Kann der Raps 2025 zu alter Stärke zurückkehren, sind gar die 500 €/t wieder machbar? Schließlich ist das Rapsangebot doch historisch klein und was die neue Ernte bringt, ist noch längst nicht sicher. Sollte man die aktuellen Preise für Vorverträge nutzen oder besser bis nach der Ernte warten? So oder ähnlich fragen derzeit viele Landwirte nach der optimalen Vermarktungsstrategie für ihren Raps.
Rückblick: Vor allem die starken Schwankungen der Rapspreise zeichnen den Saisonverlauf 2024/25 aus. Neben dem weltweiten Angebot an Sojabohnen (reichlich) und Raps (knapp) haben vor allem viele politische Entscheidungen (Zölle) für Verunsicherung gesorgt. Nicht zuletzt wirkt auch das Wetter auf die Stimmung am Markt und damit auf die Preise.
Größere Ernten erwartet
Die Erwartungen an die diesjährige weltweite Rapsernte sind groß. Für das Wirtschaftsjahr 2025/26 erwartet das US-Landwirtschaftsministerium USDA weltweit rund 89,5 Mio. t. Das bedeutet einen Zuwachs von 4,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem in der EU könnten nach den niedrigen Vorjahreszahlen ein Plus von knapp drei Mio. t und damit 19,5 Mio. t Raps gedroschen werden. Die EU-Kommission sieht die Ernte noch niedriger bei 18,9 Mio. t. Trotz des Rückgangs sollen aber auch die Einfuhren im nächsten Wirtschaftsjahr mit knapp 6 Mio. t kleiner als 2024/25 ausfallen.
Für Deutschland geht der Deutsche Raiffeisenverband DRV in seiner dritten Ernteschätzung von nur noch 3,8 Mio. t aus. Im vorangegangenen Bericht hatte er noch 4,0 Mio. t erwartet. Das wäre dennoch ein Plus von knapp 6 % im Vergleich zum historisch schlechten Vorjahr.
Die dringend benötigten, ergiebigen Niederschläge Ende Mai in Teilen Europas und Deutschland haben zu einer Entspannung, aber auch einem Absenken der Preise beigetragen. Wenn auch von starken Schwankungen gekennzeichnet, zeigt der Raps in Paris Ende Mai ein ähnliches Preisniveau wie vor vier Wochen. Anfang Mai notierte neuerntiger August-Raps an der Börse in Paris noch unter 470 €/ t. Anfang Juni stieg der vordere Kurs auf rund 480 €/t.
Unklare Erwartungen an die Ernte im Norden und der Mitte Europas aufgrund der längeren Trockenheit in diesem Frühjahr führen immer mal wieder zu etwas festeren Vorstellungen an der internationalen Börse.
Sojabohnen geben den Ton an
Zusätzlich stark beeinflusst wird der Rapsmarkt allerdings vom Geschehen auf dem internationalen Sojabohnenmarkt. Der Internationale Getreiderat IGC hat seine Schätzung im Mai zur globalen Erzeugung von Sojabohnen bei 428 Mio. t belassen. Den Verbrauch sieht er allerdings um etwa zwei Mio. t höher. Damit bewegen sich die globalen Lagerbestände für 2025/26 bei nur noch 81 Mio. t und damit 1 Mio. t niedriger als in diesem auslaufenden Wirtschaftsjahr.
Im April und Mai waren es die angekündigten US-Zölle für Waren aus der EU, die zu deutlichen Preisnachlässen bei der Sojabohne führten. Die wechselnde Diskussion um die Zölle verunsichert den Markt deutlich. Schrumpfende Bohnenexporte in die EU als Gegenreaktion sind nicht ausgeschlossen. Mit knapp 6 Mio. t werden rund 50 % des EU-Bedarfs an Sojabohnen aus den USA importiert. Die anhaltenden Zolldiskussionen bleiben nicht ohne Auswirkung auf den Raps: Kursausschläge in Chicago wirken sich meist schnell auf die Rapspreise hier in Europa aus.
„Erste Teilmengen der neuen Rapsernte sollten Sie verkaufen.“
Aber auch die Neuausrichtung der US-Inlandspolitik wirkt auf den internationalen Rapsmarkt: Die Trump-Regierung denkt offenbar über die Anpassung der Quote der Biodiesel-Beimischung nach. Die Nachfrage nach pflanzlichen Ölen würde dann geringer ausfallen. Momentan fehlt ein klares Bekenntnis seitens der Politik zu dieser Verwertungsrichtung. Auch hier ist klar: Allein die Diskussion schlägt bis auf die Rapskurse in Europa durch.
Bislang kaum Vorkontrakte
Am deutschen Kassamarkt passierte zuletzt wenig: Die Lager bei den Erzeugern sind größtenteils geleert. Die Mühlen sind mit Importen gut versorgt. Zudem schwächelte die Ölnachfrage. Für die neue Ernte zeichnet sich in Deutschland und der EU und auch weltweit ein größeres Rapsangebot ab, auch wenn die Trockenheit zu Einbußen bei den Erträgen geführt hat. Chancen auf deutlich anziehende Kurse werden im Markt relativ wenige gesehen. Preisdruck zum Erntestart und danach ist ebenfalls nicht ausgeschlossen – es sei denn, politische Entscheidungen sorgen wieder einmal für Unruhe und spontan hochspringende Kurse. Die aktuell erzielbaren Preise liegen zwar im Vergleich deutlich unter denen für die alte Ernte. Bei Vorverträgen für die neue Ernte hielten sich viele Landwirte zuletzt weiter zurück. Ihnen waren die Preisvorstellungen der Abnehmer noch zuniedrig, und viele Anbauer wollen die Ernte abwarten. Bis Anfang Juni waren denn auch lediglich 10 bis 15 % der neuen Ernte vermarktet.
Bei einem positiven Deckungsbeitrag sollten allerdings durchaus erste Teilmengen der neuen Rapsernte verkauft werden. Hinzu kommt: Im Vergleich zum Weizen ist der Vorverkauf von Raps derzeit attraktiver. Und spätestens mit dem Erntestart ist neuer Druck auf die Erzeugerpreise nicht ausgeschlossen. Wie stark dieser wird, hängt aber von den tatsächlichen Erträgen ab. Dafür sind in den kommenden Wochen vor allem das Wetter und ausreichende Niederschläge entscheidend und später dann trockenes Erntewetter.