Die diesjährige Getreideernte in Russland fällt aller Voraussicht nach höher aus als bislang erwartet. Allerdings gehen die Schätzungen noch deutlich auseinander. Der stellvertretende russische Landwirtschaftsminister Eugen Gromyko korrigierte die von Ressortchef Alexander Tkaschew Ende Juni vorgelegte Schätzung von 106 Mio t um 4 Mio t nach oben und rechnet nun mit einem Getreideaufkommen von 110 Mio t.
Noch optimistischer ist der Generaldirektor des Moskauer Instituts für Agrarmarktkonjunktur (IKAR), Dmitrij Rylko. Er bezifferte die Getreideernte am vergangenen Mittwoch (10.8.) auf 114 Mio t; das sind 2 Mio t mehr, als er zuletzt prognostiziert hatte. Die IKAR-Fachleute rechnen mit einer Weizenproduktion von 69 Mio t; davon könnten nach ihrer Einschätzung bis zu 29 Mio t exportiert werden.
Im Wirtschaftsjahr 2015/16 hatte Russland insgesamt 24,5 Mio t Weizen ausgeführt. Eine noch größere Getreideerzeugung erwarten die Analysten der Rusagrotrans AG, dem größten Bahntransportunternehmen für Agrarprodukte in Russland. Während Rusagrotrans Ende Juli eine Getreideernte von 113 Mio t in Aussicht gestellt hatte, ist nun von 115,8 Mio t die Rede.
Hochgeschraubt wurden von den Experten insbesondere die Erwartungen an die Weizenerzeugung; diese soll etwa 70 Mio t erreichen, je nach Ausgang der Ernte in Sibirien sogar mindestens 71 Mio t.
Die Gerstenernte veranschlagt Rusagrotrans auf 18,3 Mio t; die Maisproduktion soll bei 13,8 Mio t liegen. Für die weiteren Getreidearten und Körnerleguminosen prognostiziert das Transportunternehmen insgesamt 13,5 Mio t.
Das IKAR und Rusagrotrans nennen unter anderem die nunmehr vorliegenden, präzisen Zahlen über die tatsächlichen Getreideflächen als Gründe für die Korrektur ihrer Prognosen. Außerdem sei festzustellen, dass die landwirtschaftlichen Betriebe gut vorbereitet gewesen seien und die Ernte daher zügig und relativ verlustarm verlaufe. AgE