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Milchmarkt: Jetzt kommts auf den Export an

Die Situation am globalen Milchmarkt wird schwieriger. Das Angebot steigt kaum. Aber China, einer der wichtigsten Akteure, will die Selbstversorgung steigern und weniger importieren.

Lesezeit: 7 Minuten

Die Erlöse für Milch haben im abgelaufenen Jahr kräftig angezogen. Der Durchschnittspreis stieg Deutschlandweit ab Hof bis November im Mittel auf fast 52 ct/kg (bei 3,4 % Eiweiß und 4 % Fett). Das waren ca. 16 ct/kg Milch mehr als im Vorjahr. Einige Molkereien zahlen zum Jahresende 2023 sogar gut 63 ct/kg als Grundpreis. Gründe für diese Entwicklung waren ein knapp versorgter Markt und eine lebhafte internationale Nachfrage nach Butter, Käse und Co.

Gleichzeitig sind allerdings auch die Produktionskosten in die Höhe geschnellt. Das gilt besonders für Energie, Arbeitslöhne und Futtermittel. In Niedersachsen stieg beispielsweise der Preis für ein Milchleistungsfutter 20/4 gegenüber dem Vorjahr um über 32 % auf 39,40 €/dt. Andere Bundesländer melden ähnliche Kostensteigerungen. Kein Wunder, dass viele Milcherzeugerinnen und -erzeuger hofften bzw. hoffen, dass ihre Verkaufserlöse Erlöse weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Zuletzt kamen daran aber erste Zweifel auf.

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Ab Dezember ging dem Milchmarkt die Puste aus. Erste Molkereien reduzierten bereits den Auszahlungspreis, andere haben das angekündigt. War es das also vorerst mit den attraktiven Erzeugerpreisen? Was spricht für feste, was für weiter nachgebende Kurse?

Produktion steigt nur leicht

Weltweit zeichnet sich nach jüngsten Hochrechnungen des US-Agrarministeriums (USDA) für 2023 ein Anstieg der Milchproduktion um ca. 1 % ab. Allerdings erwarten die Analysten nur in Indien (+2,6 %) und Brasilien (+3,6 %) nennenswerte Zuwächse. Hinzu kommt China mit einem Plus von über 4 %, meint das USDA (Näheres dazu später). Die fünf weltweit entscheidenden Exporteure (s. Übers. 1) werden ihre Produktion insgesamt nicht ausdehnen:

In der EU zeichnet sich sogar ein moderater Rückgang der Milchmenge ab. Denn Kuhzahlen sinken, und das kann nur zum Teil durch höhere Milchleistungen ausgeglichen werden. Zusätzlich zu den schon bestehenden Problemen (Futterengpässe, regional stärkere Konkurrenz durch Nicht-Kuhmilch-Produkte usw.) drohen im Jahr 2023 weitere produktionshemmende Faktoren, wie z. B. die GAP-Reform und die „Farm to Fork“-Strategie Brüssels.

Für die USA erwartet das USDA dagegen einen leichten Anstieg der Milchproduktion. Dieser Effekt beruht auf dem gestiegenen Rohstoffbedarf und der Preissteigerungen durch die Rekordexporte im Jahr 2022.

In Neuseeland, dem Hoflieferanten Chinas, wird trotz hoher Preise ein Rückgang der Produktion erwartet. Ursachen dafür sind rückläufige Kuhzahlen und eine geringere Milchleistung. Die Futtervorräte aus 2022 sind knapp. Und 2023 wird ein weiteres La Niña-Wetterphänomen erwartet, damit drohen schlechte Grundfutterernten sowie ein kalter und nasser Winter.

Für Argentinien sagen die Beobachter zwar ein leichtes Plus der Milchmenge voraus. Zur Begründung verweisen sie auf die zunehmende Technisierung der Betriebe. Dadurch sollen die Leistungen steigen. Skeptiker warnen allerdings vor überzogenen Erwartungen. Technik erfordere Kapital, und Kredite seien nach wie vor teuer, heißt es.

Auch in Australien stehen die Signale nur auf den ersten Blick auf „mehr Milch“. Regenfälle haben für eine hervorragende Grundfutterversorgung und hohe Wasservorräte gesorgt. Hinzu kommen die attraktiven Milchpreise. Auf der anderen Seite gibt es aber Probleme wegen des anhaltenden Arbeitskräftemangels sowie durch hohe Energie- und Düngemittelkosten. Deshalb sehen Analysten keinen Spielraum für einen Ausbau der Milchviehhaltung in Down Under. Im Gegenteil, einige Farmer stellen den arbeitskräfteintensiven Betriebszweig „Milchviehhaltung“ ein. Andere reduzieren ihn und steigen in die Rindermast ein. Durch die derzeit sehr hohen Schlachtrinderpreise wird diese Entwicklung befeuert.

Falls die US-Analysten richtig liegen, droht in puncto Angebot also kein Ungemach. Aber wie geht es an den auch für deutsche Molkereien wichtigen Exportmärkten für Milch- und Milchprodukte weiter? Der neue USDA-Bericht zeichnet in diesem Punkt ein recht optimistisches Bild. Demnach werden bei Butter stabile Exportmengen und bei Käse, Mager- und Vollmilchpulver sogar leichte Steigerungen erwartet.

Und der Chinaexport?

Ob diese Prognose zutrifft, werden allerdings erst die kommenden Monate zeigen. Etliche Exporteure warnen im Hinblick auf das „Chinageschäft“ vor überzogenen Hoffnungen. Denn dieses entscheidende Importland wird nicht an die Rekordimporte des Jahres 2021 anknüpfen. Zwar wird als Folge der Lockerungen der Coronamaßnahmen und durch die Erholung der Wirtschaft ein höhere Verbrauch von Milch und Milchprodukten erwartet. Das heißt aber nicht, dass die Importe steigen.

Peking will die Selbstversorgung steigern, und fördert deshalb den Ausbau der Inlandsproduktion. Auf diesen Zug springen andere Investoren mit auf und forcieren den Trend. China hat bereits etwa 1,2 Mio. Rinder aus Neuseeland und Australien eingeführt, so das USDA. Es erwartet deshalb 2023 eine Steigerung der chinesischen Milcherzeugung auf mehr als 43 Mio. t. Das ist angesichts der über 1,4 Mrd. Einwohnen Chinas immer noch recht wenig. Die EU hat nach Brüsseler Angaben „nur“ knapp 450 Mio. Einwohner, und produziert 2023 voraussichtlich rund 143 Mio. t Milch. Trotzdem könnte das „Chinageschäft“ schwieriger werden.

Das USDA glaubt, dass China weniger Butter und Magermilchpulver einführen wird. Dagegen sollen die Importe von Käse sogar leicht steigen und die von Vollmilchpulver mit 700 000 t stabil bleiben. Letzteres wird zwar weiterhin in erster Linie von Neuseeland geliefert. Aber beim Rest kommen überdies normalerweise auch Lieferanten aus der EU auf ihre Kosten. Das wird auch in diesem Jahr so sein.

EU-Käse bleibt gefragt

Das USDA sagt für die EU einen stabilen  Käseexport  voraus – trotz der kleineren Milchmenge. Neben Deutschland wurden in den Niederlanden, Belgien und Frankreich die Produktionskapazitäten für Käse erweitert. Deshalb soll der Ausstoß um ca. 0,5 % steigen.

Leichte Zuwächse zeichnen sich auch beim Inlandsverbrauch ab. Wichtig ist aber: Die EU verteidigt die Position an der Spitze der weltweiten Käseexporteure. Wichtige Absatzmärkte bleiben Japan, Südkorea und Saudi-Arabien. Eventuelle Hemmnisse beim Chinaexport werden wohl durch eine gesteigerte Nachfrage aus Großbritannien kompensiert.

Bei  Butter  erwarten das USDA eine Steigerung der EU-Exporte um 2 % auf das Niveau von 2021. Den USA selbst wird nach dem Rekordjahr 2022 ein Einbruch der Butterexporte um 12 % vorhergesagt. Und Neuseeland wird die Produktion um 10 % drosseln, da weniger Rohmilch zur Verfügung steht und mehr Vollmilchpulver für China und Indonesien produziert wird.

Skeptisch sind die USDA-Vorhersagen in puncto Ausfuhren von europäischem  Magermilchpulver  (MMP). Die neuen Einfuhrkontrollen Algeriens, eine Verlagerung der Pulverkäufe Chinas nach Neuseeland und ein kleineres Rohstoffangebot führen laut USDA zu um ca. 11 % abnehmenden MMP-Exporten der EU. Die Analysten erwarten allerdings bei allen wichtigen Anbietern am Weltmarkt rückläufige Ausfuhren – insgesamt um 5 % gegenüber dem Vorjahr. Ein Grund dafür ist eine Verschiebung des Pulververbrauchs Chinas in Richtung Vollmilchpulver für die florierende Snack-Industrie.

Markt fängt sich wieder

Bislang ist von stetigen bis lebhaften Exportaktivitäten am hiesigen Milchmarkt leider relativ wenig zu spüren. Das Jahr 2023 startete aus den folgenden Gründen sogar mit spürbar nachgebenden Erzeugerpreisen für Milch:

Die Milchmenge bewegt sich derzeit über Vorjahresniveau, die Nachfrage hat sich national und international beruhigt, und immer mehr Konsumenten greifen zumindest zeitweilig zu Substituten. Der Preiszenit wurde vorerst also überschritten. Daran dürfte sich kurzfristig wohl auch wenig ändern. Mittelfristig werden sich die Erzeugerpreise aber wieder stabilisieren.

Experten erwarten für Deutschland zwar weiterhin recht hohe Inflationsraten. Aber die Rezessionsgefahr ist nach ihrer Ansicht gebannt. Und das globale Milchangebot wird auch 2023 nicht übermäßig drängen, was trotz höherer Produktionskosten positiv für das Exportgeschäft ist. Es wird aufs Jahr gesehen durch die Gewöhnung der Konsumenten an das neue Preisniveau bei uns sowie in anderen EU-Ländern überdies mit einer stabilen Nachfrage nach heimischen Milchprodukten bei gleichzeitig kleinerem Angebot gerechnet.

Grund für Zuversicht

Und auch Folgendes spricht dafür, als Milchkuhhalterin oder -halter optimistisch nach vorne zu blicken: Die Produktionskosten werden wohl nicht so bald wieder auf das Niveau sinken, das sie vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatten. Aber sie bröckeln sukzessive ab. Das gilt momentan vor allem für Futtermittel. Beobachter erwarten aber auch bei den Energiekosten im weiteren Verlauf gewisse Minuskorrekturen. Dazu müssten Versorger nur die gesunkenen Börsenkurse für Strom und Gas endlich auch an die Endverbraucher weitergeben.

Unser Autor: Mathias Klahsen | LWK Niedersachsen, Oldenburg

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