Die Schallmauer von 500 €/t hat der vordere Rapstermin an der Pariser Matif längst hinter sich gelassen, zu Beginn dieser Woche notiert der Kurs knapp unter 520 €/t.
An der europäischen Leitbörse Matif hat der vordere Rapskontrakt zur Andienung im Mai in der vergangenen Woche die „Schallmauer“ von 500 €/t durchbrochen - erstmals seit September 2012. Beim Frontmonat ging es am vergangenen Dienstag (2.3.) zeitweise bis auf 505 €/t nach oben. In die laufende Woche startet der vordere Termin bei 518 €/t.
Für neuen Raps zur Abrechnung im August 2021 mussten in der abgelaufenen Börsenwoche zeitweise bis zu 430 €/t angelegt werden. Ein Preisabstand von mehr als 70 €/t zwischen neuer und alter Ernte ist nach Einschätzung von Marktexperten ein klares Indiz dafür, dass sofort verfügbarer Raps knapp und deshalb vergleichsweise teuer ist. Hiesige Ölmühlen brachten es zuletzt trotz hoher Einstandspreise auf eine auskömmliche Verarbeitungsmarge und suchten deshalb Rohstoff.
Wettermarkt
Preistreiber quer über alle Ölsaaten hinweg ist das Wetter in Südamerika. Analysten verweisen auf zuletzt heftige Niederschläge in Brasilien, was den Drusch und Abtransport der Sojabohnen zu den Exporthäfen verzögert. Das südamerikanische Land ist bekanntlich der weltweit größte Produzent dieser Eiweiß- und Ölpflanze, weshalb drohende Lieferengpässe in Form von steigenden Raps- und Sojanotierungen eingepreist werden. „Wettermärkte“ wie aktuell bei den Ölsaaten sind Marktanalysten zufolge äußerst volatil, da jeder neue Wetterbericht die Kurse in eine neue Richtung lenken kann. Wie lange der aktuelle Aufwärtstrend hält, darauf wollen diese sich deshalb nicht festnageln lassen.
Produktionsschätzung angehoben
Derweil hat der Internationale Getreiderat (IGC) seine Rapsbilanzen für 2020/21 aktualisiert. Die Schätzung für die globale Produktionsmenge wurde Ende Februar um 0,8 Mio t auf 70,6 Mio t heraufgesetzt, was die Londoner Fachleute mit nachträglichen Korrekturen für Australien und die Europäische Union begründeten. Die Vorhersage für den weltweiten Rapsverbrauch in der laufenden Vermarktungssaison wurde um 1,6 Mio t auf 73,1 Mio t angehoben. Die Rapsverarbeitung am europäischen Binnenmarkt schätzt der Getreiderat aufgrund starker Importe mit 22,7 Mio t etwas höher ein als bislang. Und auch in China dürfte 2020/21 mit 17,1 Mio t deutlich mehr Rapssaat verarbeitet werden, als es die Londoner Fachleute zuvor für möglich gehalten hatten. Die Ölmühlen in Kanada werden den IGC-Angaben zufolge dagegen in der aktuellen Kampagne weniger als 10 Mio t Canola verarbeiten, weil nach dem Drusch in dem nordamerikanischen Land rekordhohe Mengen exportiert worden sind.
Raps bald Mangelware?
Nach dem Ausverkauf in Kanada hat der IGC seine Prognose für die globalen Rapsreserven zum Ende dieser Saison von bisher 4,2 Mio t auf 3,8 Mio t gesenkt. Zum Kampagnenstart hatten noch weltweit insgesamt 6,2 Mio t Rapssaat beziehungsweise Canola in den Silos gelegen. In Kanada sollen die Canolabestände bis zum Saisonende um fast 80 % auf dann nur noch 0,7 Mio t abnehmen. Bei den drei größten Rapsexporteuren - Kanada sowie die Ukraine und Australien - sollen die Lagerbestände bis zum Abschluss der laufenden Vermarktungskampagne in der Summe um etwa zwei Drittel auf 1,3 Mio t sinken. Dies wäre der kleinste Überhang seit acht Jahren. Der IGC wertet die Knappheit in Kanada, der Ukraine und Australien als Indiz für ein absehbar festes Preisniveau bei der schwarzen Ölfrucht. Auch die europäischen Ölmühlen decken einen wachsenden Teil ihres Rohstoffbedarfs in diesen drei Schlüsselmärkten. Der Getreiderat geht davon aus, dass die EU-27 in der laufenden Kampagne um die 6,5 Mio t an Rapssaat importieren muss, nach 6,1 Mio t im Jahr davor.
Erster Ausblick auf 2021/22
In seinem Februarbericht hat der IGC auch einen ersten Ausblick auf den Rapsmarkt im Vermarktungsjahr 2021/22 gewagt. Die weltweite Erntefläche könnte nach seiner Prognose um 2 % auf 35,8 Mio ha zulegen, wobei Zuwächse in Russland, Kanada und Australien die Anbaueinschränkungen im Vereinigten Königreich und der Ukraine mehr als ausgleichen sollen. Die Rapsfläche in der EU-27 zur Ernte 2021 veranschlagt der Getreiderat in einer ersten Schätzung auf 5,2 Mio ha, womit das Niveau von 2020 gehalten würde. Damit scheint der seit Jahren anhaltende Rückgang des Rapsanbaus in der EU zumindest vorerst gestoppt, wozu nicht zuletzt die festen Erzeugerpreise ihren Teil beigetragen haben dürften.
Russen dürften auf Ölpflanzen setzen
Allerdings waren die Aussaatbedingungen im Herbst für die schwarze Ölfrucht nicht überall so gut wie hierzulande. So war es in einigen europäischen Ländern zu trocken für einen ordentlichen Feldaufgang. In der Ukraine dürfte zwar mehr Winterraps gedrillt worden sein, als der IGC bisher geschätzt hatte. Jedoch fällt das diesjährige ukrainische Rapsareal um rund ein Fünftel kleiner aus als das zur Ernte 2020. Immerhin dürfte die jüngste Kältewelle den dortigen Rapssaaten wenig angehabt haben, da eine Schneeschicht fast überall für Schutz sorgte. In Russland könnten die hohen Exportsteuern auf Weizen und andere Getreidearten zu einer Renaissance des Ölpflanzenanbaus führen. Erste Prognosen weisen auf eine Ausweitung der dortigen Sommerrapsfläche im Jahresvergleich um 7 % hin, wobei es bis zum Drillen allerdings noch einige Wochen hin sind. Auch in Kanada dürften die aktuell sehr hohen Preise die Farmer zu einem verstärkten Rapsanbau veranlassen. Die mit Canola bestellte Fläche könnte Analysten zufolge um weitere 5 % auf den höchsten Stand seit drei Jahren zulegen. AgE
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An der europäischen Leitbörse Matif hat der vordere Rapskontrakt zur Andienung im Mai in der vergangenen Woche die „Schallmauer“ von 500 €/t durchbrochen - erstmals seit September 2012. Beim Frontmonat ging es am vergangenen Dienstag (2.3.) zeitweise bis auf 505 €/t nach oben. In die laufende Woche startet der vordere Termin bei 518 €/t.
Für neuen Raps zur Abrechnung im August 2021 mussten in der abgelaufenen Börsenwoche zeitweise bis zu 430 €/t angelegt werden. Ein Preisabstand von mehr als 70 €/t zwischen neuer und alter Ernte ist nach Einschätzung von Marktexperten ein klares Indiz dafür, dass sofort verfügbarer Raps knapp und deshalb vergleichsweise teuer ist. Hiesige Ölmühlen brachten es zuletzt trotz hoher Einstandspreise auf eine auskömmliche Verarbeitungsmarge und suchten deshalb Rohstoff.
Wettermarkt
Preistreiber quer über alle Ölsaaten hinweg ist das Wetter in Südamerika. Analysten verweisen auf zuletzt heftige Niederschläge in Brasilien, was den Drusch und Abtransport der Sojabohnen zu den Exporthäfen verzögert. Das südamerikanische Land ist bekanntlich der weltweit größte Produzent dieser Eiweiß- und Ölpflanze, weshalb drohende Lieferengpässe in Form von steigenden Raps- und Sojanotierungen eingepreist werden. „Wettermärkte“ wie aktuell bei den Ölsaaten sind Marktanalysten zufolge äußerst volatil, da jeder neue Wetterbericht die Kurse in eine neue Richtung lenken kann. Wie lange der aktuelle Aufwärtstrend hält, darauf wollen diese sich deshalb nicht festnageln lassen.
Produktionsschätzung angehoben
Derweil hat der Internationale Getreiderat (IGC) seine Rapsbilanzen für 2020/21 aktualisiert. Die Schätzung für die globale Produktionsmenge wurde Ende Februar um 0,8 Mio t auf 70,6 Mio t heraufgesetzt, was die Londoner Fachleute mit nachträglichen Korrekturen für Australien und die Europäische Union begründeten. Die Vorhersage für den weltweiten Rapsverbrauch in der laufenden Vermarktungssaison wurde um 1,6 Mio t auf 73,1 Mio t angehoben. Die Rapsverarbeitung am europäischen Binnenmarkt schätzt der Getreiderat aufgrund starker Importe mit 22,7 Mio t etwas höher ein als bislang. Und auch in China dürfte 2020/21 mit 17,1 Mio t deutlich mehr Rapssaat verarbeitet werden, als es die Londoner Fachleute zuvor für möglich gehalten hatten. Die Ölmühlen in Kanada werden den IGC-Angaben zufolge dagegen in der aktuellen Kampagne weniger als 10 Mio t Canola verarbeiten, weil nach dem Drusch in dem nordamerikanischen Land rekordhohe Mengen exportiert worden sind.
Raps bald Mangelware?
Nach dem Ausverkauf in Kanada hat der IGC seine Prognose für die globalen Rapsreserven zum Ende dieser Saison von bisher 4,2 Mio t auf 3,8 Mio t gesenkt. Zum Kampagnenstart hatten noch weltweit insgesamt 6,2 Mio t Rapssaat beziehungsweise Canola in den Silos gelegen. In Kanada sollen die Canolabestände bis zum Saisonende um fast 80 % auf dann nur noch 0,7 Mio t abnehmen. Bei den drei größten Rapsexporteuren - Kanada sowie die Ukraine und Australien - sollen die Lagerbestände bis zum Abschluss der laufenden Vermarktungskampagne in der Summe um etwa zwei Drittel auf 1,3 Mio t sinken. Dies wäre der kleinste Überhang seit acht Jahren. Der IGC wertet die Knappheit in Kanada, der Ukraine und Australien als Indiz für ein absehbar festes Preisniveau bei der schwarzen Ölfrucht. Auch die europäischen Ölmühlen decken einen wachsenden Teil ihres Rohstoffbedarfs in diesen drei Schlüsselmärkten. Der Getreiderat geht davon aus, dass die EU-27 in der laufenden Kampagne um die 6,5 Mio t an Rapssaat importieren muss, nach 6,1 Mio t im Jahr davor.
Erster Ausblick auf 2021/22
In seinem Februarbericht hat der IGC auch einen ersten Ausblick auf den Rapsmarkt im Vermarktungsjahr 2021/22 gewagt. Die weltweite Erntefläche könnte nach seiner Prognose um 2 % auf 35,8 Mio ha zulegen, wobei Zuwächse in Russland, Kanada und Australien die Anbaueinschränkungen im Vereinigten Königreich und der Ukraine mehr als ausgleichen sollen. Die Rapsfläche in der EU-27 zur Ernte 2021 veranschlagt der Getreiderat in einer ersten Schätzung auf 5,2 Mio ha, womit das Niveau von 2020 gehalten würde. Damit scheint der seit Jahren anhaltende Rückgang des Rapsanbaus in der EU zumindest vorerst gestoppt, wozu nicht zuletzt die festen Erzeugerpreise ihren Teil beigetragen haben dürften.
Russen dürften auf Ölpflanzen setzen
Allerdings waren die Aussaatbedingungen im Herbst für die schwarze Ölfrucht nicht überall so gut wie hierzulande. So war es in einigen europäischen Ländern zu trocken für einen ordentlichen Feldaufgang. In der Ukraine dürfte zwar mehr Winterraps gedrillt worden sein, als der IGC bisher geschätzt hatte. Jedoch fällt das diesjährige ukrainische Rapsareal um rund ein Fünftel kleiner aus als das zur Ernte 2020. Immerhin dürfte die jüngste Kältewelle den dortigen Rapssaaten wenig angehabt haben, da eine Schneeschicht fast überall für Schutz sorgte. In Russland könnten die hohen Exportsteuern auf Weizen und andere Getreidearten zu einer Renaissance des Ölpflanzenanbaus führen. Erste Prognosen weisen auf eine Ausweitung der dortigen Sommerrapsfläche im Jahresvergleich um 7 % hin, wobei es bis zum Drillen allerdings noch einige Wochen hin sind. Auch in Kanada dürften die aktuell sehr hohen Preise die Farmer zu einem verstärkten Rapsanbau veranlassen. Die mit Canola bestellte Fläche könnte Analysten zufolge um weitere 5 % auf den höchsten Stand seit drei Jahren zulegen. AgE