Die Rapssaatproduktion in der Europäischen Union ist offenbar noch größer ausgefallen als im September angenommen. Gemäß der aktuellen Schätzung des EU-Dachverbandes des Getreide- und Futtermittelhandels (COCERAL) haben die Landwirte in der Gemeinschaft diesen Sommer 21,2 Mio t Raps gedroschen, womit das Ergebnis von 2008 um 2,1 Mio t beziehungsweise 11,1 % übertroffen worden wäre. Im September war COCERAL von einer Erntemenge von 20,55 Mio t ausgegangen, Ende Juni sogar noch von einem Rückgang der EU-Rapsproduktion um gut 700 000 t auf 18,3 Mio t. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) veranschlagen die diesjährige Rapsernte in der Gemeinschaft aktuell auf 20,8 Mio t gegenüber 20,7 Mio t im September und einer Vorjahresmenge von 19,0 Mio t; sie gehen von einem etwas geringeren mittleren Hektarertrag als auch von einer etwas kleineren Anbaufläche als der private Handel aus.
An den Warenbörsen reagierten die Händler auf die neue Schätzung von COCERAL gelassen. An der europäischen Leitterminbörse Matif bewegt sich die vordere Rapsnotierung bereits seit einigen Wochen in einem sehr engen Schlusskursband zwischen 279,5 Euro/t und 283,25 Euro/t. Daran änderte sich nichts: Februar-Ware wurde am Montag vergangener Woche zum Börsenschluss für 282 Euro/t abgerechnet.
Deutliche Unterschiede bei den Sojabohnen
Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich, den beiden führenden Rapserzeugerländern in der EU, wurde die mögliche Flächenproduktivität in diesem Jahr sowohl vom Handel als auch von der Landwirtschaft lange Zeit erheblich unterschätzt. Die aktuellen Zahlen von COPA und COGECA sowie von COCERAL basieren bei beiden Ländern auf den amtlichen Schätzungen. Danach droschen die deutschen Landwirte in diesem Sommer durchschnittlich 42,9 dt Rapssaat pro Hektar, ein zuvor kaum für möglich gehaltenes Ergebnis. Insgesamt wurden hierzulande 6,3 Mio t der schwarzen Ölfrucht eingebracht, verglichen mit 5,2 Mio t im Jahr 2008. Auch in Frankreich fielen die Erträge deutlich höher aus als 2008 und zuvor erwartet; sie verbesserten sich im Landesmittel von 33,2 dt/ha auf 37,8 dt/ha. Das Gesamtaufkommen belief sich auf fast 5,6 Mio t, verglichen mit 4,7 Mio t ein Jahr vorher.
Aber nicht nur beim Raps, auch bei den Sonnenblumen wurden die Erträge vor der Ernte in einzelnen Mitgliedsländern unterschätzt. Die gesamte EU-Sonnenblumenerzeugung 2009 wird von COPA und COGECA jetzt auf gut 6,7 Mio t geschätzt, von COCERAL auf knapp 6,7 Mio t. Im Jahr 2008 waren etwa 6,9 Mio t an Sonnenblumensaat eingebracht worden. Deutlicher weichen die Schätzungen für die Sojabohnenernten 2008 und 2009 in der EU-27 ab: Während COCERAL hier von einem Produktionsanstieg von 744 000 t auf 845 000 t ausgeht, weisen COPA und COGECA eine Steigerung von zuvor lediglich 615 000 t auf 958 000 t in diesem Jahr aus.