Die erwartete Erholung am Milchmarkt wird eine langsame sein. Davon geht der Geschäftsführer der Absatzförderorganisation Dairy Farmers of Canada, Richard Doyle, aus. Wie der Kanadier vergangene Woche beim Weltmilchgipfel des Verbandes der Milchwirtschaft (VDM) in Berlin erklärte, hat man es mit hohen Beständen zu tun, die in den vergangenen Monaten aufgebaut worden sind. Auch warte man auf eine Nachfrageerholung in Asien. Mit einem schnellen Aufschwung rechnet Doyle vor diesem Hintergrund nicht.
Die Geschäftsführerin der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung GmbH (ZMB), Monika Wohlfarth, wies darauf hin, dass angesichts von rund 280 000 t Magermilchpulver in EU-Interventionsbeständen die Vorräte Anfang September rund ein Drittel einer EU-Jahresproduktion an Magermilchpulver erreicht hätten. Auch in China werde von hohen Beständen berichtet. Die Vereinigten Staaten hätten insgesamt 130 000 t Magermilchpulver aufgekauft, diese Mengen aber über bestimmte Hilfsprogramme wieder direkt in den Markt gegeben. "Der Milchmarkt leidet unter den Konsequenzen des Preisanstiegs aus dem Jahr 2007, verstärkt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise", bilanzierte Wohlfarth.
Das Wachstum der Weltmilchmenge wird sich laut Wohlfarths Prognose in diesem Jahr gegenüber 2008 mit einem Plus von 0,9 % auf 695 Mio. t deutlich abschwächen, nachdem der Zuwachs im Vorjahr noch 1,5 % betragen hatte. Die weltweiten Molkereianlieferungen sollen mit 368 Mio. t konstant bleiben. Eine Prognose zum globalen Milchkonsum gab Wohlfarth nicht ab. Im vergangenen Jahr war der Milchverbrauch gegenüber 2007 weltweit um 1 % auf 686 Mio. t gestiegen.
Der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Dr. Karl-Heinz Engel, geht unterdessen davon aus, "dass demnächst der Nachfragezuwachs am Weltmarkt größer sein wird als die Zunahme der Produktion weltweit". Erdöl exportierende Länder kauften wieder Milcherzeugnisse und die großen Schwellenländer wie Indien und China zeigten erneut wachsenden Bedarf. Die verbesserte Situation der Weltwirtschaft führe bereits zu einer höheren Nachfrage.