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Messerschmidt: Wir brauchen das Beste aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft

Der Junglandwirt und Agrarblogger sieht keine Gegensätze zwischen Öko und konventionell, sondern will die Vorteile beider Wirtschaftsformen dort verknüpfen, wo es Sinn macht.

Lesezeit: 4 Minuten

Malte Messerschmidt kann die Gegensätze nicht mehr nachvollziehen, die in der öffentlichen Debatte zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft aufgemacht werden. „Wir brauchen doch das Beste aus beiden Welten“, stellte der Agrarstudent und Blogger gestern bei der Diskussionsveranstaltung „Essen – zu welchem Preis?“ der Reihe „The Future of Food and Farming“ klar. Dabei müsse das Rad nicht immer neu erfunden werden. „Viele Dinge, die heute als neu gelten, hat mein 94-jähriger Opa auch schon so gemacht“, verdeutlichte Messerschmidt. Beispielsweise sei Kupfer „in Maßen“ ein wichtiger Baustein auch im konventionellen Pflanzenschutz und könne helfen, andere Wirkstoffe seltener einzusetzen.

Eine Lanze brach der Junglandwirt auch für die Nutztierhaltung. Die meisten Insekten gebe es schließlich auf der Kuhweide. Leider würden die ökologischen Leistungen der Tiere und ihrer Halter aber oft ignoriert. Der Agrarexperte von Greenpeace, Martin Hofstetter, hielt hier aber dagegen. „Die meisten Kühe in Deutschland fressen weniger Gras als vielmehr Silomais und Kraftfutter“, konstatierte Hofstetter. Er ist nicht gegen Rinderhaltung gibt aber zu bedenken, dass bei einer grasbasierten Rinderhaltung bundesweit auf keinen Fall genug Grünland für die aktuell rund 4,5 Millionen Rinder zur Verfügung stünde. Die Tierzahlen müssten also runter, so Hofstetter.

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Das gilt ihm zufolge auch für die Schweinehaltung, denn „das Schwein ist vom Abfallverwerter längst zum direkten Nahrungskonkurrenten für den Menschen geworden“. Auch aus anderen Gründen pocht der Greenpeace-Vertreter auf Veränderungen in der Tierhaltung: „Unterm Strich geht es den Nutztieren in Deutschland nicht gut.“ Deshalb gebe es die Borchert-Kommission, deren sinnvolle Vorschläge aber von der Politik nicht umgesetzt würden.

Hocker: Tierwohl in Deutschland so hoch wie kaum anderswo

Damit erntete Hofstetter seinerseits scharfen Widerspruch vom agrarpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Gero Hocker. Nach seiner Überzeugung gibt es „ganz wenige Länder, in denen es den Nutztieren besser geht als bei uns“. Das gelte auch innerhalb der EU. Deshalb wären Verbraucher, denen Tierwohl am Herzen liegt, gut beraten, beim Einkauf auf Fleisch aus Deutschland zu achten, empfiehlt Hocker.

Tierwohl gibt es aber bekanntlich nicht zum Nulltarif. In die gleiche Richtung zielen Forderungen, die „externen Kosten“ der Lebensmittel, wie etwa den CO2-Ausstoß der Kuh, in den Produktpreisen abzubilden. Noch höhere Lebensmittelpreise würden aber gerade in Zeiten grassierender Inflation für viele Verbraucher ein ernstes Problem darstellen und tun das bereits jetzt schon, wie Pfarrerin Theresa Brückner berichtete.

Keine Sozialpolitik mit Lebensmittelpreisen

„Viele wollen nachhaltig leben, sie können es aber gerade nicht. Andere sagen, ich muss jetzt einfach nur überleben“, sagte Brückner mit Blick auf die heute schon hohen Lebensmittelpreise. Das zeigten auch Die Tafeln, deren Kundenstamm um die Hälfte gestiegen sei. Viele Tafel könnten aktuell sogar niemanden mehr annehmen. Das darf laut Hofstetter aber nicht dazu führen, Lebensmittel im jeden Preis billiger zu machen. „Man kann keine Sozialpolitik mit den Lebensmittelpreisen machen“, so der Greenpeace-Experte, der eher für die Anhebung der Sozialgelder plädiert.

Müller: Debatte um Landwirtschaft anspruchsvoller führen

So oder so steht die Lebensmittelerzeugung nach Auffassung des Geschäftsführers der Bayer CropScience Deutschland GmbH, Peter R. Müller, vor einer Zäsur. Auch er fragt sich, welchen Wert die Gesellschaft einer sozial gerechten und nachhaltigen Landwirtschaft zumisst. Müller hat jedoch den Eindruck, dass diese Diskussion bei uns oft immer noch aus einer Position des Überflusses geführt wird. Er wirbt für eine „anspruchsvollere Debatte“, denn man müsse sicherstellen, dass die Menschen auf der ganzen Welt Lebensmittel zu bezahlbaren Preisen bekommen. Den Schlüssel dazu sehen er wie auch Hocker im verantwortungsvollen Einsatz innovativer Technologien, die Produktivität und Nachhaltigkeit vereinen.

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