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Milchindustrieverband rechnet trotz hoher Preise nicht mehr mit Mengenzuwachs

Steigende Auflagen und hohe Kosten setzen der Milcherzeugung laut dem MIV-Vorsitzenden Peter Stahl in Deutschland wie auch der EU zunehmend Grenzen.

Lesezeit: 4 Minuten

„Wir haben ‚Peak Milch‘ in Deutschland und in der Europäischen Union hinter uns“, so die Einschätzung des MIV-Vorsitzenden Peter Stahl zur künftigen Entwicklung der Milcherzeugung. Weiteren Mengensteigerungen stünden immer mehr Auflagen und hohe Kosten entgegen, erklärte Stahl bei der Jahrestagung seines Verbandes heute in Berlin. Ein Beleg dafür ist für ihn die Entwicklung der Erzeugung: Nach fast 33 Mio t Rohstoff im Jahr 2021 gehen die Milchanlieferungen im laufenden Jahr trotz rekordhoher Erzeugerpreise spürbar zurück. Der MIV rechnet damit, dass neue Anforderungen ans Tierwohl insbesondere regional für einen nochmal verstärkten Strukturwandel sorgen werden.

Dabei ist die momentane wirtschaftliche Situation vordergründig top: Nach Angaben des Milchindustrieverbandes bietet Deutschland aktuell seinen Milcherzeugern mit teils über 60 Cent je Kilogramm Rohmilch die höchsten Milchpreise in der EU. Der Abstand zum Nachbarn Frankreich beläuft sich z. B. auf fast 10 Cent. Der durchschnittliche deutsche Milchpreis soll laut MIV 2022 über 50 Cent je Kilogramm betragen nach rund 36 Cent im vergangenen Jahr.

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Milchverarbeiter von Gaskrise besonders betroffen

Der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Märkte stellen Milcherzeuger wie Molkereien jedoch vor enorme Herausforderungen. Dies gelte sowohl auf der Kostenseite der Produktion von Lebensmitteln als auch generell in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Betriebsmitteln, betonte der MIV.

Mit besonderer Sorge beobachtet der Verbandsvorsitzende aktuell die Entwicklungen bei der Energie und Gasversorgung. „Die Verarbeitung, Haltbarmachung und Lagerung von Milch und Milchprodukten als wertvolles Lebensmittel für die Bevölkerung benötigt Energie“, stellte Stahl klar. Milchverarbeiter sind nach seiner Darstellung oft in besonderem Maße betroffen, da viele von ihnen in den vergangenen Jahren vermehrt auf moderne Technik und Gas als Energieträger gesetzt hatten. Der Rückbau auf Basis Öl zur Wärme- und Energiebereitstellung oder auch von alternativen regenerativen Energiequellen sei nicht überall möglich, so dass die Molkereien unbedingt Planungssicherheit bei der Gasbereitstellung benötigen, betonte Stahl.

Energieversorgung auch im nächsten Jahr sichern

Dass die deutschen Gaslager weitgehend gefüllt sind und auch die Börsennotierungen zuletzt im Rückwärtsgang waren, ist für den MIV-Chef kein Grund zur Beruhigung. Er denkt bereits über diesen Winter hinaus und fragt sich, wie die Gasversorgung der Wirtschaft im Herbst nächsten Jahres und Winter 23/24 aussehen soll. Auch für die kommenden Monaten findet man beim Milchindustrieverband keinen Anlass zur Entspannung. Vor diesem Hintergrund pocht Stahl auf „klare und harte Zusagen“ der Politik, dass Molkereien im Fall einer Gasmangellage zu den priorisierten Verbrauchern gezählt werden. „Die Politik darf nicht vergessen, dass Milch ein verderbliches Produkt ist“, verdeutlichte Stahl. Mit Spannung wartet der der Verbandsvorsitzende daher auf endgültige Entscheidungen der Bundesregierung hinsichtlich Verfügbarkeit und Energiebeihilfen.

Hier enden die Probleme für den MIV jedoch nicht. Auch die Versorgung mit Betriebsmitteln wie CO2, AdBlue oder Verpackungen stockt bekanntermaßen. Hinzu kommen fehlende Transportkapazitäten unter anderem wegen des Fahrermangels. Für den Fall einer allgemeinen Mangellage bei Energie daher muss nach Auffassung des Milchindustrieverbandes der Blick auf politischer Ebene auch auf Bereiche außerhalb der eigentlichen Herstellung von Lebensmitteln erweitert und Situationen unverschuldeter Notlage einbezogen werden. In Zeiten unzuverlässiger Lieferketten könnten sich beispielsweise bei Verpackungen besondere Herausforderungen bei der Deklaration ergeben, erläutert der MIV.

Vegane Welle setzt Milchabsatz zu

Wie der MIV berichtete, entwickelte sich der Pro-Kopf-Verbrauch bei Milcherzeugnissen in der vergangenen Dekade je nach Produktgruppe unterschiedlich. Bei Konsummilch ging die Menge in den letzten Jahren um 10 % zurück, während der Käsekonsum um 7 % zunahm – dies führte zu einer Rekordproduktion von 2,67 Mio t Käse in 2021. Bei Butter wiederum erhöhte sich der Absatz leicht – trotz gestiegener Preise. Die „vegane Welle“ spürt insbesondere der Konsummilchmarkt: Hafergetränke und Co erreichen derzeit einen Anteil von fast 10 % der Verbrauchsmenge der Originalmilch. Margarine verliert Absatzmengen und kann nicht von der veganen Welle profitieren.

Obwohl die Absatzentwicklung der Milchprodukte rückläufig ist, fehlen in Deutschland Rohmilchmengen und Milchinhaltsstoffe im Vergleich zu den Vorjahren zur Herstellung der verschiedenen Milchprodukte. Auf die deutschen Verbraucher dürften daher nach Einschätzung des MIV-Vorsitzenden Stahl weitere Preissteigerungen zukommen.

Kosten steigen schneller als die Preise

Der Umsatz mit Milchprodukten lag 2021 in der Gesamtheit bei 28,5 Mrd Euro, im Trend gehen für dieses Jahr die Zahlen preis- jedoch nicht mengenbedingt um ca. 10 % weiter nach oben. MIV-Geschäftsführer Eckhard Heuser weist allerdings darauf hin, dass die Kosten der Verarbeitung deutlich stärker als die Abgabepreise gestiegen sind. Energie hat dabei nach seinen Angaben von Lohnkosten auf Platz Zwei der wichtigsten Kostenfaktoren abgelöst. Die laufenden Tarifverhandlungen und absehbar hohe Gehaltsforderungen dürften die Molkereien Heuser zufolge jedoch noch beschäftigen.

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