Lange kannten die Lebensmittelpreise in Deutschland nur eine Richtung: Nach oben. Jetzt treten zwei der größten Discounter jedoch eine Preissenkungswelle los, die auch Lebensmittel einschließt. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) zeigt sich alarmiert.
Lidl senkt Preise um bis zu 35 %
Heute sorgte der Discounter Lidl mit der Ankündigung für Aufsehen, dass bei rund 500 Artikeln des eigenen Sortiments die „größte Preissenkung aller Zeiten“ vorgenommen wird. Betroffen sind nicht nur Non-Food-Artikel, sondern auch Lebensmittel wie beispielsweise Rostbratwurst, die dauerhaft um 6 % preiswerter angeboten wird. Regional sollen die Preissenkungen bis zu 35 % betragen. Die Rede ist auch von Grundnahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Aufschnitt oder Wein.
Begründet wird das vom Geschäftsleitungsvorsitzenden von Lidl, Friedrich Fuchs, auch mit sozialen Beweggründen: „Wir verstehen es als unsere gesellschaftliche Aufgabe und Auftrag langfristig das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten.“ Er betont, es handle sich nicht um eine Werbeaktion. Vielmehr wolle Lidl die Kunden dauerhaft entlasten und deren Kaufkraft erhöhen.
Aldi legt sofort nach
Der Platzhirsch Aldi zog umgehend nach und kündigte laut bild.de seinerseits eine „historische Preissenkung“ an. Die soll in den kommenden Wochen ebenfalls bei „hunderten Artikeln“ vorgenommen werden. Welche das sein werden, steht wohl noch nicht fest. In der Vergangenheit hatte man sich aber oft an den Aktionen der Wettbewerber orientiert.
Beginnt nun also eine neue Preisschlacht um Lebensmittel, bei der die Landwirte am Ende der Kette als die großen Verlierer dastehen? Das lässt sich im Moment noch nicht abschätzen.
Der WLV hat gleichwohl keinerlei Verständnis für die von den Discountern nun losgetretene Preislawine. Die komme angesichts hoher Produktionskosten und der gesellschaftlich gewünschten Forderungen nach mehr Tierwohl und Maßnahmen zum Umwelt-, Natur- und Klimaschutz zur Unzeit und sende ein falsches Signal an die Verbraucher. Denn die notwendigen Herausforderungen müssten auf Grundlage einer verlässlichen Finanzierung angegangen werden. Preissenkungen dürften deshalb nicht zulasten der Erzeuger gehen, stattdessen müsse über eine Absenkung der Marge im Lebensmitteleinzelhandel nachgedacht werden, so der Verband.
Beringmeier: Hochwertige Lebensmittel haben ihren Preis
„Aus Sicht der Verbraucher mögen sinkende Lebensmittelpreise zunächst Anlass zur Freude geben. Aus der Perspektive der Produzenten fehlt uns für dieses Vorgehen jedoch jegliches Verständnis“, stellte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier klar. Die Produktion von hochwertigen, regional und nachhaltig erzeugten Lebensmittel habe – unter Gesichtspunkten wie Tierwohl, Nachhaltigkeit und Umwelt-, Natur- und Klimaschutz – ihren Preis. Der hoch konzentrierte deutsche Lebensmitteleinzelhandel müsse sich dieser Verantwortung stellen, damit positive Effekte der landwirtschaftlichen Produktion auch entsprechend honoriert werden.
„Der wichtige und richtige Ansatz für mehr Tierwohl, Umwelt-, Natur- und Klimaschutz darf nicht durch eine falsche Preispolitik konterkariert werden“, warnt Beringmeier. Dem massiven Preisdruck des Lebensmitteleinzelhandels könnten die Betriebe sonst langfristig nicht standhalten.