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topplus Bargeldlos im Trend

Pro und Kontra Bezahlen mit Bargeld

Die Deutschen liebten ihr Bargeld. Doch diese Zuneigung ist sichtlich erkaltet. Der Anteil der Transaktionen der Girocard kontaktlos erhöhte sich von 35,7 % (2019) auf 60,4 % zum Jahresende 2020.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Fachzeitschrift Lebensmittelpraxis beschäftigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe ausführlich mit dem bargeldlosen Bezahlen. Die für Sie spannendsten Aspekte haben wir hier für Sie konzentriert:

Pro Bargeld

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Gefühl fürs Bargeld

Wer sein verfügbares Geld nur bar ausgibt, hat das Gefühl, seine Ausgaben besser im Griff zu haben. Das bestätigt eine Umfrage des Forschungsinstituts Yougov. Drei von vier Befragten gaben an, mit Bargeld behielten sie besser die Übersicht über die eigenen Finanzen. Außerdem setzen sich Barzahler ein psychologisches Limit: Wenn der Geldbeutel leer ist, steigt die Hemmschwelle für weitere Anschaffungen.

Bargeld ist anonym

Ja, wer sich ein Konto teilt, kann genau sehen, wofür der Partner Geld ausgibt. Unpraktisch ist das vielleicht beim Geburtstagsgeschenk, sonst aber sicher zu vernachlässigen. Relevanter ist die Verarbeitung der Daten. Der Erfolg der Treuepunkte-Karten wie Payback zeigen jedoch, dass der Kunde durchaus bereit ist, seine Daten zu teilen, wenn er davon etwas hat. Jüngst reihte sich Globus in die lange Schlange der Payback-Partner ein.

Barzahlung geht schneller

Kontaktloses Bezahlen geht jedoch genauso schnell wie das Bezahlen mit Bargeld. Der Anteil derjenigen, die gerne direkt komplett berührungslos (November 2020: 37 %; April 2020: 33 %) bezahlen und die Verkaufsinteraktion so kurz wie möglich halten wollen, steigt kontinuierlich. Mit Blick auf die Nutzung der kontaktlosen Girocard wird dieser Anstieg besonders deutlich. 41 % der Befragten geben an, diese momentan verstärkt zu nutzen und sie auch zukünftig häufiger verwenden zu wollen. Zu Beginn der Kontaktbeschränkungen waren es noch 36 %, die die kontaktlose Girocard verstärkt verwendeten.

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Kontra Bargeld

Bargeld ist unhygienisch

Hygiene ist laut einer Yougov-Studie die wichtigste Motivation für die verstärkte Nutzung der Kartenzahlung (November 2020: 52 %; April 2020: 56 %).

Bargeld ist unpraktisch

Mit Karte kann man immer passend zahlen. Zur Kartenzahlung motivierte das im November 2020 41 % der Befragten, während es im April 2020 noch deutlich weniger waren (27 %).

Bargeld ist teuer

Bargeld kostet Geld – nicht nur weil die Scheine gedruckt und die Münzen geprägt werden müssen. Banken und Geschäfte müssen Werttransporteure und Tresore bezahlen, damit stets genug Bargeld vorrätig ist. Einige Ökonomen kritisieren, die Kosten für Ein- und Zweicentstücke seien höher als der volkswirtschaftliche Nutzen der Kupfermünzen. In vielen Ländern wie Norwegen oder Schweden sind die Kupfermünzen deshalb kaum noch zu finden. Doch der Preiswettbewerb in Deutschland ist hart. Händler wollen nicht auf centgenaue Preise verzichten. Die Kartenzahlung löst diese Probleme, weder muss Geld von einem Sicherheitsunternehmen transportiert werden, noch braucht es Ein- und Zweicentmünzen zur Bezahlung.

Bargeld macht kriminell

Bargeld ist schwer zu kontrollieren: Ohne Bargeld gäbe es deutlich weniger Schwarzarbeit, Geldwäsche und andere Geschäfte, die der öffentlichen Kontrolle entzogen werden sollen. Eine Abschaffung des Bargelds könnte den Drogenhandel bekämpfen. Auch Überfälle auf Banken und Einzelhändler würden sich nicht mehr lohnen.

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Bargeldloses Bezahlen ist modern

Gerald Mann, Professor an der FOM Hochschule in München, widmet sich in einem Buch dem Thema Bargeldabschaffung. Im Interview mit Wibke Niemeyer spricht er über die aktuelle Diskussion und wie krisenfest Bargeld ist.

Lebensmittelpraxis: Jeder fünfte Bundesbürger hat laut einer Umfrage des Deutschen Bankenverbandes mehr als 500 € Bargeld zu Hause. Dennoch wird immer wieder über die Abschaffung des Bargeldes diskutiert. Wenn Sie einkaufen gehen, zahlen Sie dann mit Bargeld oder bargeldlos? Und warum bevorzugen Sie diese Bezahlform?

Prof. Dr. Gerald Mann: Selbst bevorzuge ich Bezahlen mit Bargeld, weil es praktisch ist und Anonymität sicherstellt. Allgemein: Die Nachfrage nach Bargeld ist seit Einführung des Euros gestiegen, obwohl die Neigung, mit Bargeld zu zahlen, abgenommen hat. Das scheint widersprüchlich. Es erklärt sich daraus, dass Bargeld von privaten Haushalten verstärkt als Reserve gehalten wird, ohne es für Zahlungsvorgänge zu verwenden.

LP: Laut einer Umfrage des Deutschen Bankenverbands zahlen mittlerweile knapp 60 % der Deutschen mit Karte oder Handy, Tendenz weiter steigend. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation rund um die Diskussion von bargeldloser Bezahlung? Wie nah sind wir in Deutschland dran an der Bargeldabschaffung?

Mann: Der Trend zur Bargeldlosigkeit ist offenkundig und durch Diskreditierung von Bargeld während Corona (unterstellte Ansteckungsgefahr) verstärkt. In der Menschheitsgeschichte hat sich stets die kostengünstigere Variante von Bezahlverfahren durchgesetzt.

Und elektronisches Bezahlen ist kostengünstiger, wenn man die Gefahren und Kosten einer bargeldlosen Welt nicht in eine umfassende Betrachtung miteinbezieht: Verlust an Anonymität mit daraus folgender noch umfassenderer Überwachungsmöglichkeit sowie noch schlimmerer Systemkollaps bei Ausfall von Internet und/oder Strom.

LP: Warum liebäugeln Staaten, Wirtschaftswissenschaftler und Händler mit der Abschaffung des Bargelds?

Mann: Jenseits ökonomischer Argumente gilt für viele die Bargeldlosigkeit als Ausweis von Modernität. Dann ist elektronisches Zahlen kostengünstiger gerade für Händler. Und – auch für manche Ökonomen ein wichtiges Argument – können in einer bargeldlosen Welt noch tiefere Negativzinsen durchgedrückt werden, wodurch man sich die Ankurbelung der Wirtschaft durch indirekten Konsum- und Investitionszwang erhofft.

Allerdings läge darin auch ein Frontalangriff auf eine gute Sparkultur und das Eigentumsrecht. Und manche Politiker versprechen sich durch diese Negativzinsen eine günstige Möglichkeit zur weiteren Ausdehnung der Staatsverschuldung, denn teilweise verdienen ja Staaten durch Negativzinsen an ihrer Verschuldung zulasten der Sparer. Hinzu kommt die Möglichkeit einer leichteren Überwachung aller Bürger.

LP: In der Corona-Pandemie nutzen immer mehr Menschen, vor allem Jüngere, die Möglichkeit, bargeldlos zu zahlen. Sehen Sie darin einen kurzfristigen Trend oder eine langfristige Veränderung? Welche Vorteile hat eine bargeldlose Gesellschaft?

Mann: Der Trend zur Bargeldlosigkeit steht, und bei Jüngeren ist er deutlich stärker ausgeprägt. In einer bargeldlosen Gesellschaft lassen sich die Vorteile der Digitalisierung noch besser nutzen, weil es keine nicht registrierten Transaktionen mehr gibt. Das erleichtert die Buchhaltung und die Erstellung von Steuererklärungen.

LP: Bei einem Stromausfall funktioniert elektronisches Zahlen nicht mehr. Wie krisenfest ist die bargeldlose Welt?

Mann: Ganz genau. Selbst wenn wir Bargeld bereits abgeschafft hätten, müssten wir es zur Absicherung gegen Strom- und/oder Internetausfälle wieder einführen. Jedes Krankenhaus verfügt aus guten Gründen über ein Notstromaggregat. Bargeld dient der Milderung von unter Umständen katastrophalen Folgen eines solchen Vorfalls.

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„Bargeld ist etwas aufwendiger im Handling“

Drei Fragen an Nastaran Amirhaji, Pressesprecherin bei Aldi Süd, zu den Bezahloptionen im Discount.

LP: Wünscht sich Aldi Süd eine Welt ohne Bargeld?

Nastaran Amirhaji: Aktuell zahlen rund 42 % unserer Kunden bargeldlos. Wegen der Zeitersparnis freuen wir uns, dass bargeldlose Optionen gerne angenommen werden.

LP: Geldtransport? Geldverwahrung? Was ist im Umgang mit Bargeld am aufwendigsten?

Amirhaji: Bargeld ist etwas aufwendiger im Handling. So muss etwa genug Wechselgeld da sein und am Ende des Tages das Geld sicher zur Bank gebracht werden.

LP: Bargeld managen und Gebühren für den bargeldlosen Transfer zahlen – ist diese Mischform nicht mit einem großen Aufwand verbunden?

Amirhaji: Jede Bezahloption bringt unterschiedliche Prozesse mit sich. Unsere Mitarbeiter sind in den Abläufen sehr routiniert. Beim Bezahlen mit Bargeld rechnen sie das Wechselgeld selbst aus. Das ist schneller, als wenn die Kasse den Wechselgeldbetrag anzeigt. Bei bargeldlosen Bezahlungen laufen die meisten Prozesse im Hintergrund ab.

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