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Müller-Fleisch: „Wir wollen 5xBY oder 5xBW, aber mindestens 5xD“

Der Abbau der Schweinehaltung im Süden trifft auch die Müller Gruppe. Das Unternehmen lamentiert nicht, sondern will mit CO2-neutralem Schweinefleisch die Wende schaffen. Was steckt dahinter?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Müller-Gruppe ist der fünftgrößte Schweineschlachter Deutschlands. Das Unternehmen produziert an vier Standorten in Bayern und Baden-Württemberg und legt großen Wert auf regionale Herkunft. top agrar sprach mit Mit-Eigentümer und Geschäftsführer Stefan Müller zur aktuellen Lage auf dem süddeutschen Schweinemarkt.

Herr Müller, die Zahl der Schweine sinkt im Süden dramatisch. Haben Sie aktuell noch ausreichend Schlachttiere?

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Müller: Ja, wir können unsere Bänder weiterhin auszulasten. Aber wenn wir das so weiterlaufen lassen, wird es vermutlich in naher Zukunft schon eng mit den heimischen Schweinen. Das wollen wir verhindern.

Die LEL in Schwäbisch Gmünd rechnet vor, dass die Sauen- und Mastschweinehaltung in Bayern und Baden-Württemberg seit Jahren fast linear schrumpft. Wie wollen Sie den Abwärtstrend denn aufhalten?

Müller: Wir arbeiten seit Jahren in vertraglichen Verbindungen wie „Süddeutsches Schweinefleisch“, „Gutfleisch“, „Hofglück“, „GQ Plus“, „Wertschätze“, „Bio“ etc. gut mit den Schweinehaltern und dem Lebensmitteleinzelhandel zusammen. Betriebe in diesen Programmen profitieren von Mindestpreisen und Zuschlägen, die die wirtschaftliche Not etwas abfedern.

Unsere Schweinehalter sind widerstandsfähiger

Reicht das aus, um den Strukturwandel im Süden aufzuhalten?

Müller: Ich glaube schon, dass unsere Betriebe widerstandsfähiger sind und der Strukturwandel hier deutlich langsamer verläuft als unter Landwirten ohne Programmteilnahme. Ein Beispiel: Wenn Sie bei uns als ITW-Betrieb in unser Programm liefern, kommen Sie unterm Strich mit allen Zuschlägen auf bis zu 12 € mehr pro Schwein im Vergleich zum reinen Vereinigungspreis. Das kann schon den Unterschied ausmachen!

Der Strukturbruch ist bei den Ferkelerzeugern am schlimmsten, was tun Sie für diese Betriebe?

Müller: Wir haben vor einiger Zeit zusammen mit dem LEH und Verarbeitern im Rahmen eines Solidarpakts freiwillig zusätzliches Geld speziell für Ferkelerzeuger zur Verfügung gestellt. Letztlich ist es aber die Aufgabe der Lieferanten bzw. Erzeugergemeinschaften, die Ferkelerzeuger angemessen an den Schlachterlösen zu beteiligen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Klar ist aber, der Preisrutsch bei den Schlachtschweinen diese Woche um 10 Cent je kg ist das absolut falsche Signal. Wir müssen Perspektiven aufzeigen und endlich wieder positive Signale senden.

Wir wollen am liebsten 5xBY oder 5xBW, aber mindestens 5xD

Aktuell kommen alle Schlachttiere bei Ihnen aus der Region. Was machen Sie wenn die Schweine mit süddeutscher Geburt dann doch nicht mehr ausreichen?

Müller: Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt. Aber dann werden wir wohl auf deutsche Geburt ausweichen. Schlachtschweine mit dänischer oder niederländischer Geburt werden wir sicherlich nicht verarbeiten, weil wir das im Süden nicht als Basis für eine nachhaltige Erzeugung von Schweinefleisch halten. Wir wollen am liebsten 5xBY oder 5xBW, aber mindestens 5xD.

Was haben Sie gegen ausländische Ferkel?

Müller: Ich will keine Stimmung gegen ausländische Ferkel machen. Aber wir im Süden können das keinem Verbraucher erklären, dass die Ferkel aus Dänemark quer durch Deutschland für die Mast nach Baden-Württemberg gefahren werden müssen. In Norddeutschland ist die Situation sicherlich anders.

CO2-Neutralität fürs Image und für die Wertschöpfung

Nun rufen Sie das Ziel aus, bis 2030 CO2-neutrales Schweinefleisch anbieten zu können. Warum?

Müller: Wenn sie Verbraucher zu ihrer Vorstellung einer nachhaltigen Fleischerzeugung befragen bekommen sie etwa zehn Punkte. Kurze Transportwege, mehr Tierwohl, heimische Futtermittel etc. Von diesen Forderungen erfüllen wir im Süden bereits acht. Was uns noch fehlt ist die Versorgung mit heimischen Eiweißfuttermitteln und die energetische Nutzung der Gülle. Mit diesen Bausteinen wäre das Paket komplett.

Aber warum gerade jetzt, wo die Verbraucher andere Sorgen haben und vor allem auf den Preis schauen?

Müller: Zum einen bauen Sie solche Konzepte nicht von heute auf morgen auf. Das braucht Vorlaufzeit. Und zum anderen glauben wir, dass der Markt das verlangt. Geflügelfleisch hat auch deshalb ein besseres Image als Schweinefleisch, weil die Branche frühzeitig an ihrer Kommunikation gearbeitet hat.

Für viele Schweinehalter geht es aktuell um die Existenz. Glauben Sie, dass ihre Landwirte in der aktuelle Krise für diese Themen offen sind?

Müller: Ja, weil es auch eine wirtschaftliche Perspektive bietet. Wir glauben, dass unsere Schweinehalter nicht nur mit Fleisch, sondern auch mit der Gülle Wertschöpfung betreiben können. Aktuell spüren wir, was Nährstoffe und Energie wert sind. Wir sind überzeugt, dass das auch wirtschaftlich für die Landwirt interessant ist. Zusammen mit nachhaltigem bzw. CO2-neutralem Fleisch ist das dann auch gleichzeitig eine Perspektive für unsere süddeutschen Betriebe. Die Landesregierungen werden diesen Weg auch finanziell unterstützen.

Wir wollen langfristig auf Importsoja verzichten

Und welche Rolle spielt dabei die Eiweißfütterung?

Müller: Verbraucher bringen Schweinefleisch auch immer mit Importsoja, Regenwaldrodung und Klimawandel in Verbindung. Wir wollen langfristig auf Importsoja verzichten, weil es unserem Image schadet. Heimische Eiweißpflanzen oder eventuell auch Insektenprotein sind für uns interessante Wege, die auch nicht immer teurer sein müssen. Preise und Werte haben sich ohnehin in den vergangenen Monaten extrem verschoben und müssen auch unter den Gesichtspunkten Wirtschaftlichkeit, Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit neu bewertet werden.

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