Trotz großer Kartoffelernte 2024 haben sich die Erzeugerpreise im Saisonverlauf überraschend freundlich entwickelt. Zuletzt sind die Preise deutlich gesunken, die Erlöse fielen nur noch halbwegs zufriedenstellend aus. Damit die kommende Saison nicht enttäuscht, lohnt ein Blick auf den ungewöhnlichen Verlauf des Wirtschaftsjahres 2024/25.
Markt hat sich gedreht
Mit 12,7 Mio. t haben die deutschen Landwirte 2024 eine überdurchschnittlich große Kartoffelernte eingefahren. Diese fußte auf einer unerwartet großen Anbauausweitung um rund 15 %, was zunächst gar nicht möglich schien: Immer wieder war damals zu hören, das Pflanzgut sei knapp. Dabei hatten die Anerkennungsstellen 2024 deutlich mehr Pflanzkartoffeln zugelassen als im Vorjahr.
Trotzdem konnte der Speisekartoffelmarkt insgesamt von regionalen Ernteeinbußen profitieren. So floss z. B. viel Ware früh aus den Hauptanbaugebieten im Norden Richtung Süddeutschland ab. Und im von Hitze und Dürre geplanten Osten Europas taten sich Lücken auf, vor allem auf dem Balkan. Zudem sorgten Qualitätsprobleme für hohe Absortierungen, die aus der großen Brutto- schließlich eine kleinere Nettoernte machten.
Inzwischen zeigt sich aber, dass die Vorräte aus der Ernte 2024 im Norden für den bundesweiten Bedarf bis zum Sommer reichen dürften. Allerdings könnte die Qualität der alterntigen Lagerware noch zum Bumerang werden: Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) scheint wegen der besseren Optik wieder relativ früh importierte Frühkartoffeln an den Start bringen zu wollen. Neue „Spargelkartoffeln“ dürften daher schon bald verbreitet verfügbar sein, und zu Ostern könnten auch viele Premiumprogramme auf frische Importware umgestellt sein.
Früh viele Frühkartoffeln?
Auch die kommende heimische Frühkartoffelernte könnte für Lagerkartoffeln noch zum Stimmungskiller werden: Bereits seit Ende Februar konnten in allen Frühgebieten und darüber hinaus Kartoffeln gepflanzt werden. Der März und der April brachten deutlich günstigeres Wetter als im Vorjahr, als es trotz des verregneten Frühjahrs ab Juli verbreitet eine sehr gute Eigenversorgung gab.
Das könnte 2025 noch früher der Fall werden, sodass sich Anbieter von Lager- und Frühkartoffeln eigentlich beeilen müssten, ihre Ware zu räumen. Eine erste Folge der Lage dürfte sein, dass es schwer wird, für gekühlte Kartoffeln in Kisten am Saisonende noch einmal einen notwendigen Preisaufschlag zu erzielen, wie es über den Winter noch erwartet wurde.
Zunächst aber werden in den kommenden Wochen die angelaufenen Importe von Frühkartoffeln vom Mittelmeer den heimischen Markt prägen. Für „Ägypter, Zyprioten und Spanier“ zeichnen sich folgende Entwicklungen ab:
Zyperns Lieferungen könnten deutlich zurückgehen. Frost hat dort große Schäden hinterlassen. Außerdem fehlt es an Beregnungswasser.
Aus Israel ist mit einem größeren Angebot zu rechnen, nachdem 2023 durch den Überfall der Hamas am Gazastreifen nicht alle Anbauvorhaben realisiert werden konnten.
Für Ägypten melden Importeure bisher fast stabile Mengen für den deutschen Markt – aber mehr Biokartoffeln.
In Spanien und Portugal litt der Anbau dagegen unter zu viel Regen und nachfolgend Krankheiten. Allzu wüchsig war das Wetter auch noch nicht, was den Erntestart verzögern könnte. Weniger Lieferungen wären sicherlich im Sinn hiesiger Erzeuger, schwache Qualitäten und Verspätungen dagegen eher nicht.
Frittenmarkt unter Druck
Abgekühlte Vorzeichen kommen auch vom Markt für Verarbeitungsware: Bei Pommes frites-Kartoffeln glaubten bis Ende 2024 noch viele Marktbeobachter an eine anhaltende Hausse, die von stetigem Nachfragewachstum in Europa wie auch weltweit geprägt sein würde. Rohstoffbeschaffer hatten noch Ende 2024 größere Kartoffelmengen unter Vertrag genommen, sogar in Gebieten, wo sie bislang nicht tätig waren.
Bis zum Jahreswechsel wurden auch vertragsfreie Kartoffeln lebhaft zugekauft. Dabei hatte sich schon in der zweiten Jahreshälfte 2024 abgezeichnet, dass sich die Erwartungen an den Pommesabsatz wohl nicht erfüllten und die Produktvorräte ansteigen könnten.
Letztendlich wurden 2024 insgesamt sogar weniger Pommes frites verkauft als 2023. Die Summe aller Exporte aus Staaten der EU kam auf 4,86 Mio. t und damit 140.000 t weniger als 2023 (siehe Übersicht). Der Absatz verfehlte sogar die Mengen von vor Corona leicht.
Damit kippte die Stimmung vor einigen Wochen. Der Preis für Pommeskartoffeln halbierte sich innerhalb kurzer Zeit, nachdem Frittenhersteller im Beneluxraum und in Nordfrankreich einseitig Verträge aufkündigten. Es ist von Mengenkürzungen von 10 bis 15 % die Rede.
Ausblick durchwachsen
Fraglich ist nun, ob sich die geänderten Vorzeichen auch im Kartoffelanbau 2025 widerspiegeln. Die Flächen waren schließlich dafür schon reserviert und das Pflanzgut gekauft. Wenn es bei der Nachfrageentwicklung keinen Richtungswechsel gibt, besteht durchaus die Gefahr, das Europa auf einen übervollen Markt mit sehr niedrigen Preisen zusteuert.
Die schwankende Weltwirtschaft und die jüngsten politischen Einflussnahmen auf die Märke fördern die Verunsicherung zusätzlich. Das kann zu Absatzproblemen aber auch Chancen führen, wenn z. B. die USA ihre Pommes frites wegen Gegenzöllen nicht mehr in den asiatischen Raum exportieren können. Alternative Mengen aus Ländern wie China, Indien, Ägypten, Türkei oder Argentinien werden zwar produziert, allerdings auf sehr kleinem Niveau. Dagegen gibt es Nachfragepotenzial vor allem in China. Im US-amerikanischen Zoll-Chaos könnten Gegenzölle in manchen Staaten für EU-Pommes frites zum Vorteil werden.
Insgesamt fällt der mittelfristige Ausblick auf den Kartoffelmarkt 2025 aktuell damit eher durchwachsen aus und ist von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Das gilt nicht zuletzt auch für den wichtigsten Faktor für ein gutes Kartoffeljahr: Das Wetter kann jeder Prognose noch einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen.