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topplus Öl- oder Gasimporte stoppen?

Köckler: „Bei einem Energieembargo drohen Preisaufschläge und starke Preisschwankungen“

Die EU will den Energiebezug aus Russland weitgehend stoppen. Was das für den Landhandel und dessen bäuerlichen Handelspartner bedeutet, haben wir den Agravis-Chef gefragt.

Lesezeit: 4 Minuten

Wir sprachen mit Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender des Agravis-Konzerns, über die drohende Energieknappheit und Kostensteigerungen.

Herr Köckler, welche Bedeutung haben Erdöl bzw. Derivate von Öl für Ihr Unternehmen?

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Köckler: Obwohl wir inzwischen bei Kundenlösungen und unserem eigenen Energiemanagement in steigendem Maße auf Alternativen zu fossiler Energie setzen, sind wir weiterhin auf den umfänglichen Einsatz von herkömmlichen Kraftstoffen angewiesen. Das gilt insbesondere für die Logistik. Auf den Punkt gebracht ist lediglich die Bahnlogistik elektrifiziert. Schüttgut per Lkw und Schiff sowie Stückgut per Lkw und Sprinter brauchen Diesel als Treibstoff.

Regionale Verknappungen kommen zwangsläufig

Welche Folgen würden sich für Ihr Unternehmen/ Ihre Branche ergeben, wenn „nur“ das derzeit diskutierte Importverbot für Erdöl aus Russland umgesetzt würde?

Köckler: Wenn wir die Raffinerie in Schwedt als Beispiel nehmen, die russisches Erdöl verarbeitet und damit weite Teile in Ostdeutschland versorgt, sind regionale Verknappungen zwangsläufig. Eine eingeschränkte Produktverfügbarkeit hätte gerade in der bevorstehenden Ernte erhebliche Auswirkungen für die Landwirtschaft und den Erfassungshandel in der Region.

Wie bereiten Sie sich auf das Embargo vor?

Köckler: Wir versuchen, unsere Logistik- und Bevorratungskapazitäten weiter zu optimieren. Vorrang hat die Sicherung des Vertragsgeschäftes. Das Risikomanagement wird wie schon seit Beginn des Ukraine-Krieges weiterhin sehr restriktiv angewandt. Außerdem versorgen wir uns größtenteils über diverse westdeutsche Raffinerie-Standorte und importieren Fertigprodukte aus der ARA-Region.

Was würden Landwirte davon merken, und wie?

Köckler: Eine durchgehende Produktverfügbarkeit an jedem Ort wäre vermutlich nicht mehr sichergestellt. Einhergehend mit einer Verknappung müsste sich die Landwirtschaft auf eine weitere Verteuerung der Produkte bei starken Preisschwankungen einstellen.

Vorrang hat die Sicherung des Vertragsgeschäftes

Wie würde sich ein plötzlicher Importstopp von Öl und Gas aus Russland für Sie auswirken?

Köckler: Beim Öl wäre mit Auswirkungen wie oben beschrieben zu rechnen. Bei einem Gasimportstopp sind die Folgen für die Versorgung unserer Standorte nicht vorhersehbar. Wir trocknen in der Ernte unser Getreide unter anderem mit Gas und benötigen Gas für die Prozesswärme in der Pelletproduktion von Mischfutter.

Das Wirtschaftsministerium definiert, welche Gasabnehmer im Ernstfall privilegiert sind. Wie sehen Sie die Chancen, dass Ihr Unternehmen zur kritischen Infrastruktur gehört und weiterhin Gas erhält?

Köckler: Wir betrachten uns definitiv zur kritischen Infrastruktur zugehörig. Die Coronakrise hat die Systemrelevanz der Landwirtschaft und des Agrarhandels nachdrücklich unterstrichen, sodass die Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu jeder Zeit gegeben war. Wir vertrauen hier auf eine sachgerechte Entscheidung des Wirtschaftsministeriums.

Energieintensive Futtermittelstandorte im Blick

Ist Ihr Unternehmen/Ihre Branche direkt von Energie-Lieferungen aus Russland abhängig, oder wären Sie von allgemeinen Preissteigerungen für Energie betroffen?

Köckler: Eine direkte Abhängigkeit besteht nicht, mittelbar durch die beschriebene Raffineriestruktur aber sehr wohl. Und natürlich sind wir massiv vom Preisanstieg für Energie betroffen, was zu erheblichen Mehrkosten bei der Logistik und in der Bewirtschaftung unserer Werke und übrigen Standorte führt.

Arbeiten Sie an Notfallplänen, und wie würden Ihre Reaktionen in so einem Fall aussehen?

Köckler: Natürlich beschäftigen uns sehr intensiv mit möglichen Szenarien, insbesondere mit Blick auf unsere energieintensiven Futtermittelstandorte. Eine Bündelung der Aktivitäten ist hier ebenso vorstellbar wie ein vorübergehender Verzicht auf eine Pelletierung des Futters bei einzelnen Tierarten. Insgesamt bedarf es dann einer strafferen Organisation und Koordinierung des Leistungsspektrums.

Welche Folgen würden sich aus Ihrer Sicht für Landwirte ergeben, wenn wirklich Importstopp gegen Öl und Gas aus Russland verhängt wird?

Köckler: Es stünden für die Landwirte möglicherweise nicht alle Leistungen und Produkte zu jeder Zeit bereit. Das könnte auch Trocknungsleistungen während der Ernte betreffen. Auch eine Verteuerung von Produkten und Dienstleistungen würden die Landwirte sicherlich spüren. So ist ein Teil der Verteuerungen noch einzupreisen.

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