurer? Der Energieeffekt ist doch wesentlich kleiner als beim Stickstoff.

Böhle: Es stimmt grundsätzlich, dass der Energieanteil an den Produktionskosten bei Kali geringer ist als bei Stickstoff. Aber auch unsere Bergwerke und Fabriken benötigen große Mengen Energie, sodass der Energieeffekt nicht unterschätzt werden sollte.

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Der Hauptgrund für die Preissteigerungen bei Kalidüngern ist aber ein massiv gestiegener Bedarf, getrieben durch die hohen Erzeugerpreise für Soja, Mais, Palmöl, etc. Die globale Kalinachfrage ist allein im zweiten Halbjahr 2020 um mehr als 10% gewachsen, sodass der Kaliverbrauch 2020 ein Rekordniveau mit rund 76 Mio. Tonnen erreicht hat. Insbesondere Brasilien, Nordamerika und Südostasien kaufen nach wie vor alle am Weltmarkt verfügbaren Mengen auf. Im August 2021 wurden allein in Brasilien 1,5 Mio. Tonnen Kali importiert. Das ist die höchste jemals gemessene Importmenge, und das obwohl sich die Preise in Brasilien seit Sommer 2020 verdreifacht haben. Gleichzeitig stößt die hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Zuletzt sind keine neuen Kapazitäten in den Markt gekommen.

Was sind denn die Hauptursachen bei K+S für Kostensteigerungen?

Böhle: Wir sehen uns mit ähnlichen Kostensteigerungen konfrontiert wie wahrscheinlich alle Unternehmen derzeit. Das sind in erster Linie die gestiegenen Gas- und Energiekosten, aber auch die Preissteigerungen bei allen denkbaren Materialien und Rohstoffen für die Produktion. Insbesondere stellt uns aktuell die Logistik vor Herausforderungen. Frachtraum ist sehr knapp und deutlich teurer als noch vor Corona. Für uns als Produzent von Massengütern ist das dann nicht unerheblich. Aber wie erwähnt, die Kostensteigerungen sind nicht der maßgebliche Grund für die gestiegenen Kalipreise, sondern die enorm gestiegene Nachfrage.

Oder wollen Sie einfach auch ein größeres Stück vom Getreidepreiskuchen abhaben?

Böhle: Hohe Erzeugerpreise – nicht nur bei Getreide – führen dazu, dass die landwirtschaftliche Nachfrage nach Düngemitteln steigt. Wächst der Bedarf so deutlich wie in den letzten Monaten bei einem vergleichsweise stabilen Angebot, führt das zu Preissteigerungen. Denn am Ende gilt: Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bildet den Preis für die Agrarerzeugnisse wie auch für die Betriebsmittel. Wichtig ist mir darauf hinzuweisen, dass wir über globale Märkte sprechen.

Wie wird sich die Düngernachfrage aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten entwickeln?

Böhle: Wir gehen für das laufende Jahr erneut von einem sehr großen Kaliverbrauch aus. Das gilt für Deutschland wie auch weltweit. Die globalen Kalibestände in den Lieferketten sind auf niedrigem Niveau und wir erwarten aufgrund der hohen Erzeugerpreise auch keinen Einbruch in 2022. Allerdings gibt es sicherlich regionale und auch betriebsbezogene Unterschiede. Insbesondere die großen Märkte in Indien und China lassen für die kommenden Monate auf einen sehr großen Bedarf schließen, aber auch in Südostasien, Lateinamerika und Nordamerika gehen wir weiterhin von einem mindestens stabilen Verbrauch aus. In Europa und Deutschland wird es wahrscheinlich Nachfrageunterschiede zwischen klassischen Ackerbau- und Veredelungsbetrieben geben.

Was macht Sie sicher, dass Landwirte die aktuellen, oder noch höhere, Düngerpreise zahlen werden?

Böhle: Diese Beurteilung muss jeder Betrieb für sich selbst vornehmen. Aus meiner Sicht ist am Ende für den wirtschaftlichen Erfolg eine gesunde Risikobalance entscheidend. Damit meine ich zwei Dinge:

Erstens kann bereits jetzt ein gewisser Teil der Ernte 2022 preislich hochattraktiv abgesichert werden, sodass eine sehr gute Kalkulationsgrundlage für den Betriebsmitteleinkauf zur Verfügung steht. In Erwartung einer weiter angespannten Situation bei Düngemitteln können diese zeitnah eingekauft und damit ebenfalls abgesichert werden.

Zweitens erfordert eine hohe Stickstoffnutzungseffizienz auch eine optimale Verfügbarkeit aller anderen Nährstoffe. Gerade bei exorbitant hohen Stickstoffpreisen ist es nicht ratsam, generell auf die Grunddüngung zu verzichten und damit das Risiko von Nährstoffverlusten und folglich auch Ertrags- oder Qualitätseinbußen einzugehen. Insbesondere Kali vermindert die Stressempfindlichkeit von Pflanzen und trägt so zur pflanzenbaulichen Absicherung von Ertrag und Qualität bei.

Sollten Landwirte sich jetzt mit Kalidüngern eindecken oder noch warten?

Böhle: Einen frühzeitigen Düngereinkauf halte ich für angebracht. Die von mir beschriebene Lage dürfte sich auf absehbare Zeit erstmal nicht verändern. Niedrigere Preise für kali-, magnesium- und schwefelhaltige Düngemittel sind in den nächsten Monaten, auch in Deutschland, nicht zu erwarten. Ebenfalls sollten die Marktteilnehmer weiterhin die Situation rund um Belarus beobachten.

Daneben spricht auch die logistische Situation ganz deutlich für einen möglichst frühzeitigen Düngereinkauf. Bereits jetzt ist Frachtraum Mangelware, obwohl der Voreinlagerungsanteil beim Stickstoff niedriger ist im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Wenn hier in den nächsten Wochen ein Aufholeffekt einsetzt und dann noch ein strengerer Winter dazu kommen sollte, kann es zu massiven logistischen Störungen und langen Lieferverzögerungen, auch bei Kalidüngemitteln, kommen.

Herr Böhle, vielen Dank für das Gespräch.

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