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Preisverfall bei Schlachtschweinen: Schweinehalter enorm unter Druck

Deutsche Schlachtunternehmen drücken mit massiven Hauspreisdrohungen den Schlachtschweinepreis nach unten. Es fehlen 20 € an jedem Schwein beklagt Bauernpräsident Hubertus Beringmeier.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Preisverfall für Schlachtschweine sorgt für heftige Reaktionen unter den Bauern. „Die stark gestiegenen Anforderungen an Tierwohl und teuren Produktionskosten setzten die Betriebe wie selten zuvor unter Druck", erklärt Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und Sprecher für die Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband. Dies sei so nicht hinnehmbar.

Die Bauern seien zu vielem bereit und setzten sich auf den Höfen - sowohl im Umwelt- als auch im Tierschutz - mit ständig steigenden Anforderungen auseinander. Im Wiederspruch dazu stehen die sinkenden Erlöse, welche die Betriebe enorm belasten. „Es fehlen 20 € an jedem Schwein und wir haben einen Punkt erreicht, wo der Frust über das fehlende Einkommen auf den Höfen so groß ist, dass wir mit starken Strukturveränderungen zu Lasten der kleinen Betriebe, sowohl in der Schlachtwirtschaft als auch in der Landwirtschaft zu rechnen haben", so Beringmeier.

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Resultierend daraus kommt die Ware zunehmend aus dem Ausland. Die steigenden Tierschutzstandards in Deutschland verlieren so auf dem EU-Binnenmarkt den Anschluss. Beringmeier macht deutlich: „Wir erwarten hier von den nachgelagerten Stufen Verantwortung und Unterstützung für die deutschen Schweinehalter und die längst überfällige Einführung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung!".

Deutschland hat als großer Verbraucher von Schweinefleisch jahrzehntelang Spitzenpositionen im europäischen Preisvergleich eingenommen. Nun bilden die hiesigen Schweinepreise das Schlusslicht im europäischen Vergleich. Auswirkungen wie das knappe Angebot an Schlachtschweinen, die laufende Fußballeuropameisterschaft und das gute Grillwetter bieten beste Voraussetzungen für einen steigenden Markt, stattdessen stürzen die Preise weiter ab. Nicht nur Schweinhalter, auch die Milchvieh haltenden Betriebe schreiben seit Monaten rote bis tiefrote Zahlen. Auch sie leiden unter dem Preisdiktat des Lebensmitteleinzelhandels.

„Ich fordere den Handel dringend auf, sich von dem preisgetriebenen Einkaufsverhalten abzuwenden und sich glaubwürdig für den Erhalt der Tierhaltung in Deutschland bekennen", so Beringmeier.

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Druck auf VEZG-Notierung wird zu groß

von Agra Europe

Trotz eines überschaubaren Schlachtschweineangebots, das sich ohne Probleme vermarkten lässt, werden die Landwirte weniger Geld für ihre schlachtreifen Tiere erhalten. Die maßgebliche Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) musste am vergangenen Mittwoch deutlich um 9 Cent auf 1,48 €/kg Schlachtgewicht (SG) nach unten korrigiert werden.

Dafür sorgten die großen Schlachtunternehmen, die im Vorfeld der Notierung mit teilweise noch geringeren Hauspreisen gedroht hatten. Ihnen zufolge passen die Erlösmöglichkeiten am Fleischmarkt nicht zu den Einstandspreisen für Schlachtschweine, die deshalb sinken müssten. Hauspreise bei den großen Schlachtern in Deutschland hatte es bereits in den beiden vorherigen Wochen gegeben; allerdings war die Differenz zum VEZG-Preis mit 3 Cent nicht besonders groß und galt auch nur für freie Schweine.

Da Vertragsschweine jedoch in der Regel auf Basis des VEZG-Preises abgerechnet werden, wurde von den marktmächtigen Großschlachtern nun der Druck erhöht, dem die Erzeugerseite trotz des unterdurchschnittlichen Angebots wenig entgegenzusetzen hatte.

Ganz aus der Luft gegriffen scheint die Klage der Schlachtunternehmen über die zu geringen Erlösmöglichkeiten am Markt für Schweinefleisch nicht zu sein. Zumindest war diese auch aus anderen Ländern der Europäischen Union zu hören. Konnten die Folgen des coronabedingten Absatzverlustes in der Vergangenheit weitgehend durch umfangreiche und lukrative Exporte nach China ausgeglichen werden, ist dies jetzt nicht mehr in dem Maße möglich.

Die Volksrepublik hat ihre Bestellungen in der EU merklich zurückgefahren und will aufgrund des Preisverfalls im eigenen Land erheblich weniger bezahlen. Mehr Fleisch muss deshalb von den großen Exporteuren wie Spanien am Binnenmarkt verkauft werden, was die Erlösmöglichkeiten bei eher schwacher Nachfrage schmälert.

Nur Italien mit Notierungsplus

In anderen EU-Ländern waren die Preisabschläge für Schlachtschweine meist geringer als in Deutschland, oder sie blieben sogar ganz aus. In Österreich war laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) „das Überschwappen des Preisdrucks vom Fleischmarkt auf den Lebendmarkt“, ebenfalls zu spüren.

Der Rückgang der nationalen Leitnotierung konnte allerdings wegen des kleinen Lebendangebots auf 5 Cent begrenzt werden; sie liegt nun bei 1,64 €/kg SG. Härter traf es die belgischen Erzeuger mit einem Minus bei den Schlachtschweinepreisen zwischen 6 Cent und 8 Cent/kg Lebendgewicht (LG).

Das bisher von seinen Asienexporten profitierende Unternehmen Danish Crown (DC) senkte seinen Ankaufspreis für schlachtreife Schweine um umgerechnet 8 Cent auf 1,52 €/kg SG. Es sei eine Kombination aus einer coronabedingt geringer als üblich ausfallenden Nachfrage in Europa und einer Verlangsamung der Exporte nach China, die den Markt negativ beeinflusse, so das Unternehmen. Das Überangebot an Fleisch sei aber nicht so groß ist, wie es der Preisverfall von 9 Cent in Deutschland vermuten lasse, merkte der DC-Verkaufsdirektor für Schweinefleisch, Lars Albertsen, in einem Marktkommentar an.

Die französischen Mäster blieben hingegen von Abschlägen verschont. Die dortige Notierung blieb mit 1,547 Euro/kg SG die zweite Woche in Folge stabil. In Spanien wurde am Mercolleida die Notierung um 1 Cent auf 1,543 €/kg SG zurückgesetzt. Die Schlachtunternehmen hatten eine stärkere Senkung angestrebt, konnten diese aber wegen des geringen Lebendangebots nicht durchsetzen.

In Italien durften sich die Mäster sogar über ein Notierungsplus von 2 Cent/kg LG freuen. Abweichend von den sonst zu hörenden Klagen zogen dort laut offizieller Notierung auch die Teilstückpreise an, bei Schinken und Kotelette um jeweils 5 Cent/kg, bei Nacken um 13 Cent/kg.

Schweinepreis auf Vorjahresniveau

In der gesamten EU war in der Woche zum 13. Juni von einem starken Preisdruck am Schlachtschweinemarkt noch nichts zu spüren; es war sozusagen die Ruhe vor dem Sturm. Nach Angaben der EU-Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Durchschnitt der Mitgliedstaaten mit 166,69 €/100 kg SG bezahlt; das waren 0,94 € oder 0,6 % mehr als in der Vorwoche und ebenso viel wie vor genau zwölf Monaten.

Die Erzeuger in den baltischen Staaten Litauen und Lettland konnten sich dabei über die europaweit höchsten Zuschläge von 2,8 % beziehungsweise 2,6 % freuen. Dicht dahinter rangierte Italien mit einem Plus von 2,4 %. Im Mittelfeld lagen Spanien, Ungarn und Luxemburg, wo die Schlachtschweinepreise zwischen 1,4 % und 1,7 % zulegten.

Verhaltener erhöhten die Schlachtunternehmen ihre Auszahlungsleistung in Belgien, Frankreich, Deutschland und Österreich, wo es für die Mäster zwischen 0,4 % und 0,7 % mehr Geld gab. In den Niederlanden und Dänemark bewegte sich dagegen nichts; die Schlachtunternehmen hielten ihre Ankaufspreise konstant. Lediglich aus drei EU-Staaten wurden geringfügig schwächere Schlachtschweinepreise gemeldet, doch blieben die Abzüge in Rumänien, Finnland und Schweden auf maximal 0,3 % begrenzt.

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