Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Kaum noch Wachstumspotential am EU-Fleischmarkt

Der aktuelle Marktausblick der EU geht von einem sinkenden Fleischverbrauch bis 2030 aus. Lediglich der Geflügelverzehr dürfte etwas zunehmen, während Rind und Schwein weniger gefragt seien. Was die Gründe dafür sind, lesen Sie hier.

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn es um die längerfristigen Perspektiven am Fleischmarkt in der Europäischen Union geht, sieht die Brüsseler Kommission in den nächsten zwölf Jahren eher Abnahme- als Wachstumstendenzen. Im jüngsten Marktausblick „EU Agricultural Outlook 2018 - 2030“ werden nur dem Geflügel- und dem weniger bedeutenden Schaffleischsektor Zuwachsraten bei Produktion und Verbrauch zugetraut, während es bei Rind- und Schweinefleisch zu Rückgängen kommen soll.

Unter den zugrunde gelegten makroökonomischen Annahmen, wozu unter anderem kein harter Brexit sowie die derzeitigen Regeln der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zählen, erwarten die Brüsseler Analysten für 2030 eine EU-Fleischproduktion von 47,77 Mio t; das wären rund 292 000 t oder 0,6 % weniger als für das laufende Jahr mit 48,06 Mio t geschätzt werden.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Neben rückläufigen Viehbeständen, Tierwohlansprüchen, Umweltauflagen und der internationalen Konkurrenz soll vor allem der abnehmende Verbrauch der EU-Bürger ein wesentlicher Faktor sein, der einer weiteren Expansion der Fleischerzeugung im Wege steht. Laut Prognose wird der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch von aktuell 69,6 kg bis 2030 um gut 600 g oder 0,9 % auf 68,7 kg sinken. Verantwortlich dafür ist der Rückgang bei Schweine- und Rindfleisch, während der Konsum von Geflügel- und Schaffleisch zunehmen soll.

Aber auch regional erwartet die Kommission unterschiedliche Entwicklungen: Während in der alten EU-15 der Fleischverbrauch pro Einwohner um etwa 1 kg im Mittel abnehmen soll, dürfte er in den seit 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten der EU-13 um 1 kg steigen.

Schweinefleischverbrauch sinkt

Nach Einschätzung der Kommission wird Schweinefleisch auch 2030 die wichtigste Fleischart in der Gemeinschaft sein. Allerdings dürfte die Produktion dieses Jahr mit 24,03 Mio t ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen und in den kommenden zwölf Jahren insgesamt um voraussichtlich rund 430 000 t oder 1,8 % auf 23,60 Mio t sinken. Dazu trügen auch tierwohlgerechte Haltungsvorschriften und schärfere Umweltauflagen in den Produktionshochburgen bei, so die Brüsseler Experten.

Die Erzeugung soll dabei ausschließlich in der EU-15 zurückgehen, in der EU-13 jedoch moderat um gut 2 % steigen. Für den Schweinefleischverbrauch rechnen die Analysten bis 2030 mit einer Abnahme um 900 g auf durchschnittlich 31,6 kg/Kopf. Neben Ernährungstrends wie dem Fleischverzicht dürfte dazu auch der Mehrverbrauch des Konkurrenzproduktes Geflügelfleisch beitragen.

Bezüglich der Schweinefleischexporte - das Freihandelsabkommen mit Japan ist in den Berechnungen nicht berücksichtigt - erwartet die EU-Kommission im Prognosezeitraum eine recht stabile Ausfuhrmenge von rund 2,65 Mio t. Jährliche Schwankungen werden dabei ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Insbesondere die kurzfristigen Absatzmöglichkeiten in China ließen sich in Abhängigkeit vom Ausgang des aktuellen Handelsstreits mit den USA oder dem weiteren Verlauf der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nur schwer einschätzen, räumt die Kommission ein. Größere Exportmöglichkeiten werden in Richtung Vietnam und den Philippinen gesehen. Insgesamt rechnen die Brüsseler Analysten bis 2030 mit einem jährlichen Zuwachs der globalen Importnachfrage für Schweinefleisch von 0,7 %, was dann eine weltweite Einfuhr von 8,7 Mio t bedeuten würde.

Rinder im Abwärtstrend

Die schwächste Entwicklung im Fleischsektor wird von der EU-Kommission für den Rindersektor prognostiziert. Der in den vergangenen Jahren erfolgte Produktionsanstieg soll 2018 mit 8,24 Mio t seinen Gipfel erreichen; bis 2030 soll das Aufkommen wieder um rund 500 000 t oder 6,0 % auf 7,74 Mio t abnehmen.

Gründe dafür seien vor allem rückläufige Kuhbestände, aber auch eine vergleichsweise geringere Profitabilität der Rindfleischerzeugung sowie schwächere Exportaussichten, erläutern die Brüsseler Analysten. Diese sehen auch den Rindfleischverbrauch im Abwärtstrend, der bis zum Ende des Prognosezeitraums um 600 g oder 5,5 % auf durchschnittlich 10,4 kg je EU-Bürger sinken soll. Die geringere Angebotsmenge und die starke internationale Konkurrenz werden laut Kommission auch zu einem Rückgang der Exporte führen. Die Lebendausfuhr soll sich 2030 nur noch auf rund 200 000 Tiere belaufen und damit um 17 % unter dem Niveau von 2018 liegen.

Bei den Rindfleischexporten wird mit einem Minus von fast 10 % auf 227 000 t gerechnet. Absatzeinbußen werden unter anderem in der Türkei wegen der dort schwierigen Wirtschaftslage erwartet; anderenorts dürften Wettbewerber aus Südamerika, Ozeanien und den USA den EU-Anbietern Marktanteile streitig machen. Bei den Importen gehen die EU-Experten dagegen bis 2030 von einem Anstieg um rund 50 000 t oder gut 15 % auf 350 000 t aus. Dazu trügen auch präferierte Einfuhrkontingente im Rahmen von Handelsabkommen bei. Die Erzeugerpreise für Schlachtrinder dürften sich laut EU-Kommission in den nächsten Jahren aufgrund des Einflusses durch den Weltmarkt abschwächen.

Geflügel expandiert langsamer

Im Vergleich zu den anderen Fleischsorten hat nach Ansicht der EU-Kommission Geflügel das größte Wachstumspotential. Die bisherige Expansion soll sich, wenn auch deutlich abgeschwächt, weiter fortsetzen. Prognostiziert wird für 2030 eine Geflügelfleischproduktion von 15,48 Mio t; das wären 586 000 t oder 3,9 % mehr als 2018. Durch Produktivitätsfortschritte und Investitionen soll dabei die Erzeugung in der EU-13 um gut 10 % und damit überdurchschnittlich zulegen.

Positiv schätzen die Experten auch die Verbrauchsentwicklung bis 2030 mit einem Plus von 480 000 t oder 3,4 % auf 14,55 Mio t ein. Dabei soll der Pro-Kopf-Verbrauch im Mittel um 700 g auf 24,8 kg steigen. Vorteilhaft für Geflügel seien auf der Erzeugungsseite im Vergleich zu den anderen Fleischarten die niedrigeren Produktionskosten, der geringere Investitionsbedarf, die bessere Futterverwertung und der geringere Ausstoß von Treibhausgasen.

Auf der Nachfrageseite sprächen einfache Zubereitungsmöglichkeiten, das positive Gesundheitsimage, fehlende religiöse Verzehrverbote und nicht zuletzt die günstigen Preise im Laden für das Geflügel. Laut Schätzung sollen sich in den nächsten zwölf Jahren aufgrund der global wachsenden Nachfrage die Weltmarktpreise für Geflügelfleisch nur moderat abschwächen und in der EU 2030 mit etwa 1 860 Euro/t für ganze Hähnchen im Großhandel um 55 Euro oder 3 % unter dem Jahresdurchschnittspreis von 2018 liegen.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.