Die Europäische Kommission hat die lang erwartete Folgenabschätzung zum Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten vorgelegt.
Unter konservativen Rahmenbedingungen würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach bis 2032 in der EU bei Umsetzung der Übereinkunft um zusätzliche 10,9 Mrd. € oder 0,1 % und im Mercosur um 7,4 Mrd. € oder 0,3 % steigen. Das ambitionierte Szenario sagt im gleichen Zeitraum einen BIP-Zuwachs von 15 Mrd. € für die Mitgliedstaaten und von 11,4 Mrd. € für die südamerikanischen Länder voraus.
Die Gesamtexporte der EU sollen durch das Abkommen um 0,4 % beziehungsweise 0,6 % zulegen, die Importe aus aller Welt um 0,9 % beziehungsweise 1,1 %. Die Rindfleischlieferungen aus dem Mercosur würden allerdings erheblich stärker wachsen, und zwar um 30 % oder sogar 64 %; zugleich soll die betreffende Erzeugung in der EU um 0,7 % beziehungsweise 1,2 % schrumpfen.
Erheblich profitieren würden laut der Folgenabschätzung die europäischen Exporte von Milchprodukten, und zwar aufgrund der Senkung der hohen Importzölle der Mercosur-Länder. Im konservativen Szenario wird von einer Steigerung um 91 % ausgegangen; im ambitionierten Szenario sind es nochmal 30 Prozentpunkte mehr.
Ausgehend von einer niedrigeren Basis könnten die Lieferungen von Milchprodukten aus Südamerika um 18 % beziehungsweise 165 % zulegen. Weniger eindeutig, aber im Grundsatz pessimistisch, sind die Vorhersagen für Zucker und Ethanol. Festgestellt wird, dass die Mercosur-Staaten hier Wettbewerbsvorteile hätten und dass die betreffenden Importe in die EU nach dem Abbau der derzeitigen Zölle zunehmen würden.
Druck auf hochwertiges Rindfleisch
Die jährlichen Rindfleischimporte aus dem Mercosur in die EU könnten laut der Folgenabschätzung um etwa 60.000 t beziehungsweise 128.000 t zunehmen. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass die Exportware üblicherweise eher dem oberen Ende des Qualitätsspektrums zuzuordnen sei und sich die Auswirkungen somit auch auf diese Marktsegmente konzentrieren würden.
„Wahrscheinlich“ ist es der LSE zufolge indes, dass die Rindfleischimporte unter dem Strich weniger stark als erwartet ausgeweitet werden und vornehmlich die derzeit zum vollen Zollsatz importierte Ware von den Veränderungen profitieren wird. Zu den sozialen Auswirkungen des Abkommens gehört laut der Nachhaltigkeitsprüfung ein Rückgang der Beschäftigung im Bereich der europäischen Rindfleischerzeugung um 0,7 % beziehungsweise 1,3 %.
Zuckerverarbeiter profitieren
Die Beschäftigten der europäischen Milchbranche würden nach Einschätzung der LSE vom Freihandel mit den Mercosur-Staaten profitieren; unklar ist aber, in welchem Ausmaß. Allerdings geht die Folgenabschätzung auch davon aus, dass sich das Gesamtvolumen des Handels mit Milchprodukten aus der EU nicht verändert und dass es lediglich zu Verschiebungen zugunsten der Lieferungen nach Südamerika kommt.
Anders sieht das in der Zuckerwirtschaft aus. Hier wird prognostiziert, dass die Beschäftigung in der EU im Bereich der Erzeugung um 0,7 % oder 1,0 % schrumpfen wird. Da die EU laut der Folgenabschätzung jedoch vornehmlich Rohrzucker für die Raffinierung importiert, wird in diesem Segment vermutlich ein Aufschwung entstehen.
Profitieren sollen auch die Kunden der Zuckerhersteller, die den Rohstoff günstiger erwerben können. Für Ethanol kann nach Angaben der LSE mit den eingesetzten Modellen keine Vorhersage getroffen werden. Durch den Marktzugang insbesondere für Brasilien wird jedoch mit Druck auf die europäischen Hersteller gerechnet; wie auch beim Zucker sollen aber die weiterverarbeitenden Unternehmen profitieren.
Agrarwirtschaft profitiert
Konkret geht die Modellierung der LSE für den Mercosur-Block im konservativen Szenario von einer Beseitigung der Zölle bei 90 % der Industrieprodukte und 80 % der landwirtschaftlichen Produkte aus; in der ambitionierteren Variante werden die Zölle vollumfänglich abgebaut. Die EU beseitigt in beiden Szenarien die Zölle auf alle Industrieerzeugnisse und senkt die Zölle bei Reis, Zucker und Fleisch um 15 % beziehungsweise 30 %; für Getreide- und Milchimporte werden die Zölle für Lieferungen in die EU für die Modellierung der Folgenabschätzung um 15 % beziehungsweise 100 % gekürzt.
Die Generaldirektion Handel hob hervor, dass die Agrarwirtschaft der Union unter dem Strich von dem Freihandelsabkommen profitieren werde. Der Abbau von außertariflichen Handelshindernissen und die Anerkennung der geschützten Herkunftskennzeichnungen werde die Agrar- und Lebensmittelexporte deutlich ankurbeln.
Keine Bedenken hat die Generaldirektion hinsichtlich der Entwaldung. Der Bericht zeige, dass Auswirkungen auf die Abholzung durch geeignete politische Rahmenbedingungen, deren Umsetzung und durch marktbasierte Initiativen verhindert werden könnten. Laut der Generaldirektion befindet sich die EU-Kommission in Gesprächen mit den Mercosur-Staaten, um Fortschritte bei Verpflichtungen hinsichtlich des Klimaschutzes und der Entwaldung zu erreichen.
Scharfe Kritik an der Folgenabschätzung üben zahlreiche Ökonomen aus der EU und dem Mercosur. In einem offenen Brief mit fast 200 Unterzeichnern stellten sie dem Bericht ein ausnehmend schlechtes Zeugnis aus und appellierten an die EU-Kommission, eine neue Nachhaltigkeitsprüfung in Auftrag zu geben und diese auf Basis der aktuellsten empirischen Daten und moderner Modellierungsinstrumente anfertigen zu lassen. Nach Angaben der Unterzeichner sind die von der LSE verwendeten Wirtschaftsmodelle nicht für die Bewertung der sozialen und ökologischen Auswirkungen des Mercosur-Abkommens geeignet. Alternative Folgenabschätzungen kämen zu stark abweichenden Ergebnissen und zeigten, dass das Abkommen die Erfüllung der Pariser Klimaziele behindere und zudem schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf Arbeitnehmer, Landwirte und insbesondere Kleinbauern auf beiden Seiten des Atlantiks haben werde.
von Andreas Gerner
Sinnvoll geht anders.
Es sollen sowohl die Ausfuhren, als auch die Einfuhren von Milchprodukten zunehmen. Dann nennt das Kind doch beim Namen: Konjunkturprogramm für Überseefrachter. Und Klimaanheizungspakt. Und eine Kriegserklärung gegen den Regenwald. Oberster General wird Bolsonaro.
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von jann petersen
Irreführend
Bei Milch wird mit Steigerungen in % gearbeitet, bei Fleisch mit absoluten Zahlen in to? In 2019 hatte Top Agrar noch to angaben für Milch! Das ist billiger Meinungsjournalismus, das geht besser! Soll hier mal wieder suggeriert werden das unser Heil im Export liegt, das riesige Märkte ... mehr anzeigen erobert werden wollen? Mercosur braucht und will niemand außer denen die daran verdienen und das sind beidseits des Ozeans nicht die Landwirte. Schade Top Agrar setzten 6 weniger anzeigen
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von Martin Schmid
Top Agrar
Ein kritischer Faktencheck seitens von Top Agrar ist das mindeste, immerhin steht die Existens der Leser auf dem Spiel. Vielleicht sind für die Redaktion seit einigen Jahre (ich schätze ~10), aber auch die Umsatzzahlen aus dem Anzeigenservice, das Maß der Dinge ? Zeigen Sie mir, dass ... mehr anzeigen ich falsch liege. weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Und zu welchem
Hofabgabepreis wird meine Milch veredelt im Endeffekt dort ankommen? Irgendwo bei25-27 Cent?
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von Heinrich-Bernhard Muenzebrock
Problem
Wenn Mercosur kommt, wird die deutsche Landwirtschaft mit ihren Qualitätsstandards und den damit notwendigen Preisen auf der Strecke bleiben. Davon gehe ich aus. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Merkel-Regierung dieses Abkommen noch vor dem Ende der Legislaturperiode auf den Weg ... mehr anzeigen bringen will. Für diese Protagonisten geht es um Exportmöglichkeiten für die Wirtschaft und hier vor allem für die Autoindustrie. Da haben auch die Lobbyverbände, auf deren Lohnliste einige Politiker stehen, ein Wörtchen mitzureden. Von den Landwirten spricht dann keiner mehr. weniger anzeigen
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von Wolfgang Groth
Brandbeschleuniger
Statt Bolzenaro die Stirn zu bieten, wird dieses Abkommen ein Brandbeschleuniger für die Regenwälder werden. Können wir uns das noch erlauben, oder wann wird man je verstehn?
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von Leon Blitgen
Merkursor
Naja! Wenn wir Landwirte eine solche Studie bezahlen würden würde etwas ganz anderes herauskommen!!!
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von Dietmar Weh
Hallo Eu und Autoindustrie
Mercosur ist tot tot tot tot tot tot to und nochmal tot. Die Menschen wollen es nicht. Alles auf Null und alles andere ist hinausgeworfenes Geld. Kann diese nicht demokratisch legitimierte EU Komission dies nicht akzeptieren muß sie aus der polit .Landschaft enternt werden weil sie ... mehr anzeigen nicht den Bürgerwille der EU umsetzen sondern Geld und Industrieinteressen. Einfach nur Dumm. weniger anzeigen
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von Fritz Gruber
Zahlenspielerei
Die ich so hindrehen kann wie ich sie brauche der Betrug am hiesigen Landwirt geht weiter bis der letzte Bauer den Löffel abgegeben hat und alles ohne wirkliche Gegenwehr für mich ein Armutszeugnis für unsere Berufsverbände und Vertretungen die man ohne Bauer sowieso nicht mehr braucht
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