Der Strommarkt zeigt seit einiger Zeit ein interessantes Phänomen: Während die Preise im kurzfristigen Spothandel vor allem wegen der starken (und günstigen) Solar- und Windstromproduktion sinken, steigen sie am Terminmarkt für zukünftige Lieferjahre an.
Kostete der Future fürs Front-Jahr 2025 Anfang April noch 78,84 €/MWh, so liegt er derzeit bei über 100 €/MWh. Der Durchschnittspreis am Spotmarkt hingegen sank im Vergleich zu den Vormonaten weiter und erreichte im April nur noch gut 60 €/MWh. Im Mai ging es zwar etwas nach oben, aber unterm Strich sind Händler bereit, rund 30 € pro Megawattstunde mehr für die Lieferung im nächsten Jahr zu bezahlen als für die Lieferung am nächsten Tag. Wie kann das sein?
Kurzfristig günstiger Strom
Die Experten von Next Kraftwerke erklären, dass die beiden Märkte nicht immer der gleichen Preisdynamik folgen, denn Händler kaufen und verkaufen Stromprodukte mit unterschiedlichen Lieferzeitpunkten. Am Spotmarkt wird Strom für den Verbrauch am heutigen, nächsten oder übernächsten Tag gekauft, während am Terminmarkt Strom für Lieferungen in den nächsten Wochen, Monaten oder Jahren gehandelt wird.
Dennoch ist es eher selten, dass sich die Preise auf beiden Märkten über längere Zeiträume gegenläufig entwickeln - was aber seit Februar und auch im Rückblick auf den April wieder zu beobachten war.
Gas und Kohle werden teurer
Grund dafür sind offensichtlich die seit Februar gestiegenen Kosten für den Einkauf von Erdgas, Kohle und CO2-Zertifikaten. Die Händler scheinen derzeit davon auszugehen, dass sich dieser Preistrend fortsetzen wird, da geopolitische Risiken auf die Marktstimmung drücken, von gefährdeten Handelsrouten im Nahen Osten bis hin zu geplanten Sanktionen gegen russisches LNG.
Hinzu kommen unklare Aussichten über die zu erwartende wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland (und damit über die zu erwartende Stromnachfrage) und die Kürzung der LNG-Förderung in Deutschland.